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04.05.2010

Eine philosophische Frage

Es gibt eine StudiVZ-Gruppe mit dem zweideutigem Namen „Der Himmel muss ein bisschen so sein wie Berlin im Frühling“. Der erste Mai ist ein Tag im Frühling und traditionell ein ereignisreicher Tag für Berlin. In Kreuzberg trifft sich die links autonome Szene und wetteifert im Dreikampf Dinge werfen, Barrikaden anzünden und weg rennen mit der örtlichen Polizei in ihrem Dreikampf Leute festnehmen, Barrikaden löschen und Straßen räumen. Diese kollektive Freiluftveranstaltung gewann dieses Jahr die Polizei. Auch die Rechten wollten das Himmlische am Berliner Frühling erleben. Also sind sie mit ihren eigenen Dreikampf dort: antreten, marschieren und Parolen grölen (und nach Hause fahren).

Dabei hat sich nun folgendes abgespielt: Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse lies sich auf ein Schauspiel ein dessen öffentliche Wirkung nun für Empörung sorgt. Er beteiligte sich an den Protesten „Berlin gegen Nazis“ durch Sitzblockade auf der Marschroute der rechten Demo. Unter anderem zusammen mit dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Wieland und dem Bezirksbürgermeister von Berlin-Pankow, Matthias Köhne (SPD). So musste er letztendlich von den Beamten weggetragen werden, alles unter den hungrigen Augen der Fernsehkameras.

Was nun tun mit einen politischem Würdenträger der sich einen Akt des zivilen Ungehorsam leistet? Man lässt ihn erstmal zu Wort kommen:
Thierse: „Vielleicht erinnern Sie sich: Es gab einen Aufruf, "Nazis blockieren". Ich betone blockieren. Den haben sehr viele unterschrieben, Parteivorstände, der Parteivorsitzende der SPD in Berlin, Michael Müller, der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Walter Momper, der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske, die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth, die jüdische Gemeinde, viele andere, ich auch, und dann kann ich doch nicht nur auf andere zeigen, sondern ich war da und in dem Moment, wo ich da war, wollte ich auch zeigen, dass ich diese Demonstration ablehne.“
Ein Argument das auf die persönliche Integrität, die moralisch Integrität, hinausläuft. Seltene Worte aus dem Munde eines Politikers, schauen wir genauer hin.
Thierse: „ ... ich habe gegen Antidemokraten demonstriert, weil ich mich verpflichtet fühlte, ein Zeichen zu setzen. [..] Ich habe als Bundestagsvizepräsident die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten wie alle anderen Bürger auch.“
Hier haben wir das Motiv. Ein Zeichen gegen Antidemokraten setzen als staatsbürgerliche Pflicht. Ein liberales und ehrbares Motiv das der alte Mann aufzeigt.

Gegen so viel politische Überzeugungen formiert sich immer Widerspruch. Welche Vorwürfe werden da erhoben? Die meisten drehen sich um den Punkt Rechtsbruch durch einen politischen Würdenträger und damit die Schändung seines Amtes. Die schrillste kommt diesesmal nicht von den Liberalen, die halten sich merkwürdig zurück, sie kommt von der SPD-Abgeordneten Anja Hertel: "Ich habe ein Problem mit Demokraten, die meinen, sich über das Gesetz stellen zu können." Der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller (CSU) ist geschickter, aber dennoch plump. Er bedient sich eines rhetorischem Tricks der als Killerphrase an den ersten vier Worten zu erkennen ist: „Grundsätzlich gilt der Satz: Ein Parlamentarier kämpft mit Worten im Parlament und nicht auf der Straße gegen die Polizei.“ Bundesfamilienministerin Kristina „hat noch nie etwas schlaues gesagt“ Schröder macht sich Kraft ihres Amtes Sorgen um die Jugend: „Herr Thierse sollte sich ernsthaft fragen, wem er mit seiner Sitzblockade geschadet hat – den Neonazis oder unserer demokratischen Rechtsordnung. [Sie frage sich,] wie Jugendlichen Demokratie erklärt werden solle, wenn sich selbst ein Bundestagsvizepräsident über das Grundgesetz hinwegsetze.“
Den Preis für die erste Rücktirttsforderung geht an den Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt. Stellt man das Zeichen einer Sitzblockade gegen rechte Aufmärsche dem Zeichen eines Rücktritts wegen einem Protest gegen Rechtsextremismus gegenüber, frage ich mich ob die Empörung gegen Thierse nicht die philosophische Frage überdeckt der sich jeder politische Würdenträger stellen muss, „Hat ein Bundestagsabgeordneter nicht die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten wie andere auch? (Thierse selbst)“ und muss ein Politiker seine Überzeugungen nicht auch öffentlich leben?

Wenn nun ein Berliner Frühling diese Diskussion belebt dann ist dies wahrlich himmlisch, wie es die StudiVZ-Gruppe postuliert.

Quelle Welt Online
Quelle Focus 1
Quelle Focus 2
Quelle DRadio
Quelle Tagesspiegel

08.02.2010

Familie Romeike

Schon seit einigen Jahren spukt dieser Familienname durch die Medien. Es geht darum dass die Familie Romeike sich der staatlichen Schulpflicht widersetzt und ihre Kinder zu hause unterrichten will. Nach jahrelangen Kampf gegen die Behörden ist die Familie in Jahr 2008 in die USA übergesiedelt. Letzter Akt der Geschichte ist nun dass Familie Romeike höchstrichterlich den Status von politisch Verfolgten angerechnet bekamen und somit politisches Asyl in den USA beantragen können. Die ganze Geschichte könnte durchaus als Vorlage für einen Film oder ein Theaterstück dienen in dem an Ende mit reichlich Pathos die amerikanische Fahne geschwenkt wird und der Freiheit als höchstes Gut in den USA gehuldigt wird.

Unabhängig von der theatralischen Dimension des Ganzen, ist mir doch aufgefallen das die hiesigen Medien eine sehr einseitige Darstellung pflegen. Stellvertrettend soll hier dieser Artikel her halten. Anfangs war ich ähnlicher Meinung. Es ist aber meistens besser sich mit einer Meinung zu beschäftigen die nicht der eigenen entspricht, da dies ein guter Weg ist geistige Einseitigkeit zu verhindern und so begab ich mich auf die Suche nach Andersdenkenden, mit Erfolg. Das ef-Magazin (eigentümlich frei) hat ein sehr interesantes Fazit gezogen, dem ich nach reichlicher Reflexion eine Menge abgewinnen kann.

Im übrigen finde ich das politische Asyl durchaus gerechtfertigt, denn wenn eine Familie Jahre lang von von Behörden gepiesakt wird, nur weil sie eine andere Überzeugung (in Bezug auf die Bildung ihrer Kinder) hat gefüllt das voll und ganz den Tatbestand der politischen Verfolgung.

07.02.2010

Andi - dem Bösen auf's Maul

Vor ein paar Wochen bin ich auf ein wirklich putziges Comic gestoßen: Andi - Tage wie dieser. Schaut's euch an, eigentlich erübrigt sich jedweder weiterer Kommentar. Doch eines: Wenn gescheiterte Politikwissenschaftsstudenten mit Buntstift und Fineliner Amok laufen, dann kommt wohl sowas bei raus. Auf freundliche Nachfrage von NRW-Innenminister Ingo Wolf (CDU).


Na gut, so viel sei noch gesagt: Ich habe prinzipiell nichts gegen die zum Zwecke politischer Bildung Minderjähriger vereinfachte Darstellung politischer oder gesellschaftlicher Phänomene, aber hier geht's mir doch deutlich zu weit. Das Ganze ist wieder einmal dermaßen realitätsfern, wer soll damit denn erreicht werden? "Eisenheinrich"... Ich fass es nich.

22.01.2010

Haiti

Vor ein paar Tagen habe ich einen sehr guten Kommentar zum Thema Haiti gelesen, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Er fasst all das zusammen, was mir dazu im Kopf rumschwirrt. Auch möchte ich noch einmal auf den hervorragenden Dokumentarfilm 'Ghosts of Cité Soleil' verweisen.

Eine Naturkatastrophe trifft auf eine Dauerkatastrophe. Ist für mich in etwas so, als wenn auf der Intensivstation für unheilbar Kranke das Licht ausgeht. Und nichts anderes ist Haiti, eine verdammte Katastrophe. Eine nicht endende Geschichte des Leides und der Desillusion, eines jener hervorragenden Beispiele einer gescheiterten postkolonialen Gesellschaft. Die ZDF-Spendengala (eine 'Spendengala', man muss sich dieses Wort einmal auf der Zunge zergehen lassen) mit Gottschalk schafft fast 20 Mio. Euro, hahaha. Wenn's den Wohlstandsmuttis mal wieder im Arsch juckt...

Ich selber muss jedenfalls feststellen, dass mich die Folgen des Erdbebens vollkommen kalt lassen (aus dem Grund jenes fortwährenden Desasters dieses Landes und der alltäglichen Tragödie auch ohne Naturkatastrophe) und mich vielmehr diese mit nichts anderem als scheinheilig zu bezeichnende Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft und Anteilnahme (auch hier in Mexiko) furchtbar ankotzt. Weltschmerz bitte nur nach Erdbeben und zu Weihnachten.

11.01.2010

DIE BLUMENINSEL

Heute morgen wurde den Schülern des dritten Lehrjahres der Schnitzschule für Holzbildhauerei und Schreinerei des Berchtesgadener Landes um 9:21 durch den Berufsschullehrer, nennen wir ihn Herrn F. Agapius B., dieser Arte- Mitschnitt gezeigt. Er benutzte dazu einen etwa 30 Jahre alten Fernseher,ein Videogerät samt selbstbespielter VHS- Kassette und eine Fernbedienung, welche er mit seinem Greifdaumen bediente. Er fügte hinzu, der Kurzfilm "Die Blumeninsel" hätte schon viele internationale Preise gewonnen....

In diesem Mitschnitt wurden leider die drei einleitenden Sätze entfernt, welche da hießen:

Dies ist keine Fiktion.
Die Blumeninsel gibt es wirklich.
Gott gibt es nicht.

Viel Spaß!

11.10.2009

Do you know CODEX ALIMENTARIUS ?

Hier ein Beitrag des Schweizerischen Fernsehens zu diesem wie ich finde äußerst brisanten Thema:

http://www.alpenparlament.tv/index.php?option=com_content&view=article&id=68:codex-alimentarius-dr-gottfried-lange-im-interview-mit-tomas-eckardt&catid=37:liste-der-videoaufzeichnung&Itemid=57

Leider kann ich euch nur diesen Verweis liefern...

14.08.2009

Schlöndorffs "Tod eines Handlungsreisenden"

1949 erhält Arthur Miller den Pulitzer Preis für Theater, und das gerade mal mit 33 Jahren. Das Theaterstück, welches ihm diesen Ruhm bescherte ist das gesellschaftskritische Drama "Death of a Salesman" (Tod eines Handlungsreisenden). Im Jahre 1985 inszeniert der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff eine gleichnamige Fernsehverfilmung des Buchs, die in den Hauptrollen mit Dustin Hoffman und John Malkovich besetzt ist. Das Werk ist bewusst theateresk gehalten und hat daher eine gewisse Starre und Kälte, was einen angenehm sachlichen Rahmen schafft. Der Film handelt von einem alten, noch berufstätigen Mann, den seine Erfolgswünsche gemäß des american way of life schwach, müde und unglücklich machen.

Und wenngleich etwas überstrapaziert, ist der Begriff "Gesellschaftskritik" hier sehr angebracht. Gesellschaftskritik, Gesellschaftskritik und zwar nach alter Manier. Ein Must-Have-Item für die Gesellschaftskritik-Freaks unter uns. Das macht den ansonsten sehr unauffälligen Film sehenswert. Das und die muffig-coole Ollness, die in der folgenden Kostprobe hoffentlich rüberkommt.
(nicht erschrecken, manchmal schaltet YahooVideo Werbung ein.)

23.02.2009

Ghosts of Cité Soleil

Ghosts of Cité Soleil ist ein dermaßen verstörender Dokumentarfilm aus dem Jahr 2004, dass mir beim Anschauen körperlich schlecht geworden ist. Er spielt in Haiti und wirft anhand der Portraits zweier Brüder einen schauerlichen Blick auf das Leben in Port-au-Prince' ärmsten Elendsviertel, dem Slum Cité Soleil, die Sonnenstadt. Ein aufklärerischer Film, der unglaublich differenziert und ohne einen konkreten Standpunkt zu vertreten, ohne eine klare politische Botschaft zu vermitteln, schlichtweg das tut, was man unter "hinschauen und versuchen zu verstehen" von einem guten Dokumentarfilm erwartet.



Hier gibt's noch eine weiterführendere Kritik zum Film und hier einen sehr guten Artikel zu den politischen Rahmenbedingungen Haitis im betreffenden Zeitraum.

17.01.2009

Bologna reloaded

So einiges haben wir in vergangenen posts schon darüber geschrieben (siehe hier + hier + hier). Vielleicht als Stein des Anstoßes, neuerlich das Thema Hochschulreformen, Bologna-Prozess und Bildungspolitik zu diskutieren, oder einfach nur als gute Nachricht mit bitterem, vielleicht aber eher melancholisch heroischem Beigeschmack, mein Verweis, folgenden Artikel unbedingt zu lesen:

http://www.faz.net/s/RubC3FFBF288EDC421F93E22EFA74003C4D/Doc~E55AD24DD2C5E472A84CA69FCBA13D3ED~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Ich enthalte mich auch weiterer Kommentare, wenigstens vorerst, verweise aber abschließend darauf, dass Marius Reiser hier noch einmal sehr gut all die Dinge zusammenfasst, die auch mir zum Thema durch den Kopf schwirren. Die stellenweise Polemik sei ihm zumindest meinerseits verziehen.

Kunst und Politik

Vor drei Tagen wurde im Foyer des EU-Ratsgebäudes die Installation "Entropa" des tschechischen Künstlers David Cerny enthüllt. Hier ein paar Bilder, mehr gibt's hier:




So eine bekloppte Idee aber auch: Da beauftragt der Rat die momentane tschechische Ratspräsidentschaft, 'nen Künstler aufzutreiben, der mal eben Europa illustriert. Für den geneigten Betrachter am besten als platte Klischeebombe, aber bitteschön: nett. Nun, das scheint dann wohl ein bisschen danebengegangen zu sein, offensichtlich waren da sowohl Auftraggeber, als auch die tschechische Regierung ein wenig blauäugig, zumal Cerny nicht als folgsamer Geselle gilt. Man beachte bspw. das deutsche Autobahnhakenkreuz oder Polen als katholischen Priesterauflauf, garniert mit 'ner Schwulenfahne. Auch Italien als einziges Fußballfeld, uhhh. Konkreter wird's allerdings bei Spanien (Betonwüste). Wie ich kürzlich erfahren habe, sind über 80Prozent der spanischen Küste mit größtenteils riesigen Fekalhotels verbaut, bei ca. 3Mio. leerstehenden Wohnungen im Land. Jetzt hängt die Immobilienblase also auch in Brüssel an der Wand.

Über den künstlerischen Wert lässt sich streiten oder nicht, weit scheint es mir damit jedenfalls nicht her zu sein. Ist aber auch egal, weil Provokation belebt das Geschäft und dass die stets um ihre Außenwirkung besorgten Politiker mal wieder in Entrüstungsstürmen verbalen Amok laufen, ist in diesem Fall durchaus belustigend. Schöne Kurzweil mit ernüchterndem Nachgeschmack, Cerny hat sich vorgestern nicht nur entschuldigt, sondern auch Änderungen am Werk angeboten. Dies führt uns augenscheinlich zu dem Ergebnis: Kunst< Politik, alles beim Alten und wir können beruhigt schlafen gehen.

03.12.2008

Vom fröhlichen Demonstrieren

Vor genau einer Woche war ich auf einer Demonstration gegen die neue Chemnitzer Polizeiverordnung. Im Prinzip nicht weiter spektakulär, offenbarten sich mir mal wieder eine Reihe von Einblicken, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Zum Inhalt der zu bekämpfenden Verordnung sei nur soviel gesagt, dass diese dem Beispiel Erfurts folgend ein Verbot von Skateboarden an nicht dafür zulässigen Plätzen, dem Trinken alkoholhaltiger Getränke in der Öffentlichkeit, von wiederkehrenden Versammlungen von mehr als zwei Personen mit einem Mindestmaß an Behinderungs- und Beeinträchtigungspotential gegenüber Dritten, von leinenlosen Hundespaziergängen im Stadtgebiet und dem Geld"Schnorren" in der Innenstadt beinhaltet. Bestandteil der Verordnung sind nun keine verschärften Ordnungswidrigkeitsbestimmungen, sondern die Anwendung des Strafrechts bei Überschreiten.

Aufgerufen zur Demonstration hatte wie üblich ein loses Bündnis aus linken Jugendgruppierungen. Der Lautiwagen war bestellt, der Treff um 15.00 am Marxkopf offeriert. Mit etwa 350 Personen, also einer durchaus überschaubaren Anzahl, ging's schließlich durch die halbe Innenstadt, besondere Vorkommnisse gab es wie zu erwarten keine. Die meisten Teilnehmer waren Punks und die üblichen Verdächtigen, also linke Aktivisten, wichtige Personen des alternativen öffentlichen Lebens und eine Handvoll Studenten (die wiederum zur Hälfte den drei erstgenannten Gruppen zuzuordnen sind). Erfreulicherweise gestaltete sich der Kinderanteil als ausgesprochen hoch, der der Hundebesitzer aber leider auch (die auch die einzige Gruppierung waren, in denen "Normalbürger" vorhanden zu sein schienen). Mir stellte sich vor allem die Frage: Wo waren die Skateboarder, wo die Alkis, wo die Schüler, wo die Studenten und vor allem, wo die Hools?

Wie immer konnten die Redebeiträge allenfalls durch ein hohes Maß an Populismus, demagogischer Pädagogik, linken Klischees und offenkundiger nicht gemachter Vorbereitung aufwarten, mit einer Ausnahme gab's weder was Neues noch sonderlich Überzeugendes zu hören. Die verfehlte Jugendpolitik der Stadt wurde berechtig, aber kaum fundiert angegriffen, der Renterstereotyp, maßgeblich beheimatet in Chemnitz, verteufelt und als Grundübel des öffentlichen Lebens ausgemacht, der Polizeistaat theoretisch und am Chemnitzer Beispiel einigermaßen gut nachvollzogen und natürlich der Kapitalismus insgesamt und universell abgewatscht. Die Musik war mäßig, allerdings fand ich's wundertoll, in der Innenstadt, in welcher der Verkehr in Folge der Straßensperrung nahezu zum Erliegen kam und deshalb ein gewisses Publikum sich einfinden konnte, mit übersteuerndem Beasty-Boys-Sound so richtig laut zu sein. Bis auf zwei größere Plakate und die spärlichen Redebeiträge war die Demo aber sicherlich recht schwer zuordbar, weshalb der Assoziationsgrad der Unbeteiligten relativ gering ausgefallen sein dürfte.

Gerade im Hinblick auf den Eingriff in das Versammlungsrecht hoffe ich auf eine erfolgreiche Verfassungsklage, ansonsten wird die Wirkung des Umzuges wohl gegen Null tendieren. Bedenklich finde ich vor allem, dass bettelnde Personen strafrechtlich belangt werden können und der Willkür der Polizei ein weiteres Mal die Türen geöffnet werden.

Als Resümee lässt sich ziehen, zwei Stunden in nasskalter Nullgradkälte, aber mit mich umgebenden netten Personen verbracht zu haben, bis auf zwei Eingriffe der begleitenden Beamten wegen Vermummung kaum Aggressivität gespürt zu haben und mich neben beschriebenen Umständen die ganze Sache wie üblich nicht vom Hocker gerissen hat. Über Sinn und Unsinn lässt sich streiten, ich fand die Demo schwach organisiert und würde mit mindestens der Hälfte der anwesenden Leute vermutlich kein vernünftiges Gespräch zustande bringen. Aber als Form von Interessensvertretungen im Austauschprozess zwischen Öffentlichkeit und Staat war es mir ein willkommenes Mittel, meine Meinung kollektiv und auf einen sehr kleinen gemeinsamen Nenner reduziert kundzutun.

29.11.2008

animal war

Kommt bloß nicht auf die Idee, hier was rein zu interpretieren, von wegen 'schwarzer block' oder 'nieder mit den Unterdrückern'... (das Kokodil ist immer da)

24.11.2008

Man, war das angenehm heut früh im verschneiten Dresden zur Uni zu fahrn. Ich mag die frisch zugeschneiten Flächen. Alles so Glatt und schaut nach neu aus was einen Aufbruch impliziert. Ein neuer Tag mit neuen Chancsen. Um so schöner waren hinterm Hörsaalzentrum auf der Rasenfläche die zwei Schneemänner die einen am Morgen begrüßt haben. Der Gedanke ob ihn wohl Kinder am gestrigen Sonntag Nachmittag kurz vorm Dunkelwerden gebaut haben um es sich danach bei heißem Kakao in der warmen Stube und einer Märchenplatte gut gehen zu lassen war angenehm zu führen. Hätte auch nichts dagegen, wären es Studenten gewesen, die sich die erste Stunde des Montags sinnvoll gestaltet haben. Den ganzen Tag hat mich der fallende Schnee vor dem Fenster daran erinnert wie ruhig es draußen ausschaut.
Auf meinem Heimweg in der Dunkelheit war die Wiese mittlerweile übersät mit Schneemännern, die mir im diffusen Licht der Stadt die Gedanken des Morgens in Erinnerung riefen. Einer hatte einen Penis angeklebt, 10 Meter weiter stand gar ein Riesenpenis aus Schnee geformt. Die lies mich kurz innehalten, und ich hätte rein hacken können. Was geht denn hier an Dummheit. Eine derartige Manifestation der Beschränktheit bekommt man selten zu Gesicht. Ich hab ja nichts gegen freizügige Sexualität, noch was gegen andere Eisfiguren als Kugelkompositionen, doch das ist der Gipfel individuellen geistigen Versagens. Wie Gehirnamputiert müssen die Typen sein, die das gebaut haben. Zig mal mehr Feingeist erwarte ich von Vorschulkindern. Und ich hätte es tun sollen. Hingehn, und den Penis mit meinen Winterstiefeln dem Erdboden angleichen. Diese Eingebung kam mir auch recht Flott, es wäre noch nicht zu Spät gewesen, diejenigen wenigen Menschen in der Umgebung die mich dabei gesehen hätten würden mich wahrscheinlich auch noch für cool halten, und dennoch, ich entschied mich dagegen mit der Begründung, die Primaten unter uns haben auch ein Recht auf die Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Damit hab ich's mir zu leicht gemacht, denn als es bereits zu Spät war hab ich mich über meine Entscheidung geärgert. Ich hätte die Welt ein Stückchen besser machen können. Meine Meinung nach hat jeder noch so geistig Zurückgebliebene die Möglichkeit eingeräumt zu bekommen ein Dasein zu fristen, bei dem er mit sich selbst zu Frieden sein kann. Doch diese Forderung muss nicht streng erfüllt werden sobald er den Gemütszustand seiner Mitmenschen auf unangenehme Weise beeinflusst. Genau der negative Einfluss fand bei mir statt, und verdammt, hätte ich das Teil doch einfach nur zusammengetreten, um damit dessen Sympathisanten zu zeigen was für eine niedere Existenz sie führen. Dass es Leute gibt, die über sie entscheiden dürfen. Man muss nicht alles tolerieren, dies sage ich entschieden.

04.11.2008

Obama Reggae

Obwohl ich ja sonst spärlichen Posts mit nur Youtube-Video sehr kritisch gegenüber stehe, kann ich es nicht lassen das Gleiche zu tun, aber zumindest um einige Zeilen angereichert zur beruhigung meines Gewissens. Die Freude über die Gesamtsituation überstrahlt die Bedenken. Hoffentlich hält die Freude durch nen Sieg Obamas an. Ist dies der Fall, sollte man sich eigentlich eine amerikanische Fahne an den tragbaren Kassettenrecorder, auf dem dieser Song in Endlosschleife spielt, hängen. Eine spannende Wahlnacht wünsch ich mit diesem Kenianer.

Why why why why why why oyyy why whyyyy not

Well, this is not about class,
nor color, race, nor creed.
Make no mistake it’s the changes
well all the people dem need
Then I’m a shout out…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Dem said
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy


Now you can hear it in the morning (Obama!),
And you can hear it in the evening (Obama!),
Black man and white man shouting (Obama!),
Dem hear the groove and them is moving (Obama!).
And you can hear them saying…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Dem said
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy


The man let down his hat
And noone can’t stop that
Well some of dem are just smart
And some ah take back dem chant
And some of dem who was racist
jumping and dancing in the street
in a shout of…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Dem said
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy


It is not Hillary Clinton (Obama!)
and it is not John McCain (Obama!)
It is not Chuck Norris (Obama!),
And I know it’s not John Wayne (Obama!),
It is not the one Rambo (Obama!),
And it is not the Terminator (Obama!),
But a new trendsetter (Obama!),
The mountain of the whole America
and dem shout out…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Dem said
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy


African-American rise…
and keep your eyes on the prize (Obama!),
Cause now none of them realize,
the black man is in their eyes. (Obama!)

Well it’s no joke it’s a fact,
we’re gonna paint the white house black (Obama!),
And I can’t believe it’s true
black gonna run the red, white and blue…
Dem a shout out…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Dem said
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy


Me callin’ all of the Indians (Obama!),
who live up on the reservation (Obama!),
the Japanese and all the China-men (Obama!),
the Hindu and all the Mexicans (Obama!),
Arabs and Jews and Palestinians (Obama!),
a time ’till we chime up as one,
and shout out…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Shout
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy


‘Cause this is not about class (Obama!),
nor color, race, nor creed (Obama!),
but it’s about the changes (Obama!),
what the Americans need (Obama!).

So, whether you come from California (Obama!),
Or you live in Nort’ Dakota (Obama!)
You could have come from Texas (Obama!),
Or you’re living ina Florida
how all ya join this alliance (Obama!)
Now let me hear you stand and shout,
Just shout out…

Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy
Shout
Barack Obama, Barack Obama, Barack Obama
Ooyy ooyy

23.10.2008

99 francs

Kürzlich habe ich im Kino einen Film gesehen, den ich hier mal kurz vorstellen möchte.



39,90 bietet sowohl inhaltlich als auch filmisch eine Vielzahl von Eckpunkten, die zu einer Kontoverse auch zwischen mir und mir über seinen Sinn und Unsinn geführt haben.

Zunächst mal, der Film ist wohl am besten mit den Attributen chaotisch, bösartig, lustig, tragisch, durchgeknallt, wild, laut, intellektuell, launisch und konfus zu beschreiben. Er ist die Adaption des gleichnamigen Buches von Frédéric Beigbeder und soll sich wohl inhaltlich mit wenigen Ausnahmen an selbiges halten. Es geht also um den Webedesigner Octave Parango und seine fertigen Freunde, um die teuflische Werbbranche, um Drogenexzesse und um Liebe. Gezeigt wird Octaves Weg vom skrupellosen, genialen Arschloch der Werbeindustrie hin zum kaputten Junkee der allen eins auf die Fresse geben will. Was der Film aber nicht ganz schafft oder schaffen will: Besonders die einzelnen Bereiche in Octaves Leben sind zu sehr von einander getrennt (Liebe, geistiger Werdegang, Perspektiven auf die Werbung), als dass sie nahtlos ineinanderübergehen würden und ein stimmiges Gesamtbild ergäben. Die politischen Aussagen können zwar als durchaus gelungen und glaubhaft gelten, für manch einen werden diese eher klischeehaft und kitschig rüberkommen.

Ansonsten muss ich sagen, die rasante Atmosphäre lässt einen sich tief in den Film hineinlegen und durchaus authentische Darsteller machen Spaß. Allerdings wirkt alles wie gesagt ein bisschen unfertig und man könnte meinen, Jan Kounen braucht noch ein, zwei Filme. Lässt man sich aber auf 39,90 ein, macht er nen Haufen Spaß und berührt und verstört. Ein dreckiger Film eben. Mich hat nichmal das nervige Technogeduddel gestört, oder besser, es setzt genau dann gekonnt ein, wenn man sowieso abgetörnt is. Und das schafft der Film fast durchgehend und das verdient ein Lob.

22.10.2008

Gregor Böckermann und das Glück des Kämpfers

Es gibt Menschen, die geben 'nen Scheiß und tun was getan werden muss. Gregor Böckermann ist so jemand. Der exkommunizierte ehemalige katholische Pfarrer ist seit 18 Jahren jeden Donnerstag vor'm Hauptgebäude der Deutschen Bank in Frankfurt am Start. Um zu demonstrieren für 'ne bessre Welt. Und den christlichen Sozialismus, was auch immer das sein soll.


"Wen beten wir denn eigentlich an? Das Geld" Und weiter: "Es gilt: Christen können keine Kapitalisten sein" Nun ja, Max Weber wär da vermutlich anderer Meinung. Und zum Thema Finanzkrise: "Jetzt sind wir überzeugt davon, dass wir noch zu unseren Lebzeiten den Kapitalismus überwinden werden. Die Bankenkrise lässt uns hoffen"

Ich bewundere Menschen wie ihn zutiefst. Ich wär auch gern Aktionist. Doch irgendwie ist mir ein bisschen dieses schöne Weltbild mit den klar gezeichneten Konturen und dem herrlich einfachen Wertemustern verloren gegangen. Denn das braucht es wohl. Sonst müsste sich Gregor nähmlich fragen, was das ganze soll, warum er hier steht und nicht woanders und wie denn bitteschön der christliche Sozialismus aussehen soll.

Trotzdem Danke für die Slumhütte vor den Fenstern des Bankenungetüms und danke für gelebten Protest.

06.10.2008

Lyrische Stilmittel im Alltag: Die Mitte-gegen-rechts-Alliteration




Dienstag den 30. schenkte schließlich Stephan mir meinen modischen Bautzen-Bleibt-Bunt-Button. Während wir zur Wohnung wanderten, witzelten wir, ob alliterative Aussprüche auf Ansteckern anspruchsvolle Ausdruckskunst ausmachen. Freilich versetzte uns die Frage ob Ortschaften ohne ordinäre Anfansbuchstaben auch akzeptable Alliterationen wie "Bautzen bleibt bunt" bewerkstelligt bekämen in gar grüblerische Geisteslagen!

Daraufhin drängte die Durchführung des Versuchs, viele verschiedene freiheitlich-bürgerliche mit beliebigen Buchstaben beginnende Bekenntnisse für Kleinstadtkundgebungen zu kreieren:

Aschersleben achtet alle
Böblingen baut Brücken
Cottbus conta Camouflage
Dessau disst deutschtümelnde Demagogen
Elsterwerda echt exotisch
Flöha fordert Vielfalt
Grimma gegen Glatzen
Heppenheimer Hand in Hand
Ilmenau - Islam inside
Jodeln und jiddeln in Jeßnitz
Kamenz kontra kahle Köpfe
Löffingen liegt leicht links
Mehr Menschlichkeit in Mittweida
Nein zu Neonazis in Niesky
Orient und Okzident in Ottendorf-Okrilla
Püttlingen proklamiert Potpourri
Quo vadis Quakenbrück?
Rüsselsheim rügt Rechtsextremismus
Schmöllner schelten Springerstiefel
Taucha trotzt totalitären Theorien
Ulmer unterbinden Unterdrückung
Vetschauer verachten vereint vorurteilsbehaftete Volksverhetzung
Wir wollen ein weltoffenes Wilthen!
Xanten = xenophil
Zwenkau zeigt Zivilcourage

mit lieben Grüßen von Antje & Clemens

13.07.2008

Amin Maalouf -Das erste Jahrhundert nach Béatrice

Als Mängelexemplar erworben, übertrifft der Inhalt dieses Buches bei weiten sein Äußeres, obwohl eigentlich keine Mängel festzustellen sind, bis auf den "Mängelexemplar"-Stempel. Grob wiedergegeben, geht es um ein Medikament, welches das Sperma des Mannes verändert und sein Weib ausschließlich einen Jungen gebären lässt. Vom bloßen Potenz steigernden Pulverchen bis hin zum weltweiten Komplott deckt dabei Insektenforscher Jarry die Strukturen des im Untergrund agierenden Netzwerks auf und stößt dabei dank seiner Geliebten Clarence, zugleich Journalistin, auf weltweites Echo. Die mit dieser neuen Möglichkeit konfrontierte Gesellschaft reagiert aber so gar nicht wie erwartet, und nimmt das neue Pharmazeutikum mit offenen Armen auf. Die sich daraus ergebenden globalen Folgen und moralischen Abgründe verpackt in attraktive Handlungsstränge sind Hauptgegenstand des Buches, das gepaart mit sprachlicher Raffinesse und intellektuellem Drive zu einem Serrano Schinken unter den Büchern avanciert. Kostprobe:
"Genauso saß ich auch da, als Ende Juli das Drama von Naiputo gemeldet wurde. Zur Geschichte stehen solche Dramen im gleichen Verhältnis wie Wörter zum Gedanken; man weiß nie ob sie selbst gestalten oder lediglich widerspiegeln."

Der aus Libyen stämmige Autor versteht es althergebrachte und zigfach durchgekaute Zwiespälte der Menschheit,, zu denen man in unserem Umfeld bereits eine gewisse Distanz aufweist, weil man nicht mehr unmittelbar mit ihnen konfrontiert wird,, glaubwürdig und nachempfindbar wiederzugeben, da er sie in einen zeitgenössischen Kontext setzt. Die besondere Authentizität beim Behandeln derartiger Themen ist wohl auf seine Abstammung zurückzuführen, wo Stammeskult und Genderproblematik auch in heutiger Zeit noch schreckliche Keime zum treiben bringen. Dennoch wird nicht mit dem erhobenen Zeigefinger angeprangert, sondern vielmehr sachlich geschildert, und die Urteilsfindung dem Leser selbst überlassen, was einen hier und da über seine moralischen Werte selbst nachdenken lässt.

19.04.2008

Banksy

Bestimmt einigen von euch schon bekannt, ich jedenfalls war hochgradig fasziniert von den Werken des Londoner Künstlers Banksy. Auf dieser Seite finden sich wunderbare Bilder. Besonders beeindruckt bin ich von der endzeitlichen Atmosphäre, welche die Bilder größtenteils transportieren und ihrer großen Bandbreite. Ohne Frage erstklassige Ideen mit viel viel politischer Aussagekraft.



18.04.2008

Der asoziale Überwachungsstaat III

"Polizei soll Kameras in Wohnungen platzieren dürfen [...] Unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich das Innen- und das Justizministerium auf tiefgreifende Eingriffe in die Unverletzlichkeit der Wohnung und die Vertraulichkeit privater Gespräche geeinigt [...] in Zukunft soll das BKA nicht nur Wanzen in den Wohnungen von Terrorverdächtigen anbringen dürfen, es soll diese Wohnungen sogar mit Kleinstkameras bestücken können [...] Terrorverdächtige sollen in Zukunft automatisch überwacht werden dürfen" (Süddeutsche von heute, Seite1)

Ich möchte mich und andere nicht wiederholen, deshalb der Verweis auf diesen und diesen Beitrag und außerdem auf diesen ARD-Kommentar.

Allerdings stoßen mir Schlagzeilen wie die obige stets derart auf, dass es sich anfühlt wie Spinnenbeingarnierte Froschschenkelsuppe.

Sicherlich wird man einwenden können, betreffende Überwachungsmechanismen greifen erst nach richterlichem Beschluss, wer sich korrekt verhält, braucht nichts verbergen und drittens ist es nun einmal Aufgabe des Staates, die innere Sicherheit zu gewährleisten. Alles Bullshit, denn erstens bieten Personen-abhängige Richterbeschlüsse keinen ausreichenden Schutz vor willkürlicher Überwachung (v.a. im Falle einer sich zuspitzenden innenpolitischen Situation), zweitens hat jeder etwas zu verbergen, nämlich seine Privatsphäre und drittens gibt es viele wesentlich effektivere und tatsächlich greifende Methoden, die innere Sicherheit auch präventiv zu sichern, ohne dabei Grundrechte der Verfassung außer Kraft zu setzen. Es gibt natürlich noch eine Vielzahl weiterer Argumentationsmöglichkeiten die Unsinnigkeit und Gefährlichkeit die Praxis staatlicher Überwachung betreffend, es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass wie bisher recht verlässlich das BVG auch weiterhin derartige Gesetzesperversionen einzuschränken weiß.