Shake your Style.

04.01.2010

Soziale Netze: Hohe Gefahr trifft niedriges Niveau

Die etablierten sozialen Netzwerke kotzen mich zunehmend an, sodass ich meinem Unmut hier einmal Luft machen möchte.

Um dem Text etwas Struktur zu geben, habe ich meine 5 Problempunkte mit A-E bezeichnet.

A: Niedriger technischer Nutzen

Betrachten wir Facebook. Die Funktionen dieses Dienstes sind im wesentlichen folgende:

1. Kommunikation über Textnachrichten,
2. Kontaktverwaltung,
3. eigene Webpräsenz.

Zunächst mal stellen wir also fest, dass das Internet nicht um etwas fundamental neues bereichert wurde. Vielleicht ist das Raffinierte die Verpackung: Eine Web2.0-Anwendung die dem Benutzer ein soziales Netzwerk simuliert. Die Personen aus dem Leben werden zu Items eines Internetdienstes. Problem: Die Personen aus dem Leben nehmen dies verschieden wahr, verschieden ernst, sind Menschen und teilweise garnicht vertreten. Wie der Mann mit Bart in Michaus Post gesagt hat, geht der Trend in Richtung Partizipation. Die Benutzer müssen an der Stange gehalten werden, ständig irgendetwas zu tun. Allerdings bleibt dieses Tun meist ohne Resultate, denn sie pflegen keine Freundschaften sondern bedienen einen Dienst, d. h. beschäftigen sich selbst auf abstrakte Art.

Betrachtet man die nüchterne Aufzählung der Funktionen 1.-3. so schlussfolgere ich, dass die Personen, die Facebook nutzen, entweder

a) der beschriebenen Illusion unterliegen, oder
b) unsicher im Umgang mit den viel besseren technologischen Alternativen sind (1. Email, 2. Kontaktverwaltung eines Mailprogramms, 3. eigene Internetseite), oder
c) unsicher mit deren Organisation sind (Alles in einem ist „praktischer“), oder
d) Isolation fürchten.

B: Verdrängung dezentraler Alternativen

Punkt d) ist gefährlich und nicht unplausibel. Dienste wie schüler.cc oder schuelervz für Minderjährige sind inzwischen Standard-Kommunikationsplattformen junger Menschen zwischen 13-16, Facebook macht der Emailtechnologie erhebliche Konkurrenz, auch in meinem Freundeskreis gibt es Leute, die deswegen kaum per Email erreichbar sind.

Nochmal im Klartext: Abgesehen davon, dass soziale Netze (A:) in ihrer reinen Funktionalität also recht rückständig sind, liegt ein Kernproblem darin, dass es keine dezentralen Technologien sind (wie Email) sondern ein Dienst. D. h. das ganze Netz hat einen Betreiber der (B:) die Kommunikation auf gewisse Weise monopolisieren möchte. Wenn ich eine Email verschicke, nutze ich auch einen Dienst (z. B. gmx.de) aber ich zwinge niemanden anderen, diesen auch zu benutzen.

Was mich darüberhinaus sehr beschäftigt, sind die datenschutztechnischen Aspekte im Zusammenhang mit sozialen Netzen.

C: Missbrauch nicht personenbezogener Daten durch profiler

Eben dadurch das das entsprechende Netz das ich benutze ein Dienst ist, laufen alle Aktivitäten über die Anwendung (z. B. die Facebook-Seite). Der Betreiber kann meine Aktivitäten registrieren, das ist generell etwas ganz normales, aber im Falle sozialer Netze sollte man dieses Registrieren aufgrund der Intimität der Aktionen eher als Ausspähen bezeichnen.

Wenn wir das Thema Datenschutz und Überwachung anschneiden, laufen wir Gefahr uns in Phrasen oder Verschwörungsparanoia zu verlieren. Da ich es trotzdem nicht auslassen will, möchte ich auf den angenehm lesbaren Artikel „Wie erklär ich's Omi?“ auf den Seiten 08-13 in diesem Heft der Datenschleuder des CCC verweisen. Besonders wichtig ist mir dabei die Gefahr durch profiling (siehe der Unterabschnitt auf Seite 9), also dass auch das Sammeln von Daten „ohne persönlichen Bezug“ in großen Mengen herangezogen wird, um (nicht nur) wirtschaftlich auswertbare Wahrscheinlichkeitsaussagen zu gewinnen. Solche „anonymen“ Daten der Art „Personen die X tun, tun auch Y.“ ermitteln wirtschaftliche Interessengruppen auf dem Sektor des Kaufverhaltens seit Jahren mit irgendwelchen Bonuskarten-Programmen. Auf der Ebene von Facebook & Co. finden wir aber plötzlich immense Quellen für Statistiken mit viel persönlicheren Inhalten. Die Nutzer stimmen dem Verkauf ihrer „anonymen“ Daten zu, die ja sogar bereits digital sind.

D: Missbrauch öffentlicher personenbezogener Daten

In einer Studie wurde 2009 gezeigt, dass Anbieter, die in sozialen Netzen Werbung schalten, die Daten von den dargestellten Profilen abrufen können, teilweise durch Verfolgungsmechanismen, teilweise durch Programmfehler in den sozialen Netzen und teilweise durch direkte Kooperation. Gegenstand waren 12 populäre Netze (u. a. Facebook, Myspace und Twitter).

Manche erinnern sich vielleicht noch an den "Skandal" um den "Datenklau" bei SchülerVZ der darin mündete, dass ein 20jähriger junger Mann sich in Folge eines ungeklärten Erpressungsvorwurfs ihm gegenüber das Leben nahm. Der Täter hat nichts weiter gemacht, als ein Programm geschrieben, dass die SchülerVZ-Seiten automatisch abruft und Informationen speichert. Er ist also nirgends "eingedrungen", sondern hat nur automatisiert erfasst. Er hat das aufgesammelt, was andere im Netz liegen lassen (D). Wahrscheinlich wäre das nichtmal strafrechtlich verfolgt worden.

E: Genereller Datenmissbrauch

Dass aber (E) auch die verborgenen personenbezogenen Daten nicht sicher sind, zeigt der prinzipielle Vorbehalt: Es gibt keinen sicheren Computer und digitale Daten sind praktisch beliebig reproduzierbar. Daraus folgt, dass es das dümmste ist, massenhaft sensible Daten auf einem einzigen Computer zentral und gut sortiert zu speichern. Trotzdem helfen viele fleißig mit. Was erstmal wie das Totschlagargument der Hacker-Ethik klingt, verliert ganz schnell seinen paranoiden Ruch, wenn man sich die realen Vorkommnisse der Vergangenheit ansieht (Beispiele: 1, 2)

Genug geunkt, jetzt interessiert mich Eure Meinung, Ergänzung, Erfahrung, vor allem aber Kritik.

30 Kommentare:

michael matschie hat gesagt…

Als erstes finde ich es etwas paradox dass du dir ausgerechnet ein soziales Netzwerk (diesen Blog) ausgesucht hast um deine Gedanken zu artikulieren. Diese Anmerkung hat natürlich keinerlei inhaltliche Bedeutung.

Wenn ich mein eigenes Verhalten mal reflexiv betrache, dann muß ich mir eingestehen dass ich in der Vergangenheit, das heißt als ich selbst noch minderjährig war, mich auch an dem ein oder anderen zwielichtigen Forum beteilig habe. Natürlich ist die technische Entwicklung zwar wieter vorangeschritten, aber für mich sind die Partizipation in einem Forum und das dabei sein im Web2.0 grundsätzlich da gleiche (was die Bedeutung des Wortes Web2.0 als solches entleert). Einziger Unterschied ist die Quantität. Nicht aber die Qualität.

clem hat gesagt…

Hallo Michau, entschuldige falls ich Verwirrung gestiftet habe. Mit dem Begriff "soziales Netz" meinte ich ein zentralisiertes Netz, das die Funktionalitäten von Kontakverwaltung und Textkommunikation vereint anbietet, so wie Facebook oder die VZ-Net-Dienste.

Konventionelle Foren oder dieser Blog weisen die besprochenen Gefahren nicht in diesem Maße auf.

Deinem Kommantar muss ich zustimmen, ich habe mit 16 auch kein höheres Sicherheitsbewusstsein gehabt, aber das war zu dieser Zeit weniger schlimm als jetzt.

michael matschie hat gesagt…

Ich habe da noch eine Anmerkung zu deinem Punkt A. Ein weiterer Grund für den Erfolg dieser sozialen Netze und damit auch der Nutzen für den Benutzer ist der blanke Voyorismus. Also der Reiz zu sehen was andere auf dieser Plattform machen. Eine Versuchung der sicherlich jeder von uns schon einmal erlag. Dazu brauch es selbstverständlich auch des Nudisten der unverblümt alle seine (nackten) Taten in Netz stellt, womit ich auch schon beim Punkt C, D und E sind. Wer alles zusieht wenn ich die Fotos der letzten Sauftour hochlade lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

georg hat gesagt…

Erstmal: Danke Clemens, du sprichst mir aus der Seele.

Eine Ergänzung, nennen wir sie vielleicht F: Soziale Isolation durch Scheinkommunikation (eine Andeutung dazu findet sich bei dir schon unter A).

Meinen Beobachtungen und Empfinden nach, existiert vor allem unter jüngeren (allerdings keinesfalls ausschließlich, ganz und gar nicht) Nutzern von Diensten wie Schüler.Vz, Facebook oder Twitter ein kaum zu glaubender Hang zur belanglosen und weitgehend sinnfreien Unterhaltung. Diese stellt sich weitgehend output-orientiert da und Input sind meist Hinweise auf coole Youtube-Videos, Konzerte etc. Irgendwelches Zeug halt. Nicht, dass ich jene Form der Kommunikation grundlegend ablehnen würde / sie generell als soziale Interaktionen unterminierend einzuschätzen wäre. Das Problem liegt in ihrer mittlerweile hohen Priorität für den angesprochenen Großteil der Nutzer. Palavern scheint wichtiger zu sein als ein Gespräch. Wenn nun aber Interaktion / Kommunikation zwischen Menschen / Freunden etc. von dieser Form des Austausches bestimmt werden, scheint zumindest mir der Umkehrschluss auf soziale Vereinsamung weitgehend logisch. Es wird an der Oberfläche gekratzt, die Tiefe bleibt unerreicht. Das Problem wird durch den aktuellen Trend verschärft: Die jüngere Generation (vielleicht auch schon unsere), sofern sie relativ leichten Zugang dazu hat, wächst mit diesen Netzwerken auf und lernt sozialen Austausch abseits des direkten Kontaktes (bspw. in der Schule, auf dem Fußballplatz, auf dem Kindergeburtstag, in der Disco, der Kneipe etc.) vornehmlich eben über jene streng normierten, Funktionsorientieren und wie Clemens richtig heraus stellte: zunehmend monopolisierten Kommunikationsplattformen. Deren Nachteil ist neben der vorgegebenen / genormten Art des Kontaktes (meistens kurze Mitteilungen), die Unmöglichkeit individueller und vor allem ausschweifender Unterhaltungen.

Dies führt mich zu deinem Kommentar Michau: Natürlich sollte man zwischen 'social networks' und ähnlichen Plattformen differenzieren. Und es besteht ein großer Unterschied zwischen solchen wie blogger, wordpress und co, und solchen wie facebook oder studi.vz. Erstere bieten weitaus größere Möglichkeiten der Eigeninitiative und sind (zumindest bislang, wenn die unglaubliche Anzahl freier Blog-Anbieter in Betracht gezogen wird) keinesfalls konzentriert auf eine geringe Anzahl von Anbietern. Für die so gewonnenen Möglichkeiten formell (relativ) offener Kommunikation und inhaltlicher Gesprächstiefe ist jener Blog wie ich finde gutes Beispiel. Auch Foren und Co., die meistens themenbezogen angelehnt sind, bieten in der Regel hochgradig komplexere und tiefergehende Möglichkeiten. Ferner möchte ich anfügen, dass jene Partizipation über das Internet sehr wohl auch qualitativ eine enorme Änderung in den letzten Jahren gemacht hat. Dafür spricht schon allein der viel einfachere Zugang zum Internet im Allgemeinen und die Professionalisierung von Diensten wie eben studi.vz und co.

clem hat gesagt…

(((
Kleine Randemerkung:

"Web2.0" ist ein irreführender Begriff, weil er eine Epoche, nicht aber eine Technologie beschreibt.

Und in dieser Epoche finden wir *konträre* Technologien. Beispielsweise bezieht sich Georgs Positivbeispiel ("enorme Änderung") auf Blogs, wärend wir andererseits genauso Technologien haben welche eine eher schlichte Kommunikation fördern.

"Web2.0" heißt "heutzutage".
)))

michael matschie hat gesagt…

hm.. ich bin mir nicht sicher ob wir über die selben Phänomene reden. Aber ich kann vielem das hier geschrieben wurde so nicht zustimmen.

Zu erst etwas zum Zusammenhag von Quantität und Qualität: Quantität führt zwangsläufig zu einer gewaltigen Masse an trivialen Inhalten und eben auch zu einer kleine Zahl an qualitativen Inhalten. Die Art wie jeder Einzelne diese Differenz bestimmt ist nur dadurch ein Problem, weil jeder andere Inhalte für trivial hält, ich würde es den Pluralismus aller Interessen nennen. Da Qualität immmer einer subjektiven Bewertung zu grunde liegt, ist es für mich undenkbar das Internet als ein qualitatives Medium aufzufassen. Anders gesagt die Prioritäten liegen bei 1. Quantität und 2. Qualität, nicht umgekehrt. Der Inperativ von "social networks" heißt ja auch, stelle eigene Inhalte hinein und bewerte fremde Inhalte. Diese Funktionsweise ist allen partizipativen Webangeboten inne und reicht von Seiten wie chefkoch.de über youtube und myspace bis zu unserem Blog. Einfache Kommunikationplattformen von Kaliber studivz und facebook fehlt dieses partizipative Element allerdings (oder nur gering ausgeprägt), sie dienen ja auch der (Massen)Komunikation. Jetzt muss man die Frage stellen, wo entsteht dort dann die Qualität? Die Antwort findet man aber nur außerhalb des Netzes. Die Studentenproteste der letzten Monate wären ohne diese Kommunikationsplattformen wohl nie so erfolgreich gewesen. Falls euch das aber auch ein zu triviales Phänomen ist, dann denkt nur an den Wahlkampf des Barack Obamas. Er hat durch den Einsatz dieser Massenkommunikationsmittel einen große Menge (Quantität) an Wählern modilisieren können, die ihm dann auch den Weg ins weise Haus sicherten.

Zitat Georg:"Palavern scheint wichtiger zu sein als ein Gespräch. Wenn nun aber Interaktion / Kommunikation zwischen Menschen / Freunden etc. von dieser Form des Austausches bestimmt werden, scheint zumindest mir der Umkehrschluss auf soziale Vereinsamung weitgehend logisch." Find ich überhaupt nicht logisch. Ganz im Gegenteil, jemand der vereinsamt wird doch nicht mit seinen Freunden/Mitmenschen kommunizieren.
Zitat Georg:"Die jüngere Generation (vielleicht auch schon unsere), sofern sie relativ leichten Zugang dazu hat, wächst mit diesen Netzwerken auf und lernt sozialen Austausch abseits des direkten Kontaktes (bspw. in der Schule, auf dem Fußballplatz, auf dem Kindergeburtstag, in der Disco, der Kneipe etc.) vornehmlich eben über jene streng normierten, Funktionsorientieren und wie Clemens richtig heraus stellte: zunehmend monopolisierten Kommunikationsplattformen. Deren Nachteil ist neben der vorgegebenen / genormten Art des Kontaktes" Wie kommst du denn darauf dass das schlecht ist? Die Kommunikation die im Internet statfindet ist doch nicht die einzige Art von Kommunikation, ich würde sogar sagen dass die junge Generation erheblich besser den Unterschied zwischen Internet und Realität kennen als z.B. unsere Eltern (unabhängig davon wie dieser Unterschied bewertet wird). Außerdem war es doch schon immer das gute Recht der Jungend sich auszuprobierten und auch Fehler zu machen. Dass es da eine Normierung gibt ist doch gerade das Erfolgsmodell dieser Plattformen. Mithilfe dieser Normung wird VIELLEICHT auch die Kreativität der Jugend herausgefordert.

Das reicht jetzt auch fürs erste. Bitte antworten...

clem hat gesagt…

Michau: Sollte das "euch" in deinem Kommentar nicht eher ein "du" im Bezug auf Georg sein? Ansonsten bitte nochmal Daumen drauf, an welcher Stelle du auf meine Aussagen Bezug nimmst. Ich weiß nämlich garnicht so genau, worin wir (du und ich) uns nicht einig sind.

michael matschie hat gesagt…

clem: Ich lese in deinen Aussagen eine tiefe Skepsis gegenüber der Sicherheit deiner persönlichen Daten. Ob es der Missbrauch durch den Betreiber als solches ist oder der durch Dritte ist, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Diese Skepsis teile ich nicht. Eine Beurteilung der einschlägigen Plattformen sollte nicht nur aus Gefahren und Nachteilen bestehen. Die Tatsache das sich so viele Menschen daran partizipieren erzwing doch auch die Frage welchen Nutzen sie daraus ziehen, und dabei spielt es keine Rolle ob man diesen Nutzen teilt. Dein Punkt A heißt: Niedriger technischer Nutzen. Was ist aber mit dem persönlichem Nutzen? Hast du/ihr dazu eine Meinung?

georg hat gesagt…

Kleine Vorbemerkung: Michau, ich gehe auf den vor ein paar Stunden geposteten Beitrag (8) erst am Schluss ein, da ich folgende Überlegungen schon vorher geschrieben habe.

Okay Michau, ich nehme der Einfachheit halber an, dass du dich in deinem vorausgegangenen Beitrag (6) vorrangig auf meine Ausführungen beziehst.

Halten wir nun und daher fest: Die Aussagen von Clemens im Ausgangspost werden sowohl von dir, als auch von mir bejaht. Falls dem nicht so ist, stelle deine Kritik - wie Clemens schon bemerkte - als solche bitte deutlicher heraus (wie gesagt, zu deinem letzten Beitrag (8) am Schluss)

Was wir vorrangig beachten sollten: Die lieben Begriffe, mal wieder.

1. Soziale Netzwerke (im Sinne von Internetgebilden). Ein unglaublich weiter Begriff. Clemens bezog sich eigentlich nur auf Facebook und Co. Ansonsten und weiterführend: Ein Soziales Netzwerk (treffender: social network service) ist im Allgemeinen eine Netzgemeinschaft die auf web2.0-Anwendungen basiert mit Funktionen, die es insofern von den soziologisch zu verstehenden sozialen Netzwerken als deren Teilmenge spezifiziert, als dass sie virtuell ist und die Teilnehmer nicht im direkten Kontakt miteinander stehen (manchmal sogar mittels Avatare, also Pseudoidentitäten). Es ist zwischen einer Vielzahl von sN zu unterscheiden. Beispiele sind themenspezifische Foren und Blogs, oftmals privat und eigenständig. Ewas weiter gefasste (semi-) professionelle, aber vorrangig immer noch themenspezifische Gebilde und Plattformen wie myspace oder last.fm. Und eben jene meist vollprofessionellen Dienste, vornehmlich dem allgemeinem Austausch, der inhaltlich völlig freien Kommunikation gedacht, wie eben Facebook oder Studi.Vz. Paradoxerweise weisen dabei letztere trotz ihrer breiten inhaltlichen Auslegung ein weitaus eingeschränkteres Angebot der Kommunikationsmöglichkeiten auf bzw., sind größtenteils standardisiert. Ich denke, uns interessieren eben diese. Und was ein elementarer Punkt ist, den du Michau, zu unterschlagen scheinst: Deren enorme Ausbreitung in den letzten Jahren (dazu später mehr), d.h. deren erfolgreiche Monopolisierung auf einige wenige Anbieter und ganz wichtig: Einige wenige damit gängiger/anerkannter/gebräuchlicher Kommunikationswege. Hinzu kommt eine wachsende Relevanz für viele Nutzer, die eben an erster Stelle mittels dieser Plattformen kommunizieren. Mit ihren Vor- va. aber Nachteilen. Darum dreht sich unsere Diskussion.

2. Qualität - den Begriff hast du, Michau, in diese Diskussion eingeschleust und ich weiß grad nicht, ob das eine wirklich gute Idee war. Natürlich, das Internet als Medium ist ein wahnwitziger Sammelplatz für alles Mögliche, also logischerweise quantitativ, gar keine Frage. Und eine Unmenge von trivialen Inhalten findet sich vor, richtig. Qualität eines Mediums im Allgemeinen und einzelner Anbieter im Speziellen darf aber nicht nur inhaltlich gemessen werden. So meinte ich, wenn ich von Professionalisierung sprach, jene Zentrierung und vor allem viel, viel einfachere Benutzerfreundlichkeit in den letzten Jahren, weitgehend unterstützt durch jene Zentrierung und Standardisierung führender Dienste wie Facebook, die eine Vielzahl von Angestellten damit beauftragen. In diesem Zusammenhang verstehe ich deine Ausführungen zur nur außerhalb des Netzes messbaren Qualität nicht. Du willst Qualität sozialer Netzwerke (unter mir sehr schleierhaften Aspekten) anhand „sozialer“ und „politischer“ Bewegungen (vlt besser: Ereignisse) messen? Dazu nur soviel zunächst: Es gab schon vor 50 Jahren viel, viel erfolgreichere Studentenproteste. Ob man im US-Wahlkampf verstärkt auf traditionelle oder eben neue Medien setzt - wo steckt da bitte irgend eine Aussage über was auch immer für eine Qualität dahinter? Als ob uns Twitter Barack Obama geschenkt hätte… Also, wenn das so wäre, dann muss ich sagen: traurige, traurige Welt.

georg hat gesagt…

Genug nun dazu. Deine wesentlichste Kritik bezieht sich schließlich auf den von mir frecherweise initiierten Punkt F: Soziale Isolation durch Scheinkommunikation. Ich gebe zu, dass die Meinungen hierzu auseinander zu gehen scheinen. Ich habe sowohl bestätigendes, als auch widersprechendes gelesen. Zitat Michau: „Ganz im Gegenteil, jemand der vereinsamt, wird doch nicht mit seinen Freunden/Mitmenschen kommunizieren“. Eigentlich muss ich dir nicht erklären, dass es sehr wohl unterschiedliche Formen von Kommunikation gibt. Der Schlüssel zur Bewertung liegt hier einerseits in der möglichen Tiefe jener und andererseits in ihrer Exklusivität. Die Regel in Facebook und Co. ist: Je mehr Freunde, umso besser. Ich rede hier nicht vom durchschnittlichen Nutzer, der wie du in der Pre-Facebook-Ära (die letzten fünf Jahre, in denen im wesentlichen die Dienste Facebook weltweit und Studi.Vz oder Schüler.Vz in Deutschland von einer wahnsinnigen Vielzahl von Internetnutzern verwendet werden. Facebook hat aktell ca. 350 Mio Accounts !!!) sozialisiert wurde. Auch spreche ich nicht von jenem Durchschnittsnutzer, der Facebook betrachtet, als das, was es soll: möglichst einfache Kommunikation als Ergänzung/Vereinfachung eines „reellen“ Umfeldes. Kommen wir aber zurück. Viele Freunde, möglichst einfache, unkomplizierte Kommunikation, möglichst ohne direkte Konfrontation (der man notfalls bspw. durch Sperrung des Zugangs auf die eigenen Studi.Vz- Seite durch Dritte aus dem Weg gehen kann). Ich wiederhole mich: Ich lehne diese Art des Kommunizierens nicht grundsätzlich ab. Aber: Sollte ich feststellen, bspw. selber vorrangig! in dieser Art mit meinen Mitmenschen mich auszutauschen, fände ich das besorgniserregend. Denn: Ein tiefgehender Zugang zu einer anderen Person, ein viel ehrlicheres und elementareres Verständnis für diese ist – und hier werden mir sicherlich alle zustimmen und ich sage da auch nichts unglaublich Neues – keine einfache Sache und definitiv nicht möglich allein oder auch vornehmlich über jene diskutierten Plattformen. Im Umkehrschluss: Wenn ich zwar einen Haufen oberflächlichen und trivialen Umgang habe, mega viele „Freunde“ auf Facebook, heißt das noch lange nicht, dass ich mich sozial integriert, geschweige denn aufgehoben fühle. Ich persönlich gehe sogar so weit, dass mit je mehr oberflächlichen Kontakt ohne gleichzeitig mindestens gleich bleibenden, zumindest aber existierenden tiefergehenden Kontakt ein Mensch: vereinsamt.

Zitat Michau: „Die Kommunikation die im Internet stattfindet ist doch nicht die einzige Art von Kommunikation, ich würde sogar sagen dass die junge Generation erheblich besser den Unterschied zwischen Internet und Realität kennen als z.B. unsere Eltern“. Sehe ich völlig anders. D.h., unsere Eltern lassen wir mal weg. Dass diese ihre Probleme damit haben, liegt am Internet als ihnen vollkommen unbekanntes Medium. Spielt also keine Rolle. Also: Die heutige, (verzeih(t) meine Phrasendrescherei, aber aufgerbracht bricht es grad aus mir heraus) von Bildern, unzähligen Informationen, Pseudowissen, Möglichkeiten und echten oder unechten Perspektiven, einem Haufen Ablenkung und ner ganzen Menge mehr bombardierte Jugend kenne den Unterschied zwischen Internet als dem Medium, wo in Großteil der eben aus mir herausgesprudelten Dinge kulminiert, und der „Realität“??? Das finde ich nun alles, aber auch alles andere als logisch.

Zitat Michau: „Außerdem war es doch schon immer das gute Recht der Jungend sich auszuprobierten und auch Fehler zu machen“ Was ist das für eine Aussage? Du hast mir schon ab und an die Verwendung von Nebelbomben (teilweise berechtigt) unterstellt. Hiermit unterstelle ich dir selbiges.

Zitat Michau: „Mithilfe dieser Normung wird VIELLEICHT auch die Kreativität der Jugend herausgefordert“ auch wenn ich nicht so genau verstehe, was du hier meinst, ganz genau: vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht auch ganz im Gegenteil.

georg hat gesagt…

Jetzt möchte ich aber abschließend noch etwas aus meinen vor allem während meiner letzten Reisen gemachten Erfahrungen zum Thema beisteuern und damit weiter beim eigentlichen Stein des Anstoßes bleiben: "Die etablierten sozialen Netzwerke" (Clem), vor allem also Studi.Vz oder Facebook. Nennen wir es Punkt G: Soziale Isolation durch Nichtbenutzung jener Dienste.

Wiederholt wurde und werde ich gefragt, wie mein Facebook oder Studi.Vz Account lautet. „Was, du hast keinen? Waaaas?“ Erst kürzlich habe ich eine mail von einem Mexikaner bekommen, dh, keine mail im eigentlichen Sinne, sondern ein über seinen Facebook-Account generiertes Einladungsschreiben. Die einzige Möglichkeit für mich, mit ihm nun in Kontakt zu treten, wäre die Einrichtung eines eben solchen. Ich denke, ich muss dazu nicht allzu viel mehr sagen. Wohlgemerkt: Es bestehen natürlich gewisse Kommunikationszwänge, was die Wahl der Medien angeht. Also heutzutage vorwiegend Internet und einen mail-Account, Handy, mindestens Telefon. Innerhalb dieser Medien kann man aber relativ frei wählen, unter einer Unmenge von Anbietern. Ein solcher ist Facebook, nicht mehr und nicht weniger. Lehnt man diesen ab – was ich tue – bekommt man zunehmend ernsthafte Probleme.

Aber genug davon, komme ich schlussendlich zu deinem letzten Beitrag (8) Michau. Was willst du uns sagen? Clemens hat, so wie ich ihn verstehe, nichts weiter getan, als eben jene technischen und sicherheitstechnischen Aspekte zu beschreiben. Und diese mit schwerlich von der Hand zu weisenden Beispielen unterlegt. Du teilst also nicht die Ansicht, dass schon wiederholt Schindluder mit Daten (siehe Schüler.Vz) getrieben wurde? Ich füge an: hier und hier. Abschließend möchte ich auf deine Frage nach dem persönlichen Nutzen dich wiederum fragen, was du darunter verstehst. Ich kann mir nämlich grad nichts drunter vorstellen. Womit ich auch zum dritten Absatz dieses Beitrags zurückkehre: Ich finde auch in diesem deinen Beitrag (8) keinerlei elementaren Hinweis aka kein schlagkräftiges Argument, welches den von Clemens gemachten Äußerungen widersprechen würde.

Ändy hat gesagt…

Salut,

alles in allem ein sehr schwer zu durchleuchtendes Thema bei dem man bei allem Gesagtem mindestens das Doppelte an zu-Sagendem unter den Tisch fallen lassen muss. Ich habe bei all dem Gelesenen hier, aber auch besonders bei Diskussionen in der Öffentlichkeit, gerade deshalb immer ein mulmiges Gefühl, v.a. wenn es um eine letztendliche Bewertung der ganzen Sache geht. Um einem das vor Augen zu führn stelle ich hier einfach mal meine Gedanken zu euren Thesen in den Raum, die aber vom Ansatz her noch mehr Komplexität, also Verwirrung, in die ganze Sache bringen, die aber auch die Grundlage für meine Bewertung der ganzen Chose sind und die ich neben Eure stellen will.

Zum technischen Aspekt

Ich stimme der Feststellung des geringen technischen Nutzens uneingeschränkt zu. Nur ist das meinem Geschmack nach kein Argument, das zu einer negativen Bewertung sozialer Netzwerke veranlasst. Technischer Fortschritt steht vollkommen außer der Zielstellung eines sozialen Netzwerks. Was mich immens stört ist die Beurteilung dieser Dienste nach einem Leistungskriterium. Man sollte sich Dingen hingeben können der Hingabe wegen und nicht der Nützlichkeit wegen.

Zentralität

Auch kein gewichtiger Aspekt in der hinreichenden Begründung eines negativen Urteils, da völlig ungefährlich wenn nicht sogar willkommen. Ich stimme der Monopolisierung durch Verdrängung dezentraler Medien nicht zu. Ein dezentrales Kommunikationsmedium hat einen stark verschiedenen Nutzen von dem, wie ihn jene Dienste eines sozialen Netzwerkes realisieren. Ein soziales Netzwerk bewegt sich auch völlig außerhalb der Absicht dezentrale Medien zu verdrängen. Wenn dies trotzdem als Nebeneffekt passiert, sollte man eher über das "Redundanz"-Potential des verdrängten Mediums sprechen, als darüber, dass das soziale Netzwerk unser Heimatidyll, mit den so liebgewonnen Anwendungen als Landschaft, in Frage stellt. Das ein Phänomen den anderen Phänomenen zuweilen innewohnende Nichtigkeiten vor Augen führt, ist für mich lange kein Argument für die Verungnadigung des ersten Phänomens! Außerdem, wie bereits bemerkt, die Zentralität des Mediums schränkt die Freiheit der User ein. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Zentralität des Mediums willkommen, da es der menschlichen Natur in seinen vielfältigen Vorstellungen und Lebensweisen von Kommunikation nicht entsprechen kann und somit an Attraktivität einbüßt.

Ändy hat gesagt…

Daten

Fast alle Diskussionen in Bezug auf Daten beschränken sich auf die völlig richtige Feststellung: Daten lassen sich leicht ausspähen. In einem wilden Überschlag wird daraus die Nichtigkeit des sozialen Netzwerks induziert. Das ist mir für eine negative Beurteilung aber noch nicht ausreichend. Die gewichtige Frage ist, welchen Nutzen haben die Daten. Viele soziale Netzwerke stehen vor dem Problem den massenhaften Datenumsatz in profitable Strategien umzusetzen. Es ist nicht leicht aus den Daten Profit zu erwirtschaften. Neben Marktanalysen der Altesgruppe 10-... und schlüsselwortbezogener Platzierung von Werbung fällt mir nichts weiter so recht ein und selbst das Angeführte ist doch in seinem Gefahrenpotential recht unpotent. Andere, als finanzielle Interessen, sind mir auch nicht Augenscheinlich (außer das Bewerbungsgespräch, welches wegen denunzierenden Fotos im Netz in einem Desaster endet; das ist aber genau richtig so). Für eine aussagekräftige Diskussion dieser Thematik fehlt bisher die Tiefe die ein allgemeingültiges Horrorszenario entwerfen kann, also nicht nur Einzelfälle anführt (Georgs ersten Link kann ich wegen technischer Unzulänglichkeit meines Computers nicht öffnen, Zweiter veranlasst zu mehr Sorgen der Bild-üblichen Journalismuspraktiken wegen). Da seid ihr (Georg, Clemens) evtl. nochmal gefragt...

Soziale Aspekte

An dem ich mich in der ganzen Diskussion hier am meisten stoße ist die von Georg herauf beschworene soziale Apokalypse, extrapoliert aus den Eigenheiten sozialer Netzwerke. Georgs entworfene Welt scheint für mich als Zukünftige nur wahrscheinlich, würde sich Kommunikation lediglich, oder hauptsächlich, im Internet abspieln. Eine derart Randbedingung wird aber nie existieren, weshalb Georgs düstere Zukunftsprognose nichts weiter als eine Phantasie bleiben kann und für eine halbwegs rationale Beurteilung des Ganzen tunligst nicht heranzuziehen ist. Ich spreche jenen Protagonisten unserer Welt, welche von der Gefahr des ausschließlichen Praktizirenz von Kommunikation im Internet, also Kinder und Jugendliche, bedroht sind, das Vertrauen in die Fähigkeit des ausgewogenen Kommunikationsstils uneingeschränkt zu, mit dem Einsatz soziale Internetnetzwerke als bereicherndes (Kommunikation mit Freunden bei gleichzeitiger örtlicher Ferne) und kritisch reflektiertes Medium. So drängen die Diskussionen wie hier und in aller Öffentlichkeit einen jeden halbwegs-nichtignoranten rothaarigen Vierzehnjährigen ja förmlich dazu, sich seine eigenen Gedanken zu dieser Thematik zu machen. Das durch Georg den Jugendlichen attestierte Versagen bei der Unterscheidung von Realität und Internet, sofern da überhaupt was zu unterscheiden ist, ist als postuliertes Charakteristika des Jugendlichen absolut untragbar (ehrlich gesagt frage ich mich wie man sich soweit aus dem Fenster lehnen kann). Auch sollte man nicht vergessen, dass der Königsweg der Kommunikation nach Uns beweitem nicht der Königsweg Aller sein muss und es ganz sicher auch nicht ist. So wie sich unser Umfeld uns darbietet spiegelt eben die dahinterstehende Gesellschaft wieder. An dieser stelle könnte man dann eine Träne vergiesen. Ich verteufle das soziale Netzwerk nicht, was kann es denn dafür, wenn es benutzt wird.

Ich stimme Georg zu, die Kommunikation die in sozialen Netzwerken stattfindet ist keine schöne. Deshalb nehme ich auch nicht teil dran. Meine Zeit weiß ich mir da besser zu gestalten, was wohl auch etwas egoistisch ist.

michael matschie hat gesagt…

Danke Ändy für diese nüchtern erfrischende Zusammenfassung.

Da ist ja allerhand zusammengekommen Georg. Ich fange mal mit dem an was mich am meisten aufwühlt. Zitat Georg: „Eigentlich muss ich dir nicht erklären, dass es sehr wohl unterschiedliche Formen von Kommunikation gibt. Der Schlüssel zur Bewertung liegt hier einerseits in der möglichen Tiefe jener und andererseits in ihrer Exklusivität.(K10)“ An diesem Punkt sind wir schon sehr häufig an einander geraten, vor allem in der „Realität“ auf dem Balkon deiner ehemaligen Wohnung, aber egal. Ich sage, es gibt nur eine Form der Kommunikation, die Kommunikation als solche. Und es spielt keinerlei Rolle ob sie schriftlich ober verbal ist, ob sie von Angesicht zu Angesicht oder über eine räumliche Distanz stattfindet, ob man sie augenblicklich oder zeitlich versetzt geschieht. Doch die „MÖGLICHE Tiefe“ ist mir hier das (un)deutlich größere Problem, denn die Unmöglichkeit alle möglichen Tiefen zu erfassen, ist möglicherweise auch dir schon einmal passiert. Wesentlich bei jeder Kommunikation ist ihre Anschlussfähigkeit, also das identifizieren der Bedeutung die durch das Kommunizierte selbst zum Ausdruck gebracht wird, jenseits dessen was die mitgeteilte Information darstellt. Ich spare mir hier eine langatmige Ausführung zum Kommunikationsbegriff, sollte allerdings ein Bedarf daran bestehen, bin ich bereit zum geeigneten Zeitpunkt einen Beitrag darüber zu verfassen. Mich interessiert allerdings was du, Georg, mit „Scheinkommunikation“ meinst. Ich verstehe einen solchen Begriff als Kommunikation deren Bedeutung du nicht verstehst.
Zitat Georg: „Paradoxerweise weisen dabei letztere (StudiVZ+facebook) trotz ihrer breiten inhaltlichen Auslegung ein weitaus eingeschränkteres Angebot der Kommunikationsmöglichkeiten auf bzw., sind größtenteils standardisiert.(K9)“ Der Satz muss meiner Auffassung nach eher heißen: Gerade weil eine breite inhaltliche Auslegen angestrebt wird (an der viele teilnehmen sollen), müssen Kommunikationsmöglichkeiten standardisiert sein. Das Eine (der Standard) führt in das Andere (die Breite). Man kann dieses Erfolgsrezept zwar kritisieren, ja sogar verteufeln, aber für ein Paradox taugt es nicht.
Zitat Clem: „Die Personen aus dem Leben werden zu Items eines Internetdienstes. Problem: Die Personen aus dem Leben nehmen dies verschieden wahr, verschieden ernst, sind Menschen und teilweise garnicht vertreten.(Ausgangsbeitrag)“ Worin besteht das Problem? Sind es die unterschiedlichen Wahrnehmungen oder der Ernst der Sache? Im der anschließenden Aufzählung deiner Schlussfolgerungen sehe ich eine unzulässige Pauschalisierung der Nutzer. Du tust der überwiegenden Mehrheit (eigentlich allen) der Nutzer unrecht wenn du sie durch Defizite brandmarkst. Des weiteren finde ich den CCC-Text schlich paranoid und von einer einseitigen Totalitarismusutopie gelenkt.
Meine Gedanken, auch in Bezug auf Georgs und Clems Bedenken, fasst dieser Artikel recht gut zusammen: http://www.tagesschau.de/inland/aussteiger100.html

michael matschie hat gesagt…

Im übrigen erinnert mit die verbissenen Absichten ein wenig an die Diskussionen die geführt wurden als das Handy aufkam und Verbreitung in meinem Freundeskreis fand. Da ich recht spät ein Handy hatte musste ich mir immer wieder die Frage gefallen lassen, „was du hast kein Handy?“ und „wie kann man nur ohne Handy leben?“ und so weiter. Das war frustrierend und lies mich den Frust auf das Handy als solches projizieren. Es ist mittlerweile ein Bestandteil meines Lebens wie der Computer oder das Internet selbst geworden. Ich kann nicht sagen das ich dadurch ein schlechterer oder besserer Mensch geworden bin, aber die anfangs doch arg feindliche Haltung die ich gegenüber dem Handy hatte, habe glücklicher Weise abgelegt und meine Fehleinschätzung erkannt. Argwohn führt mich an keinen schönen Ort.

clem hat gesagt…

Erstmal danke für die vielen Kommentare. Es tut gut, mal wieder die Fetzen fliegen zu lesen. Abgesehen von dem im Nachhinein etwas reißerischen Titel und dem diffusen Ausrutscher am Anfang (den du, Michau, zu recht zitiert hast), stehe ich zum geschriebenen. (Das ist auch der einzige Teil, der für die Argumentation des Artikels unwesentlich ist.)


Was mich immens stört ist die Beurteilung dieser Dienste nach einem Leistungskriterium (Andre), Eine Beurteilung der einschlägigen Plattformen sollte nicht nur aus Gefahren und Nachteilen bestehen. (Michau):
Es ist wichtig, festzuhalten, dass Eurer wesentlichster Kritikpunkt (, dass ich nämlich für eine Bewertung des Phänomens viele Aspekte ausgelassen habe) völlig berechtigt ist. Ich weiß jetzt auch nicht, was daran so schlimm ist, aus genau diesem Grund habe ich ja um Eure Ergänzungen gebeten, wundere mich aber teilweise über deren offensiven Sound.
Der Artikel ist einseitig geschrieben, weil ich von Medien und Kommunikation keine Ahnung habe. Ich habe einfach ein paar Beobachtungen aufgeschrieben, so schreibe ich meistens meine Beiträge.

Ein dezentrales Kommunikationsmedium hat einen stark verschiedenen Nutzen von dem, wie ihn jene Dienste eines sozialen Netzwerkes realisieren. (Andre, "Zentralität")
Das stimmt nicht. Ein dezentrales Kommunikationsmedium ist dadurch definiert, dass kein Teilnehmer ausgezeichnet ist. Dies ist ein rein technischer Aspekt und hat absolut nichts mit Nutzen oder Inhalt zu tun. Es wäre z. B. auch möglich einen zu Facebook 100% äquivalenten Dienst dezentral umzusetzen. Dieser Punkt ist mir sehr wichtig.

Für eine aussagekräftige Diskussion dieser Thematik fehlt bisher die Tiefe die ein allgemeingültiges Horrorszenario entwerfen kann (Andre, "Daten"):
Ich denke die Tiefe ist dadurch gegeben, dass tatsächliche Vorkommen angeführt und theoretische Gefahren beschrieben wurden. Es geht nicht um ein Hooroszenario, es sind Gefahren, die weder über- noch unterschätzt werden müssen.

Meine Gedanken, auch in Bezug auf Georgs und Clems Bedenken, fasst dieser Artikel recht gut zusammen: http://www.tagesschau.de/inland/aussteiger100.html (Michau)
In diesem Artikel kann ich nichts über Datenschutz lesen.

clem hat gesagt…

Vieles wurde geschrieben und die Auswahl fällt schwer, umfangreiche Reaktion scheint mir rücksichtslos auf die anderen offenen Beiträge. Sollte ich in meiner lückenhaften Antwort einen wichtigen Punkt übersehen haben, nicht übergangen fühlen und nochmal kurz Bescheid geben.

Ändy hat gesagt…

Ja, auch mir gefällt die Auseinandersetzung hier ganz gut. Um nochmal kurz auf Clemens vorhergehende Kommentar einzugehn:

Zum ersten Punkt (der Beitrag)

Deine dem sozialen Netzwerken zugesprochenen Eigenheiten in deinem ersten Beitrag sind das Eine. Ich gehe, wie gesagt, bei vielen davon mit, bei einigen auch nicht so recht. Wo ich ganz und gar nicht mit gehe ist eben der negative Tenor, der sich daher begründen soll. Deshalb, weil es sich meiner Ansicht nach um teils nicht hinreichende, nicht ausschlaggebende oder noch zu diffuse Argumente handelt. So richtig krass wird es dann wenn Georg den Usern eine generelle Unfähigkeit im Umgang mit dem Medium unterstellt. Das geht dermaßen gegen meinen Eindruck einer halbwegs gesunden reflektierten Menschheit, wobei ich mich noch umso mehr empöre, werden darauf dann noch ganze Argumentationsstränge aufgebaut. Evtl. sollte man echt nochmal darüber reden, inwieweit man den Nutzern den sachgerechten Umgang mit dem Medium zutraut. Ich glaube, die Welt wird danach nicht mehr so düster ausschaun. Ein anderer Aspekt, der als gewichtige Randbedingung zu klären wäre, wäre der Anteil von Internetnetzwerken an der gesamten Menge an Kommunikation eines Nutzers. Meiner Ansicht nach kann bei einem Schüler oder Studenten oder Auszubildenden oder Arbeiter die Kommunikation über Internetnetzwerke gar nicht überwiegen, da er zu Handlungen in seinem Alltag verpflichtet ist, die gesunde Formen von Kommunikation zwangsläufig mit sich führen und zeitlich so intensiv sind, dass eine Dominanz von Internetkommunikation gar nicht entstehen kann. In der Hinsicht kann auch die Teilnahme an einer relativ behinderten Form von Kommunikation noch durch die übrigen Realisierungen von Kommunikation kompensiert werden. Der Unmut, welcher sich aus dem Vorgehen Georgs ergibt, aber auch durch manche Argumentationen von Clemens, mag wohl hier und da zu einem etwas offensiven Unterton führen. Es tut mir Leid wenn ich damit wem zu nahe trete. Es ist absolut nicht meine Absicht hier wen in Frage zu stellen. An manchen Stellen ist der Unterton im Sinne einer klaren und präzisen Diskussion aber auch unumgänglich. Und da es sich hier vor allem um dergleichen dreht, bitte ich das zu tolerieren und nicht zu persönlich zu nehmen. An manchen Stellen ist für mich der negative Unterton auch Interpretationssache und von mir nicht so gemeint wie es evtl. aufgefasst wird.

Zweiter Punkt (Zentralität)

Ich nehme an dein "Das stimmt nicht" stellt nicht den vorhergehenden Satz in Frage, sondern meint, dass das Zentralitätskriterium genau so wichtig ist wie der Nutzen oder noch mehr. Das mag so sein. Wo ich eben nicht zustimme, ist die Verdrängung dezentraler Medien durch Zentrale, da eben, wie gesagt, der Nutzen von beiden Verschieden ist und somit das eine Medium von dem Anderen gar nicht verdrängt werden kann. Ich stimme dem zu, dass vom datentechnischen Aspekt aus betrachtet, dies ein ungünstiges und riskantes Vorgehen ist. Nun erschließt sich mir aber nicht der kritikwürdige Punkt im Zusammenhang mit den dezentralen Medien, wie du ihn ja ins Feld führst. Vielleicht kannst du das noch mal auslegen und evtl. sollten wir den Bereich der Zentralität und Dezentralität der konkurrierenden Dienste auch nochmal schärfer definieren, da mir bisher bis auf die Datenspeicherung kein so richtiger Unterschied augenscheinlich ist. Auch würde ich davor warnen etwas bei bloßem Vorhandensein von Zentralität zu beschimpfen. Die bedeutende Frage ist eben, wie Bedeutend die Zentralität ist. So mag sie bei der DDR schlimm gewesen sein, hier sehe ich das aber nicht ganz so krass.

Ändy hat gesagt…

Dritter Punkt (Daten)

Es sind wohl die entworfenen theoretischen Gefahren, die mir hier bisher zu kurz gekommen sind. Klar lassen sich Daten leicht ausspähen, aber die Frage eben, was passiert damit. Auch klar, wenn man die Daten nicht erspähen kann, brauch man sich auch nicht Gedanken um die daraus entstehenden Gefahren zu machen, also völlig berechtigt dieser Einwurf. Nur warne ich aber auch davor, bei bloßer Nennung von "Datenunsicherheit" auf die Barrikaden zu gehen. Es fehlt mir eben manchmal - also v.a. in öffentlichen Diskussionen, nicht hier - der Kontext in dem es diskutiert wird. Ausschlaggebend ist auch die Art der Daten, die auf einem Server einer Bank wesentlich sensibler sind als die bei studivz. Das Ernüchternde in diesem Zusammenhang für mich ist das manchmal zutage tretende Unvermögen der Nutzer entsprechend mit seinen Daten umzugehen (hier: Unvermögen mit seinen Daten umzugehen, nicht: Unvermögen zu Kommunizieren) wodurch sowas wie die Bildpraktiken erfolgreich werden können. Sind dann Gruppen davon betroffen, bei denen ein Verantwortungsbewusstsein seinen Daten gegenüber noch gar nicht vorhanden sein kann (Kinder), ist das besonders tragisch. Das sollte man, da stimme ich euch vollkommen zu, dem unsicheren sozialen Netzwerk einen Abstrich machen. Diese Kritik ist aber nicht gleichzustellen mit einer Kritik an den Nutzern und tragische Fälle beschränken sich zum Glück bisher nur auf Einzelfälle. Der Nutzer im Allgemeinen, und damit seine Art mit Daten umzugehen, hat bisher noch nicht zu einer allzu folgenreichen negativen Ereignis beigetragen, wodurch ich zunächstmal davon ausgehe, dass die Nutzer entweder im Gro mit ihren Daten umgehen können oder die Daten in sozialen Netzen relativ belanglos sind. In diesem Zusammenhang will auch nochmal den wohlbekannten Slogan "Man soll keinen Wahlkampf mit Ängsten machen" in den Raum stellen, da es nicht schön und auch nicht angebracht ist in einer Welt voller Paranoia zu leben. Wenn wir also in dieser Richtung unterwegs sind, sollten wir uns recht vorsichtig bewegen.

Alles in allem schwingt in meiner glimpflichen Beurteilung viel Glaube an die Menschheit mit. Glücklicherweise wurde dieser Glaube in der Vergangenheit nicht allzusehr erschüttert, im Gegenteil, die Erfahrung bestärkt mich eher darin, und wo es zu Versagen kam, so manifestierte das sich eher in Bagatellen. Auch finde ich, spielt das soziale Netzwerk im Internet in unserer Gesellschaft keine allzu große Rolle.

georg hat gesagt…

Ich bin doch einigermaßen verwirrt.

Zu aller Erst (betrifft va. Andre): Ich finde nicht, dass es schwer ist, einen angemessenen Tonfall zu finden. Tatsächlich solltest du es halt lernen. Macht sonst keinen rechten Spaß, das Diskutieren. --- Wenn sich einer weit aus dem Fenster lehnt, dann: Ich und nicht: man. --- Natürlich gelingt auch mir nicht immer der Spagat zwischen forciertem Argumentieren und persönlicher Beleidigung, wofür ich mich ebenfalls entschuldigen möchte.

Weiter: Ich kann selbst nach mehrmaligem Lesen meiner Beiträge beileibe kein postapokalyptisches soziales Untergangsszenario entdecken. Klärt mich da mal bitte auf (wieder va. Andre, aber auch Michau), wo ihr da was reininterpretiert habt. Gern möchte ich mir im Anschluss eingestehen, mich ggf. schlecht ausgedrückt zu haben, allerdings kann und werde ich davor nichts dergleichen tun. Ich habe lediglich meine Bedenken ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit kundgetan. Des Weiteren bin ich natürlich nicht so bescheuert, dass ein tief greifendes soziales Auseinanderleben der Menschen in unserer Gesellschaft, so überhaupt vorhanden – wovon zumindest ich immerhin ausgehe – allein in den virtuellen sozialen Netzwerken der Generation Facebook begründet läge.

Ich möchte nicht kleinlich wirken, aber meine (ich habe sogar mittels Klammer auf meine Überspitzung verwiesen) Aussagen über Realität und Jugend waren lediglich auf Michau bezogen, der selbiges ins Spiel gebracht hat. Ich habe Realität mit Absicht in Anführungszeichen gestellt und möchte ebenso wie du, Andre, behaupten: “sofern da überhaupt was zu unterscheiden ist“…

Soviel der Verteidigung. Ich würde mich freuen, ihr interpretieret nicht allzu viel irgendwo rein, wo’s nichts reinzuinterpretieren gibt.

Nun aber zur inhaltlichen Auseinandersetzung.

Noch eine mir notwendig erscheinende Vorbemerkung: Social Networks sind keine eigenständigen Medien! Sie sind Teil des Mediums Internet. Facebook bspw. ist nur ein Anbieter innerhalb dessen, aber ein sehr bedeutender. Als hinkender, aber nicht gänzlich herbeigeholter Vergleich vielleicht der Springer-Verlag im deutschen Zeitungswesen.

1. Technischer Nutzwert (hier beziehe ich mich va. auf Andrés letzte Beiträge)
Ich bin schlichtweg anderer Meinung. Jedes Medium, ebenso jedes Teilmedium aka Anbieter aka Plattform innerhalb eines (Kommunikations-) Mediums, in diesem Falle dem Internet (also Facebook, Studi.Vz (siehe Vorbemerkung)), kann und muss sehr wohl auch in seinen technischen Aspekten bewertet und eingeschätzt werden. Dabei spielt folgende These eine wichtige Rolle: Nicht immer setzen sich technisch bessere Produkte durch. Das Thema hatten wir schon einmal. Es kann die Folge verschiedenster Umstände sein. Was ein social network will oder nicht, spielt insofern keine Rolle, als dass es mehr könnte, wenn die technischen Voraussetzungen besser wären. Allerdings möchte auch ich anfügen, dass dieser Punkt auch für mich nicht besonders relevant ist. Ihn für die Bewertung und daraus resultierend für die Meinungsbildung auszuschließen, halte ich aber für nicht konsequent. Zumal davon die nächsten Punkte mit betroffen sind, als da wären die Zentralität, die Datenproblematik und ja, auch die eingeschränkten Möglichkeiten der Kommunikation.

georg hat gesagt…

2. Zentralität
Ich möchte hierbei noch einmal auf Clemens’ Aussage verweisen “Es wäre z. B. auch möglich einen zu Facebook 100% äquivalenten Dienst dezentral umzusetzen“ Genau das ist es: Der Nutzen von dezentralen und zentralen Medien aka Teilmedien muss eben nicht zwangsläufig grundverschieden sein, vielleicht sogar nur in Ausnahmefällen. Die Hauptaufgaben eines Mediums: Kommunikation und Information, können sowohl so, als auch so gelöst werden. Aber: im dezentralen Fall ist der Nutzer endbestimmend, im zentralen der Anbieter. Dabei spielt es, und das ist mir sehr wichtig, keine Rolle, ob die zentrale Abhängigkeit selbst verschuldet oder zwangsweise passiert. Auch hier ein altes Thema. Ich denke nicht, dass sich Ursachen klar herausstellen lassen. Klarer, aber auch schwieriger wird es freilich, addiert man politischen Nutzen hinzu (die Medien als vierte Gewalt im Staat, etc., weshalb eigentlich jedem Medium ein gewisser politischer Moment innewohnt. Wir sprechen hier schließlich von ÖFFENTLICHKEIT): Die Möglichkeit von Instrumentalisierung der Medien / eines Teilmediums, um kurz auf das Beispiel der Presse in der DDR einzugehen. Ich finde dabei gar nicht mal den Datenaspekt besonders wichtig, sondern sehe das Problem eher im Feld der Informationsvermittlung und schlichtweg der Vorgabe bestimmter Kommunikationsweisen. (zum Thema Kommunikation und ihren Arten / Weisen weiter unten). Festhalten möchte ich aber einschränkend, dass das Internet als Medium natürlich gewisse dezentrale Alternativen wohl auf lange Zeit bereithalten kann und wird (wie du, Andre, in deinem ersten Beitrag schon gesagt hast), weshalb es das in der Geschichte wahrscheinlich mit Abstand am schwierigsten auch nur ansatzweise zu zentralisierende Medium aller Zeiten ist. Wir werden sehen, TCPA und anderes zeigen wiederum, dass diese Diskussion weiter offen bleibt, zumal ja wie im Falle von Facebook, bestimmte Bereiche dieses Mediums zentralisiert werden.

georg hat gesagt…

3. Daten
Gut, ich gehe diesen Part in der Folge ausschließlich theoretisch an, da ich finde, an Beispielen gibt es deren genüge. Einige Aspekte wurden schon genannt, besonders in Clemens’ Ausgangspost auch sehr ausführlich. Daten auf Facebook und Co sind zunächst einmal wahnsinnig leicht gangbar zu machen. Ob auch nutzbar, ist eine berechtigte Frage. Es ist ja auch ein berechtigter Einwand, dass zum Beispiel in England trotz einer unglaublichen Kamerainvasion in den letzten zehn Jahren in Sachen Kriminalität nicht allzu viel bei raus gekommen ist. Oder dass die CIA wie momentan offensichtlich werdend, mit der unglaublichen Datenflut scheinbar überfordert ist. Diese Beispiele genügen mir allerdings nicht, schon weil ihr Vergleichswert zu unseren Datenschleudern eher unzulänglich ist. Einer der Unterschiede: Die freiwillige Datenpreisgabe, auch die Möglichkeiten hinreichender Verschleierung (Pseudoidentitäten, …). Ich habe ein viel größeres Problem mit dieser Freiwilligkeit, mit der selbst gewählten Aufgabe zumindest eines Teils von Privatsphäre. Natürlich, als Teilnehmer am öffentlichen Leben ist man immer und stets zu einer Preisgabe von Privatem gezwungen. Aber ich schätze, dass ihr mir zustimmen werdet, dass es sich um verschiedene Dinge handelt, massenweise (belanglose oder nicht) Dinge aus dem eigenen Tagesablauf auf bspw. Twitter (und damit potentiell jedem einsehbar) zu posten, als der Kollegin zu erzählen, dass man einen furchtbaren Kater vom gestrigen Abend hat. Ich gebe dir da völlig Recht André: An dieser Freiwilligkeit sind natürlich nicht die sozialen Netzwerke allein schuld. Sie bilden aber eine riesige Plattform dafür, ohne sie es wohl sehr viel komplizierte wäre. Aber gut, auf was ich hinaus will: Ich finde es ganz einfach sehr bedenklich, dass Menschen sich genötigt fühlen oder es eben völlig freiwillig tun: Privates in Großen Umfang preiszugeben.

georg hat gesagt…

Kommen wir nun zur Nutzbarkeit für diese Daten. Unterscheiden wir hier einmal zwischen den zwei Bereichen, die uns wahrscheinlich allen im Kopf rumschwirren: Wirtschaft und Politik. Bei erstere scheint mir ein gewisser Nutzen durchaus gegeben, allerdings bitte ich um fundierte Beispiel/Studien, die dies Belegen, weshalb ich vorweg keine Allgemeingültigkeit beanspruche, aber wir wollen ja theoretisch bleiben. Also: Schlagwortsuchmaschinen und Datenverkauf können dazu führen, dass Unternehmen vornehmlich eines tun: Gezielter Werben. Mein eigentlich sehr spartanischer und äußerlich als auch technisch sehr angenehmer Googlemail-Account sei hierbei dann doch ein zu erlaubendes Beispiel: Seitdem ich meinen Eltern ein Problem mit meiner Visacard gemailed habe, schaltet sich Werbung für Kreditkarten, klein und kaum erkennbar, aber subtil vorhanden. Oder Flugsuchmaschinenanbieter in Folge gesuchter Flüge, Wohnungsvermittlungen infolge von Wohnungssuche, etc…. Und ja, ich denke dieser Aspekt spielt auch unter einer Datenmasse wie Facebook und Co eine effektive Rolle. Ich empfinde dies als unangenehm, aber unter diesen Aspekten noch nicht wirklich beängstigend. Schlimmer ist der zweite Aspekt, der politische Nutzwert oder die Vermischung von Beidem. Können preisgegebene Daten von Facebook und Co genutzt werden, die politische, gesellschaftliche, soziale Einstellung/Stellung eines Menschen nachvollzogen, dies instrumentalisierbar gemacht werden? Im Falle eines Einzelnen reicht das Spektrum sicherlich von kaum bis ganz. Wichtig ist aber: Es gibt ein Spektrum, die zielgerichtete Suche auf eine kleine Anzahl von Menschen durch Machtorgane kann diesem damit u U zum Nachteil gereichen (siehe China). Wie sieht es aus mit größeren Datenmengen? Nun, diese haben sowieso nicht die große Bedeutung, nicht unter den Aspekten der Erkennung und ggf. notwendigen Bekämpfung bspw. subversiver Elemente. D.h. Geheimdienste und Co arbeiten in der Regel sowieso nach (kausalen) Verdachtmomenten, in deren Folge sie gezielt suchen. Aber auch diese kausalen Verdachtsmomente können (wie wahrscheinlich, weiß ich aber auch nicht, da fehlen mir Expertisen) jedenfalls in Folge der Bearbeitung auch größerer Datenmengen entstehen. Ob wir das nun gut finden oder nicht. Als Beispiel sei der jugendliche Autonome genannt, der ein Facebook-Avatar alá Stalin hat und mit schnittigen Aussagen auf sich aufmerksam macht. Es gibt (technische) Methoden, das Netz, bestimmte Netzwerke und Datenmengen danach zu untersuchen. Soviel zu der Datenproblematik.

georg hat gesagt…

4. Soziale Aspekte
Kurze Unterscheidung: Bisher hat mir niemand beim Thema soziale Ausgrenzung im Falle von Nichtbenutzung von Facebook und Co (es sei wiederholt: Anbieter, nicht: eigenständiges Medium, weshalb der Vergleich zum Handy meines Erachtens hinkt) widersprochen. Dazu noch ein Link: http://futurezone.orf.at/stories/1627334/?page=3
Der andere Aspekt, an dem ihr euch (also Michau und Andre) so sehr stoßt: Soziale Ausgrenzung aka Isolation durch Benutzung der Dienste ist natürlich komplexer. Auch möchte ich eingestehen, dass „soziale Ausgrenzung aka Isolation“ eine vielleicht überspitzte Formulierung ist. Nun möchte ich nicht wiederholen was ich gesagt habe. Ich werde im Folgenden deshalb nur auf eure, Andre und Michau, (teilweise berechtigten) Einwände eingehen.
Ich habe ja gerade das Gegenteil einer generellen Unfähigkeit der User behauptet, ich habe differenziert und versucht zu relativieren, was auch als Gegenmenge paranoider, apokalyptischer Argumentation bekannt ist. Doch bleibe ich dabei: Mein Eindruck ist der, dass va. jüngere Nutzer (und hier stütze ich mich auf Beobachtungen aus meinem persönlichen und etwas weiteren Umfeld, aber auch auf Meinungen, die diesbezüglich in Gesprächen offensichtlich wurden), sehr leicht in Versuchung kommen, ihre Kommunikation – abseits der selbstverständlich vorhandenen alltäglichen Kommunikation (ich habe diesen Punkt und Beispiele bereits in meinem ersten Beitrag genannt, weswegen ich auf einige diesbezügliche Vorwürfe auch nicht näher eingehen werde) – über Facebook und Co führen. Mit all deren im Laufe der Diskussion allzu häufig genannten Nachteile (wirkliche Vorteile hat noch keiner genannt). Weil es natürlich auch der leichteste Weg ist: Alle (bspw. in der eigenen Schulklasse) haben einen Account, wenn nicht auf Facebook, so doch auf Schüler.Vz, alle tauschen gewisse Informationen darüber aus. So denn: Warum sollte ein 14-jähriger da auf die Idee kommen, nach anderwertigen (vielleicht tiefer gehenden) Möglichkeiten wie emails oder Telefonaten zu suchen? Wohlgemerkt: Ich verneine nicht, dass er diese Möglichkeiten gar nicht nutzt, geschweige denn nicht lernt zu nutzen, dass er Facebook und Co zumindest nicht vorrangig als Mittel zum Zweck und nicht als Eigennutz betrachtet. Was mir, und dabei bleibe ich, Sorgen macht, ist die Omnipräsenz dieser Dienste, ganz zu schweigen von der mit diesen verbrachten Zeit. Ich verweise auf die Beispiele aus meinem persönlichen Umfeld, wo teilweise jeden Tag mehrerer Stunden mit Facebook verbracht werden. Hier wird es mir wirklich schwer, nur noch an den Mittel zum Zweck zu glauben. Aus diesen Gründen würde ich nie auch nur ansatzweise von einer „sozialen Apokalypse“ sprechen, von einer Veränderung aka Verschlechterung des sozialen Umgangs aber sehr wohl. Und nicht zuletzt sei noch ein Wort zu dem alltäglichen, direkten Miteinander der Menschen gesagt, vielleicht als provozierendes Statement für eine andere Diskussion: Ich sehe diese in dem Umfeld, mit dem ich oft in Kontakt gekommen bin, nicht wirklich als erstrebenswert und gut an. Allzu oft empfinde ich den Umgang von Menschen untereinander, und schließe mich nicht aus, als viel zu oberflächlich, ob das nun schlimmer wird oder schon immer so war. Sicher keine neue Erkenntnis.
Abschließend noch ein Link, der vielleicht weitere Anhaltspunkte geben kann: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,609329,00.html. Wobei der eigentlich interessante Part, die Studie von Sigman leider nicht mehr abrufbar ist. Ich werde mich da mal auf die Suche machen.

georg hat gesagt…

5. Kommunikation
Dies geht vor allem an Michau. Ja ich weiß, da geraten wir oft gegeneinander. Mit fehlt aber gerade die Konzentration, vieles und ausführliches dazu zu schreiben, auch habe ich die Angst, dass das hier schon viel zu viel des Geschriebenen für einen aka einen gesplitteten, jedenfalls zusammenhängenden Beitrag ist. Ich fände es auch eh besser, du würdest einen eigenständigen Post dazu machen. Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich darauf. Nur soviel vorweg: Den Begriff „Scheinkommunikation“ nehme ich hiermit zurück. Tut mir leid, war ne dumme Idee. Darunter meinte ich eine Kommunikation, die nicht den Bedürfnissen des zwischenmenschlichen Umgangs entspricht, diesen zumindest nicht genügt. Wobei ich aber bleibe, sind verschiedene Arten von Kommunikation, was ja eben geschriebene Erklärung zum tatsächlich bescheuerten Begriff „Scheinkommunikation“ ersichtlich geworden ist. Dazu aber, so das nicht als fehlender Part in der hiesigen Diskussion von euch aufgefasst wird, mehr im Nachklang an den von dir angebotenen Post zur Kommunikation.

An Michau noch speziell einige eher nebensächliche Bemerkungen, wobei erstere aber auch als Hinweis an alle gilt: Zunächst zu dem Link, dem Tageschau-Kommentar. Artikel wie diesen – den ich schon vorher gelesen habe – meinte ich, wenn ich von sowohl zustimmenden als auch widersprechenden MEINUNGEN gesprochen habe. So sei einmal auf diesen Artikel verwiesen http://expertvoices.nsdl.org/cornell-info204/2007/02/20/social-networking-and-social-isolation/
Zum Paradox „Paradoxerweise weisen dabei letztere (StudiVZ+facebook) trotz ihrer breiten inhaltlichen Auslegung ein weitaus eingeschränkteres Angebot der Kommunikationsmöglichkeiten auf bzw., sind größtenteils standardisiert.(K9)“ Natürlich ist es ein Paradox, weil sich inhaltliche Breite aka Tiefe (beides gehört für mich zusammen, denn was nützt mir Breite, wenn ich nicht in die Tiefe gehen kann?) nun mal nicht standardisieren lässt. Genau das ist ja eines der Probleme: Ausführliche Statements oder Diskussionen sind auf Facebook und Co nicht möglich, obwohl sie es postulieren. D.h., sie postulieren es nicht direkt, sondern indirekt, nämlich indem alles angesprochen werden kann, aber nichts ausführlich. Natürlich bin ich hier sehr subjektiv und normativ.

Genug nun aber erstmal.

Achso, noch ein Statement zu einem Zitat von dir, André: „Alles in allem schwingt in meiner glimpflichen Beurteilung viel Glaube an die Menschheit mit.“ Nunja, Ich glaube auch an die Menschheit. Wobei ich’s eher so formulieren würde: Ich glaube an die Menschen. Dies hindert mich aber in keinster Weise, menschliches Handeln zu verurteilen, in Frage zu stellen und blöd, und ja: auch angsteinflößend und selbstzerstörerisch zu finden. Als ob die menschliche Geschichte, die Situation der Menschen auf der Erde nicht Grund genug für diese Annahme wären.

Ändy hat gesagt…

Es hat mir doch einige Mühe bereited, doch letztendlich glaube ich mit dem Folgendem fürs erste alles gesagt zu haben. Dabei geh ich v.a. auf Georgs letzten Kommentar ein.

Ersten, ich stimme Georg zu. Ich bin ein unverbesserlicher Tölpel der voller Enthusiasmus an der falschen Stelle aufhört zu denken, wodurch verbale Ausrutscher der verletzenden Art keine Seltenheit sind. Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung!

Zur Postapokalypse ein Zitat aus Georgs erstem Kommentar:

"Meinen Beobachtungen und Empfinden nach, existiert vor allem unter jüngeren(...)Nutzern von Diensten wie Schüler.Vz(...)ein kaum zu glaubender Hang zur belanglosen und weitgehend sinnfreien Unterhaltung. ...) Wenn nun aber(...)Kommunikation zwischen Menschen(...)von dieser Form des Austausches bestimmt werden, scheint zumindest mir der Umkehrschluss auf soziale Vereinsamung weitgehend logisch. Es wird an der Oberfläche gekratzt, die Tiefe bleibt unerreicht. ...)Die jüngere Generation...wächst mit diesen Netzwerken auf und lernt sozialen Austausch abseits des direkten Kontaktes(..."
"...)Nutzer, die eben an erster Stelle mittels dieser Plattformen kommunizieren."

Na? Ich behaupte dabei nicht, die Gespräche unter Jugentlichen seien tiefsinnig, doch die Rückführung der mangelnden Gesprächstiefe auf soziale Netzwerke ist heikel. Glaube wohl kaum ein 14jähriger wird sich gewählt über Nietsche, Schopenhauer und Co. ausdrücken können. Meiner Meinung nach ist das v.a. dem Alter geschuldet, wobei ein junger Mensch von seinem Erfahrungshorizont das Potential von Sprache noch nicht fassen kann, sie in erster Linie wohl nur zu Verabredungen nutzt. Worauf es hier ankommt ist das dem Jugendlichen-zur-Verfügung-stellen der Erfahrung, dass Sprache zu mehr benutzt werden kann als nur Bierkonsum und TanteEmmaLädenDiebstäle zu organisieren. Da mache ich dem Sozialen Netzwerk einen Abstrich, da ziemlich wesentliche Aspekte hierzu in einem SN nicht zur Geltung kommen. Ne andere Frage neben der tiefsinnigen Nutzung von Sprache ist ob der Jugentliche die Inhalte, welche das Gesprochene als tiefsinnig erscheinen lassen, fassen kann. Bspw. spreche ich manch einem jungen Jugentlichen noch nicht die Fähigkeit zu sich seiner Emotionen vollständig bewusst zu sein und daraus komplexe Sachverhalte sich erschließen zu können über die er dann reden kann.
Alles in allem wird ein alter Herr bei wordpress wesentlich mehr Schwergewichtiges zu berichten wissen als n Pubertierender dessen Gedanken sich nur um die Frage drehn, wie er denn nur das Ansprechen dieser scharfen Mietze von immer Samstags-in-der-Disko bewerkstelligt. Und dass ein Austausch unter Jugentlichen ihrem Gedankengut entsprechend nicht stattfindet, wird wohl auch keiner Behaupten. Es wird sich also dem Entwicklungsstand entsprechend ausgetauscht.

Um auch nochmal auf Clemens seine Postapokalypse und folglich auch Grund meiner Empörung, einzugehn. Clemens, du skizzierst in deinem Ausgangspost einen lethargisch auf die tastatur dreinkloppender Nutzer: "...)sie pflegen keine Freundschaften sondern bedienen einen Dienst, d. h. beschäftigen sich selbst auf abstrakte Art."

Auch kann ich dir Clemens das nicht ganz durchgehen lassen, sagst du dein Beitrag sei an sich nur ein Sammelsurium an dir zufliegenden Eindrücken übers Internet mit keinerlei Geltungsanspruch (zu Anfang deiner letzten Reaktion) mit denen du dann aber den Nutzer diffamierst.

Ändy hat gesagt…

Und wieder zurück zum letzten Kommentar von Georg:

Unterschiedung Internet-Realität

Hier würde ich den Unterscheidungsfehler nicht an Michaw weiterreichen. Michau meint, die jüngere Generation wisse von den Einschränkungen der Kommunikation übers Internet. Aus Georgs Aussage dazu: "Die heutige, von Bildern, unzähligen Informationen, Pseudowissen, Möglichkeiten und echten oder unechten Perspektiven, einem Haufen Ablenkung und ner ganzen Menge mehr bombardierte Jugend kenne den Unterschied zwischen Internet als dem Medium, wo in Großteil der eben aus mir herausgesprudelten Dinge kulminiert, und der „Realität“??? Das finde ich nun alles, aber auch alles andere als logisch.", interpretiere ich ein, dem jugentlichen zugesprochenes Charakteristika was den jugentlichen zur Überzeugung veranlasst: "ein jpeg-bild ist echt" oder "ich bin der 1*10^6ste Besucher dieser Internetseite und habe damit einen ipod gewonnen!" Also bei Michau geh ich mit, bei Georg nicht.

Technischer Aspekt und Georgs Schlussstatement:
"Was ein social network will oder nicht, spielt insofern keine Rolle, als dass es mehr könnte, wenn die technischen Voraussetzungen besser wären."

Damit sprichst du dem SN doch grad das Gegenteil von der bekrittelten technischen Interesselosigkeit zu. In der geschilderten Konstellation muss doch geradezu fieberhaft nach Lösungen gesucht werden um den ansprüchen des SN's nach zu kommen.
Durch den komplexen Satzbau von Georgs Geschriebenem, derer Inhalt sich mir dadurch etwas zu Erschließen verwehrt, und manche Sprünge im Vorhergehenden sind für mich auch nicht durchführbar, kann es aber auch sein, dass das von mir gesagte alleine auf weitem Flur steht.

Ändy hat gesagt…

Zentralität:

"Kommunikation und Information, können sowohl so, als auch so gelöst werden. Aber: im dezentralen Fall ist der Nutzer endbestimmend, im zentralen der Anbieter."

Die von dir herangeführte Dezentralität findet ihre Realisierung nur in der eigenhändig programmierten Internetseite mittels HTML oder der eigenhändig in python geschriebenen Internetbunutzeroberfläche (nicotine_plus etwa). Was man damit veranstalten kann ist vielfältig, doch muss man sich bei gegenteiligem vorgehen IMMER einer vermittelten Instanz unterwerfen. Kommunikation und Information sind endbestimmt durch das Interface welches wir benutzen, nicht ob es Zentral oder Dezentral ist.
An dieser Stelle möchte ich Clemens nochmal meine Bitte aus meinem vorhergehenden Kommentar ins Gedächtnis rufen, auf das Gemeinte mit Zentralität/Detentralität evtl. nochmal einzugehn und den daraus resultieren abstrich beim SN's zu erklären. Wie ja Georg in seinem Kommentar bereits erwähnt hat:
"Der Nutzen von dezentralen und zentralen Medien aka Teilmedien muss eben nicht zwangsläufig grundverschieden sein, vielleicht sogar nur in Ausnahmefällen.", und ich will das Übel nun allerdings verflixt nochmal und aber wirklich doch endlich an der Wurzel packen.
Georgs dann im Folgenden gezeichnete politische Apokalypse mit politischer vorgabe der Interaktion mit dem Internet verpufft anblicks der vorgegenwärtigung des Anteils des Internets an der Freiheit, die eben der Bedrohung der politischen Instrumentalisierung entgegensteht und u.a. durch die frei verfügbaren Internetdienste realisiert wird. Man siehe hier: http://www.linux.com/archive/feed/20748 um auch einen Eindruck von der Funktion von Kommunikation im Internet zu bekommen. Georgs benannte Einschränkung der politischen Apokalypse wird es also nicht nur erst zukünftig geben, sondern gibt es schon jetzt und seit den Anfängen des Internets, indem die Technologie des Internets der Kinderwiege aus dem Militärischem heraus für kommerzielle Interessen geöffnet wurde, wo nicht nur eine Hardware-Realisierung des Internets zur Verfügung stand, sondern gleich vier, also vor alternative Internets. Selbst heute gibt es noch Alternativnetzwerke wie "FidoNet". Sind nur nicht mehr so populär, weil man einzig mit dem mainstream Internet schon sicher Kommunizieren kann. Ich denke dann auch immer gerne an meine SSH-Connextion (Secure-SHell) vom meinem Rechner an diverse Uninetzwerke, was mir durch das Internet ermöglicht wird und wozu kein Internetbrowser benötigt wird. Ich sende einem zweiten, örtlich entfernten rechner von meinem Laptop dann einfach buchstaben zu die dem anderen als arbeitsanweisung dienen. bspw. kann ich den anderen rechner anweisen mir wiederum bestimmte buchstaben, etwa neue mails auf arbeit, zuzusenden, und dank SSH kann keiner mitlesen.

Ändy hat gesagt…

Daten:

Die Datenproblematik degradierst du alles in allem zurecht zum lauen Windchen, die freiwillige Preisgabe von Daten durch den Nutzer führst du im zweiten Teil neu als Problem ein, politische Instrumentalisierung und Nutzung von Daten zur Verbrechensprävention beschreibst du am Ende.
Zur freiwilligen Datenpreisgabe bleibt mir nur zu sagen: der Mensch ist apriori ein öffentliches weil soziales Wesen. Er lebt in einer Kommune mit der er in kontakt tritt, gibt er der kommune erkennungsmerkmale, welche ihm von der kommune verliehen wurden (name), preis. die daten, welche wir besitzen, sind mittler zwischen uns und der umgebung, von daher öffentlich. Anspruch auf Privatheit besteht wohl nur aus Eitelkeit und so dünkt es dem Menschen seine daten einer gewissen zensur bei der preisgabe an zweite zu unterziehen. Die Frage ist, welchem Kreis möchte ich welche Daten mitteilen, wem gegenüber mich veröffentlichen, wobei es, so scheint es mir, auf die Selbstbestimmung in dieser Frage ankommt. Und nun dünkt es dem menschen nicht nur nach privatheit, sondern auch nach austausch was ihn dazu veranlasst die zügel bei der zensur zu lockern. freiwillige datenpreisgabe wird es also immer geben und ich finde es nicht unbedingt "sehr bedenklich, dass Menschen (..) Privates in Großen Umfang preis_geben." Aber natürlich finde auch ich es sehr schade wenn sich diese freiwillige preisgabe von daten zunehmens in SN's und Blogs eingeschlossen abspielt und wertvollere kommunikationsformen verdrängt.
Die politische Instrumentalisierung benennst du zurecht, weil leider existent, als gefahr. Bei der SN-Datennutzung zur Verbrechensprävention ist mir der Kritikpunkt am SN's jedoch schleierhaft.

Soziale Aspekte:

Georgs erstgenannter Link hat mich doch mehr zum belächeln der sich daran offenbarten unternehmenspraktiken veranlasst als zum empfinden einer bedrohung durch internetkommunikation. das die studie in auftrag gebende unternehmen - mobilkom austria, das sich "mit 4,6 Mio. Kunden und einem Marktanteil von über 42 % führender Mobilfunkbetreiber Österreichs" schimpft - hat die durch georg vollzogene nebeninterpretationsmöglichkeit der daten wohl kaltblütig in kauf genommen, solange die hauptimplikation der studie den leser zum kauf eines handies veranlasst.

Ändy hat gesagt…

Bei dem beim sozialen Aspekt folgenden freue ich mich zu sehen, dass mit dem SN nun doch etwas gelinder ins gericht geht und v.a. den nutzer kritisiert. ich erspare es mir jetzt hier im detail drauf einzugehen, mit vielem bin ich d'accord. allgemein zur kommunikation zwischen menschen nur: noch nie vorher in der geschichte der menscheit hat der mensch so ausschweifige möglichkeiten zur kommunikation gehabt (internet, billigflüge) wie in der jetztigen epoche. eine ideale kommunikation hat es wohl noch nie gegeben und so sehe die gegenwärtige kommunikation nicht als sich verschlimmernde kommunikation an sondern als eine kommunikation, die sich aus den umständen heraus ergibt, evtl. mit dem anspruch sich gen idelle kommunikation zu entwickeln. dabei darf ausprobiert und es dürfen fehler gemacht werden, manche können es schon besser andere eben weniger, alles ist eigentlich mehr ein sich finden und auf den austausch kommt es an. solange man also kommuniziert und neue möglichkeiten nutzt, dabei noch mensch ist, wird es schon gut gehn in richtung verbesserung, doch aber auch nie ideal. aber naja, was will man denn mehr verlangen als ein stetiges versuchen.

Kurz noch zur immerwieder genannten Standartisierung:

Ist das nicht auch eine Standartisierung, wenn man Tiefsinnigkeit in Kommunikation verlangt? Wie soll Tiefsinnigkeit aussehn? Können zwei unterschiedliche Tiefsinnigkeiten mit einander in kontakt tretten? SN's sehe ich nicht unbedingt als standartisierten Kommunikationsweg an, sondern würde eher sagen die Kommunikation, welche in SN's zum tragen kommt, ergibt sich aus der Kommunikation zwischen Menschen auf einem ganz kleinen gemeinsamen Nenner.

so, dass wäre es nun auch von meiner seite aus. dabei bin ich auf eher sachliches eingangen und nicht auf persönliches, wie etwa abflachung von oder flache freundschaften in SN's und allgemein internet oder soziale ausgrenzung. das liegt großteils daran, dass ich da zwiegespalten bin. beim aufrechterhalten von freundschaften ist mir das internet ein willkommenes instrument, doch sehe ich auch ganz klar, dass sich freundschaften bei mir übers internet nicht erhalten werden, weil mir das miteinander da zu kurz kommt.

zu kommentieren noch:
was abschließendes zu bringen ist mir nicht gelungen, da das gesagte sicher widersprüche provoziert. deshalb wird es wohl auch nie möglich sein was abschließendes zu schreiben. ich glaube beim ganzen kommentieren sollte man es beim wichtigsten belassen, widersprüche benennen, ausarbeiten und auf evtl. offene fragen anderer eingehen. insgesamt bin ich sehr froh über die diskussion und auch wenn vielleicht inhaltlich nicht alles hinhaut, so kann man doch etwas von den menschen dahinter erahnen, was für mich den wert des blogs ausmacht.