Shake your Style.

05.09.2007

Auch du bist ein Täter!

Hallo liebe Gemeinschaft ketzerischer Vollblutaktivisten, nach längerer und selbstverständlich unentschuldbarer (womit ein Versuch von Rechtfertigung auszuschließen wäre) Blogabstinenz hier nun auch mal wieder von mir ein feist fideles Hallo! bzw. Glück auf! bzw. Lang lebe der Tag!

Ich möchte die Chance möglichst ungeteilter Aufmerksamkeit einmal nutzen, um auf ein für mich in meiner politischen Versteifung höchst relevantes, aber in unserer Gruppe bisher wenig beachtetes Problem hinzuweisen, das eng verknüpft ist mit dem Buch "1984", meiner Pubertät und allem Schlechten dieser Welt. Gemeint ist der in Verbindung mit der Verteilung von Machtmonopolen v.a. auf staatliche Gewalten im Lauf der Geschichte stets angestrebte, aber aufgrund von technischen Entwicklungen in den letzten 50 Jahren niemals so effiziente Hang zur Überwachung des Bürgers eines Landes durch die dieses verwaltende und regierende Obrigkeit, also durch besagte staatliche Gewalten. Die Grundidee ist dabei der "Bürger als potentieller Täter", es wird der Versuch unternommen, präventiv möglichst jedes Verbrechen und damit jeden Angriff auf staatliche Regularien, Gesetze, Verordnungen und die Verfassung, und damit den Staat ansich, zu vermeiden. Letzterer Punkt führt uns zu dem schlussendlichen Horrorszenario?, das ein jeder hinter einem auf dem Gebiet der Überwachung und präventiven Verbrechensbekämpfung (und damit überhaupt erst:) starken Staat schlussfolgert: Die Entwicklung hin zu einem autoritären/totalitären System in dem sämtliche Opposition allein durch das nun ins Unermessliche angewachsene Machtmonopol unterdrückt werden kann, unterstützt durch weitere immer alltäglichere Phänomene der Unmündigkeitswerdung des Bürgers sich äußernd in schlechten Fernsehprogrammen, Politikverdrossenheit oder der Bildzeitung.

Mit der erstaunlichen Vermehrung von Kameras an öffentlichen Plätzen (man mag sich an beste Kaninchenorgien erinnert fühlen), mit Lauschangriffen und nichtrichterbeschlussvoraussetztenden Haus- und Onlinedurchsuchungen (siehe Bundestrojaner), mit RFID-Chips, Maut-Überwachung, biometrischen Pässen, StudiVZ und vielen anderen der Überwachung und Datensammlung zuträglicher Innovationen ist in den letzten Jahren (besonders natürlich nach DEM EREIGNIS schlechthin im Jahre 2001) ein riesen Schritt in diese Richtung gemacht wurden. Im Zusammenhang mit der Angst und ihrer zielgerichteten Schürung vor immer neueren und schlimmeren und böseren und, sagen wir es ruhig: islamistischeren TERROR-Anschlägen machen Innenminister und Regierungschefs und Konservative und Rechte überall, aber auch sog. Liberale und Möchtegernaltgrüne und Pseudolinke anderswo sich stark für die Akzeptanz und die Selbstverständlichkeit des Abbaus von Grund- und Freiheitsrechten im nahezu gesamten Raum der sog. westlichen, demokratischen und v.a. freiheitlichen Industrienationen (siehe England), während in Staaten wie Russland oder China Oppositionelle und Andersdenkende längst unter dem Docht der Überwachung in Verbindung mit den dortigen autoritären Gegebenheiten zu leiden haben und die als Beispiel gelten können, wie effizient Überwachungstechniken mittlerweile eingesetzt werden können.

Zum Abschluss noch ein Aufruf: Überwachung ist doof und Schäuble soll nach Hause gehen (haha), bis bald.

4 Kommentare:

clem hat gesagt…

Dabei sollte man auch nochmal sagen, dass in Fragen digitaler Überwachungstechnologie die Radiosendung des Chaoscomputerclub als heißer Tipp gilt.

georg hat gesagt…

Heute las ich in der Süddeutschen ebendazu passend einen wunderbaren Nachruf: "Weltalltag am PC - Die Privatsphäre: Ein Nachruf zu Lebzeiten" von Gustav Seibt. Eine treffend kurze Bilanzierung der Geschichte und vom Niedergang des Privaten, des hohen Guts des neuzeitlich liberalen Bürgers. Endet mit folgenden Zeilen: "... in einem solchem Abseits [...] könnte man noch heute ein gelehrtes Leseleben mit alten Büchern führen, eine Arno-Schmidt-Existenz im Funkloch der modernen Welt. Aber wer sagt einem, dass man in dieser Abgeschiedenheit nicht doch schwach würde und am Computer ein dringend benötigtes, seltenes, gerade im Online-Antiquariat günstig aufgetauchtes Buch bestellen würde - und das Versteck wäre entdeckt?"

mattes hat gesagt…

in berchtesgaden hab ich erst zwei überwachungskameras entdeckt, hatt`s mir schlimmer vorgestellt...
aber ich hab ja eh nichts zu verbergen...so ein krankes argument, natürlich habe ich etwas zu verbergen - meine privatsphäre und die stellt sich nicht nur ein, wenn ich die haustür zumach, sondern verfolgt mich blöderweise auf schritt und tritt. wie der pillemann, den darf man doch auch nicht beschneiden. ich denk, dass problem ist, dass der mensch funktionieren muß, sonst stirbt die neue welt. also muß gleichgeschalten werden, fehlerhafte programmabläufe(wie liebe, menschlichkeit) und störungen(glaube an gott) kann sich das system kaum noch leisten, weil es nicht zu verstehen und zu kopieren ist.

georg, meine augen bleiben wachsam und überwachen die kontrolisierung
im gebirgsjägerstaat.

georg hat gesagt…

Das will ich hoffen auch ganz arg schwer, spitz die Löffel und mache Dehnübungen, dann wird der Weihnachtsbaum der unsrige sein.