Shake your Style.

23.10.2008

99 francs

Kürzlich habe ich im Kino einen Film gesehen, den ich hier mal kurz vorstellen möchte.



39,90 bietet sowohl inhaltlich als auch filmisch eine Vielzahl von Eckpunkten, die zu einer Kontoverse auch zwischen mir und mir über seinen Sinn und Unsinn geführt haben.

Zunächst mal, der Film ist wohl am besten mit den Attributen chaotisch, bösartig, lustig, tragisch, durchgeknallt, wild, laut, intellektuell, launisch und konfus zu beschreiben. Er ist die Adaption des gleichnamigen Buches von Frédéric Beigbeder und soll sich wohl inhaltlich mit wenigen Ausnahmen an selbiges halten. Es geht also um den Webedesigner Octave Parango und seine fertigen Freunde, um die teuflische Werbbranche, um Drogenexzesse und um Liebe. Gezeigt wird Octaves Weg vom skrupellosen, genialen Arschloch der Werbeindustrie hin zum kaputten Junkee der allen eins auf die Fresse geben will. Was der Film aber nicht ganz schafft oder schaffen will: Besonders die einzelnen Bereiche in Octaves Leben sind zu sehr von einander getrennt (Liebe, geistiger Werdegang, Perspektiven auf die Werbung), als dass sie nahtlos ineinanderübergehen würden und ein stimmiges Gesamtbild ergäben. Die politischen Aussagen können zwar als durchaus gelungen und glaubhaft gelten, für manch einen werden diese eher klischeehaft und kitschig rüberkommen.

Ansonsten muss ich sagen, die rasante Atmosphäre lässt einen sich tief in den Film hineinlegen und durchaus authentische Darsteller machen Spaß. Allerdings wirkt alles wie gesagt ein bisschen unfertig und man könnte meinen, Jan Kounen braucht noch ein, zwei Filme. Lässt man sich aber auf 39,90 ein, macht er nen Haufen Spaß und berührt und verstört. Ein dreckiger Film eben. Mich hat nichmal das nervige Technogeduddel gestört, oder besser, es setzt genau dann gekonnt ein, wenn man sowieso abgetörnt is. Und das schafft der Film fast durchgehend und das verdient ein Lob.

22.10.2008

Bright Eyes

Nennt es Kitsch - ich find's wahrlich schön. Und schließlich muss ich endlich mal mein ewiges Rockerimage loeswerden. Wird auch Zeit.



Und da die Bright Eyes so 'ne tolle Band sind, gleich noch eins.

Gregor Böckermann und das Glück des Kämpfers

Es gibt Menschen, die geben 'nen Scheiß und tun was getan werden muss. Gregor Böckermann ist so jemand. Der exkommunizierte ehemalige katholische Pfarrer ist seit 18 Jahren jeden Donnerstag vor'm Hauptgebäude der Deutschen Bank in Frankfurt am Start. Um zu demonstrieren für 'ne bessre Welt. Und den christlichen Sozialismus, was auch immer das sein soll.


"Wen beten wir denn eigentlich an? Das Geld" Und weiter: "Es gilt: Christen können keine Kapitalisten sein" Nun ja, Max Weber wär da vermutlich anderer Meinung. Und zum Thema Finanzkrise: "Jetzt sind wir überzeugt davon, dass wir noch zu unseren Lebzeiten den Kapitalismus überwinden werden. Die Bankenkrise lässt uns hoffen"

Ich bewundere Menschen wie ihn zutiefst. Ich wär auch gern Aktionist. Doch irgendwie ist mir ein bisschen dieses schöne Weltbild mit den klar gezeichneten Konturen und dem herrlich einfachen Wertemustern verloren gegangen. Denn das braucht es wohl. Sonst müsste sich Gregor nähmlich fragen, was das ganze soll, warum er hier steht und nicht woanders und wie denn bitteschön der christliche Sozialismus aussehen soll.

Trotzdem Danke für die Slumhütte vor den Fenstern des Bankenungetüms und danke für gelebten Protest.

Jon Lajoie - Everyday Normal Guy



i'm just a regular everyday normal guy
nothing special about me motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
when i go to the clubs i wait in line motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
i got $ 600 in the bank motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
and my sexual performance is a average

i work in customer service for a phone company
i make 12 bucks an hour but thats all i need
i live in a small apartment on a quiet street
i don't go out too much i like to watch tv
i can't afford a car i use public transportation
i don't mind i read till i reach my destination
sometimes a newspaper sometimes a book
the amount of money i save this shit is off the hook
and i'm not very good with the women
i'm a pretty shy person and i'm average looking
last time i had sex was in 2003
and i'm ashamed to ommit but it wasn't free

i'm just a regular everyday normal guy
i get nervous in social situations motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
i get constipaded once a month motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
and i make pretty good spaghetti sauce motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
and i get scared when i go see the dentist

i'm the Pauly Shore of everyday life
easily forgettable and i'm not very liked
i have an "According to Jim" personality
i'm as entertaining as a fucking STD

if you wanna mess with me i think you probably can
because i'm not confident and i'm weak for a man
i'll just roll up in a ball while you kick me in the back, ya
honestly i probably won't fight back
and i don't have many friends that would back me up
my friend Steve would but he doesn't look very tough

if you rarely get laid put your hands up
if you're not well paid put your hands up
if you got a pet cat put your hands up
and if you got a bad back put your hands up

i hurt my back two summers ago moving a fridge and ever since then it's just not the same.
you know it..it gets pretty sore

i'm just a regular everyday normal guy
my parents are really nice people motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
i'm somewhat afraid of heights motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
i like the show "Greys Anatomy" motherfucka
i'm just a regular everyday normal guy
and i'm pretty good at making paper planes

19.10.2008

Crystal Castles und das Bloghypephänomen ...

... habe ich unlängst am eigenen Körper erfahren. Das erste und bisher einzige Album dieser Atarisounds verwertenden, zweiköpfigen Elektropunkformation hat es mir vor einem halben Jahr sehr angetan, nach monatelangem exzessiven Zugemüteführens würde ich die LP jedem ans Herz legen wollen der auch MichaŁs Part im Baroquemiks mochte! Aber nein!, ganz so einfach ist es nicht, am 24 September trampte ich nun voller Erwartungen ins „Maria“ am Ostbahnhof nach Berlin. Ich gebe zu, schon bei „Maria“ hätte man stutzig werden müssen, schließlich war der Club schon in meiner Pupertät auf dem einzigen in meiner Heimat zu empfangendem Radiosender Fritz (neben dem PSR) als Indiepupenladen verschrieen. Treu dem Motto „Indie ist tot“ trotzte ich meiner Erfahrung und bestellte mir für 15€ mutig eine Karte bei Eventim. Was sollte schon schief gehen?

ok spass beiseite, hier eine kleine perle;

Ich stand nun also in einer Berliner Großraumschlachterei umgeben von 400 strinbandtragenden Röhrenjeans, die den einen modisch kleideten und den anderen weniger, es triefte nach pubertären Schweiß (dem Rauchverbot wurde grenzenlos gehuldigt) und eine leichte Art der Verachtung machte sie in meinem Schädel breit. Das Konzert ging gut nach vorn wie man es sich nicht anders wünschen wurde, doch klang es völlig übersteuert, der ramschige Filterhousesound betäubte mein Innenohr wie es Alexander Markus nicht besser könnte. Kein einziger Song besaß noch etwas von der Wiedererkennbarkeit und Eingängikeit, die ich doch so mochte, Alice Glass schrie um ihr Leben um wenigstens noch dem ein oder anderen Song ein bischen davon eizuhauchen, ihre Mühe war grenzelos doch ohne jede Wirkung, traurig stopfte ich nasse Tempos in meinen äußeren Gehörgang , denn noch nie habe ich ein so schlechtes Konzert gesehen. Nach 35 Minuten war alles durchgestanden, 35 entspricht auch der Länge der ersten, und ihr erinnert euch, der einzigen LP. Ich vermute mal, man wollte das ganze Indiepublikum vergraulen, was mit maßloser Begeisterung reagierte. Ohne Zugabe ging es für mich direkt vor die Tür um eine zu Rauchen und das erlebte mit einem großen Schluck Schnaps zu vergessen.

Was habe ich also gelernt: Du sollst nicht ins „Maria“ gehen, schau dir deine Lieblingsbands nicht live an und wahrscheinlich ist Indie wirklich tot oder heißt jetzt „New New Rave“?

don't belive the hype, it's a sequel!


17.10.2008

Was ist ist, was nicht ist ist möglich!

Einstürzende Neubauten - ein Name wie eine Abrissbirne.
Und in diesem Sinne ist die Band in den vergangenen 2 Jahrzehnten
auch publik geworden. Auf die harte Tour - mit Kettensägen, diversen Metall-
gegenständen, Vorschlaghämmern, fremdartig anmutenden Wortwundern und extravaganten Outfits, hat sie sich in die Herzen geneigter Zuhörerschaft gedroschen. Blixer Bargeld, Philosophieprofessor, Alki, Poet und Kopf der Vereinigung schrieb dazu so oder so ähnlich:

" Eine Gitarre ist ein völlig ausdrucksloses Instrument, weil man damit nicht mal einen Nagel in die Wand schlagen kann."

Die Zeiten sind jedoch vorbei, man wird ja auch älter, heute wird mit Anzug und auch Gitarre aufgetreten, wobei die Wurzeln nicht zu überhören sind. Wer Interesse an Zeitzeugnissen aus wilderen Perioden hat, dem empfehle ich, doch noch ein wenig im youtube-archiv oder auf der Internetseite zu blättern.
Bei diesem Video ist nebenher auch ein bisschen auf die singende Schar seiner Stundenten zu achten...





Nun eigentlich ja eher in die elektropunk-newwave-schiene einzuordnen,
bedient sich die Band in diesem Falle (innerhalb eines Projektes
mit Meret Becker) ruhigerer Töne. Ein wunderbares Liebeslied...





Guten Tag mal wieder,
Mattes.

Reisende Gedanken

Ich brauche die Menschen,
mir liegt viel am Freund.
Ich sehn' mich nach Liebe,
manchmal platzt die Einsamkeit.

Allein sein kann schön sein,
mit mir heute nicht.
Zweifelt der Wille,
unerschöpfliche Quelle.

Tau.

Reisende Gedanken
tauchen ein gleich Delphinen.
Ein Saite erklingt,
schon einmal gehört,
nur wo?

Fahrtwind im Gesicht.
Ohrenbetäubend.
Atemberaubend!
Schön - mehr nicht.

Ich wird zum Wort.
Ankommen.
Ein stetiges Klopfen,
bleiben kann ich nicht.

Leben lernen.

16.10.2008

Rock ^ Roll

Es muss auch mal den dritten Youtube-Beitrag in Folge geben dürfen, denn dieses Video erinnert uns an den ewigen Altrocker Georg. Der Mief von Bier, Kippe und Schweißloden ist dein!

Liebe Grüße von Antje & Clemens

13.10.2008

Medialer Sonderfall

Für alle, die kein Fernsehen besitzen, hier die gestrige Undankesrede von Marcel Reich-Ranicki beim deutschen Fernsehpreis 2008 im ZDF.

09.10.2008

manchmal ist die Wahrheit so einfach und sie trägt einen Bart...

denken ist cool

Da ich ja jetzt schon eine Weile im exclusiven Club von

Baroqueoverkill bin, weis ich das viele andere Clubmitglieder den philosophischen Themen sehr wohlwollend begegnen (nicht wahr ändy). deshalb von mir für euch eine kleine Zusammenstellung von Seiten mit Philosophie zum hören und sehen.


Das philosophische Quartett: der Klassiker unter den philosophischen Fernsehsendungen. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski laden sich stets zwei Gäste ein und diskutieren üder irgendetwas. Das Format präsentiert leichte Kost und ist für Einsteiger und gegen Langeweile zu empfelen. In der ZDFmediathek muss der Namen der Sendung eingetragen werden und man erhält eine letzten Sendungen als Podcast zum Ansehen. Es erscheinen aller zwei Monate ein neue Sendung. Ans Herzlegen möchte ich euch die Sendung mit Otto Schily (über Sicherheit und Freiheit), welche als Musterbeispiel für verbale Katz-und-Maus-Spiele gelten darf.


Scobel (ehem. Delta): Ein weiteres Fernsehformat mit Gerd Scobel, den ich für den besten Fernsehmoderator Deutschlands halte. In der Sendung verschwimmen die Grenzen von philosophischer Diskusion und Wissensvermitlung und dabei wird oft sehrweit ausgeholt. Ein riesiges Archiv lässt eine auch immer etwas neues entdecken. Allerdings sollte man bei Fachbegriffen und Fremdwortern etwas Stehvermögen beweisen. Die Sendung wird einmal die Woche auf 3sat ausgestrahlt und ist dann recht zügig im Netz.


Die Philosophische Audiothek:

Eine Art Onlinebibliothek mit Vorträgen, Radiomitschnitten, Vorlesungen und Seminaren aus den Uni Wien. Mit unter gibt es sehr wertvolle Perlen und jede Menge Anregungen, allerdings ist das Niveau selbst mir oftmals zu hoch und sehr universitär. Doch sind mit Günther Friesinger und Herbert Hrachovec zwei sehr gute Redner vertreten denen ich gerne zuhöre auch wenn ich nur die Hälte verstehe.

Das sollte erstmal reichen. Viel Spass beim hören und sehen.

08.10.2008

Für den Notfall

Vielleicht ist es ein bisschen Paranoia aber ich möchte euch diese sehr umfangreiche Seite nicht vorenthalten...man beachte vor allem den Shop mit dem umfangreichen Waffenangebot (Armbrust etc...) nun das ist sehr übertrieben aber Informationen auf dieser Seite erscheinen beängstigent reel


http://www.krisenvorsorge.com/85/Startseite.html

07.10.2008

gestern abend besuchte ich wieder einmal das kino. neben dem genuss des films "berlin calling", der mich mit guten bildern und atmosphärischer musik überzeugte, und den ich für einen angenehmen filmabend nur empfehlen möchte, überraschte mich der trailer für den film "walz with bashir" (http://waltz-with-bashir.pandorafilm.de). dieser film läuft am 6. november an und ich habe ihn, nachdem ich heute ein wenig zum thema gestöbert habe, auf meine persönliche "diesen film möchte ich sehen"-liste gesetzt.
wenn bei dem ein oder anderen jetzt ebenso das interesse am film und seiner thematik geweckt wird, würd ich mich freuen.

Do the German Clap

Neulich bekam ich dieses Video gezeigt. Es handelt sich um "The Clap" Von Lexy K-Paul & Das Bo in einer filmischen Neubearbeitung von Pundo3000, welche den sozialkritischen Aspekt stärker herausarbeitet. Ein Thema das mich schon lange beängstigt.



Es sei darauf hingewiesen dass es völlig außer Frage steht, dass die Interpreten nicht gerade als moralische Instanzen geachtet werden sollten. Mir geht es lediglich um das Video und seine Aussage, völlig aus dem Kontext gerissen.

Malt euer Geld an!

Für alle die sich nie so richtig mit Geld anfreunden konnten: Mir hat es geholfen, die Dinger anzumalen.
Mit Edding 8400 CD/DVD-Marker dürften die kleinen locker 4 Transfers überleben. (Sobald sie eine Bank erreichen, werden die sowieso ausgetauscht.)

Und man kann beim Bezahlen auch Glück verschenken. Die Bäckerin hat sich neulich wie verrückt gefreut, als sie vom Kleingeldteller angegrinst wurde.
Wenn jemand Lust hat, eigene Kreationen vorzustellen, würde ich mich über eine Email freuen. Sobald ich es mit Scheinen probiert habe, melde ich mich wieder.

06.10.2008

Lyrische Stilmittel im Alltag: Die Mitte-gegen-rechts-Alliteration




Dienstag den 30. schenkte schließlich Stephan mir meinen modischen Bautzen-Bleibt-Bunt-Button. Während wir zur Wohnung wanderten, witzelten wir, ob alliterative Aussprüche auf Ansteckern anspruchsvolle Ausdruckskunst ausmachen. Freilich versetzte uns die Frage ob Ortschaften ohne ordinäre Anfansbuchstaben auch akzeptable Alliterationen wie "Bautzen bleibt bunt" bewerkstelligt bekämen in gar grüblerische Geisteslagen!

Daraufhin drängte die Durchführung des Versuchs, viele verschiedene freiheitlich-bürgerliche mit beliebigen Buchstaben beginnende Bekenntnisse für Kleinstadtkundgebungen zu kreieren:

Aschersleben achtet alle
Böblingen baut Brücken
Cottbus conta Camouflage
Dessau disst deutschtümelnde Demagogen
Elsterwerda echt exotisch
Flöha fordert Vielfalt
Grimma gegen Glatzen
Heppenheimer Hand in Hand
Ilmenau - Islam inside
Jodeln und jiddeln in Jeßnitz
Kamenz kontra kahle Köpfe
Löffingen liegt leicht links
Mehr Menschlichkeit in Mittweida
Nein zu Neonazis in Niesky
Orient und Okzident in Ottendorf-Okrilla
Püttlingen proklamiert Potpourri
Quo vadis Quakenbrück?
Rüsselsheim rügt Rechtsextremismus
Schmöllner schelten Springerstiefel
Taucha trotzt totalitären Theorien
Ulmer unterbinden Unterdrückung
Vetschauer verachten vereint vorurteilsbehaftete Volksverhetzung
Wir wollen ein weltoffenes Wilthen!
Xanten = xenophil
Zwenkau zeigt Zivilcourage

mit lieben Grüßen von Antje & Clemens

03.10.2008

Rechtsdrehender Joghurt und Contergan®

Schon bei der Werbespot-Aussage „Mit rechtsdrehenden Joghurtkulturen“ kommt es vielen Leuten recht komisch vor. Ich selbst konnte mir bis zum Zeitpunkt, als uns die Spiegelbildlichkeit als Aspekt der Lebensgrundlage in biologischen Systemen klar gemacht wurde, nicht so recht vorstellen.
Dabei geht es um räumliche Ausrichtungen, die man am einfachsten anhand eines Beispiels erklärt. Ausgehend von einem Punkt begeben sich 4 verschiedene Gegenstände in die voneinander am weitesten entfernten Ecken (also eine Tetraeder).
Wird nun von diesem räumlichen Gebilde ein Spiegelbild erzeugt, so lassen sich die beiden Formen durch ausschließliches Drehen nicht zur Übereinstimmung bringen.



Sicherlich gibt es noch zahlreiche andere Kombinationsmöglichkeiten um so einen Zustand zu erzeugen, jedoch stellt der beschriebene Sachverhalt die Situation von kleinsten biologischen Systemen dar. Einfach gesagt, könnt ihr z.B. nie eure Hände (mal sinnbildlich als Bild und Spiegelbild) zur Deckung bringen.
Diese, wie ich denke, für euch sicher gut nachvollziehbare Grundlage überträgt sich nun auf zahlreiche chemische Substanzen, die, wenn sie die genannten Kriterien erfüllen, als „chiral“ gelten. Chiralität, welche Stoffe völlig gleicher Zusammensetzung in Enantiomere einteilen kann, dient hier als Maß zur Beschreibung der räumlichen Ausrichtung organischer Körper.
So beschreibt zum Beispiel der Begriff Milchsäure nur die Zusammensetzung, gibt aber keine Auskunft über die Gestalt im Raum. Erst die im Folgenden dargestellte Schreibweise definiert die Substanz eindeutig:


(dabei steht das einzelne H jeweils in Richtung des Betrachters)

Im Falle unseres Joghurts geht es also nicht um die Bakterienkultur, sondern um ihr Produkt Milchsäure. So bilden diese speziellen Mikroorganismen im Gegensatz zu denen im üblichen Joghurt, wo etwa gleiche Teile an +/- Milchsäure enthalten sind, mehr rechtsdrehende (+).

Was bringt das nun?
Im dargestellten Fall ist die Bedeutung von eher untergeordneter Wichtigkeit. Der Mensch als Verbraucher kann nur die (+) Milchsäure verarbeiten, weil notwendige Mechanismen im Körper ebenfalls chiral sind. Der andere Teil des Wirkstoffs wird unverändert innerhalb des Darms abtransportiert und besitzt, allerdings erst in größeren Mengen (viel Sauerkraut z. B.), einen durchfallerzeugenden Effekt. Diese zwar unangenehme, aber nicht unbedingt ungesunde Eigenschaft ist nur eine Möglichkeit des Körpers mit dem „Fremdstoff“ umzugehen. Aus meiner Sicht tut man sich nichts Besseres beim Genießen eines vielleicht als modern geltenden Joghurts. Man unterbindet damit eher einen Durchfall und gerade der ist wichtig um auch mal eine natürliche innere Reinigung und Abwehr vor Krankheitserregern zu ermöglichen.

Allerdings wird dabei ein Thema angeschnitten, das heutzutage eine große Bedeutung hat. Sicherlich kennen einige von euch den Fall Contergan®, welcher mit als schwerwiegendster Arzneimittelunfall galt und gilt. Damals, also Anfang der 60er Jahre, kannte noch niemand die Bedeutung von links- und rechtsdrehenden Verbindungen und die in Tests erkannte, gute Wirksamkeit als Schlafmittel brachte neue Hoffnung in der Medizin, die bis dato nur riskantere Arzneimittel kannte. Auch während der täglichen Anwendung blieb die Wirksamkeit, Verträglichkeit und auch Unbedenklichkeit des Patienten gewährleistet.
Bis zu dem Zeitpunkt als man den embryotoxischen (=teratogenen) Effekt bei Schwangeren bemerkte, der, wie man heute weiß, nur vom S(-) - Enantiomer herrührt.



R(+) - Enantiomer : S(-) - Enantiomer


Damals produzierte man nur das Gemisch, wie es bis dahin auch nur üblich war. Selbst die heute noch weit verbreitete Meinung, man hätte selektiv arbeiten müssen und nur das R(+) – Enantiomer synthetisieren sollen, ist zwar logisch, aber ebenso fatal. Der menschliche Organismus ist ja nicht einfach gestrickt und oft zeigen Arzneimittel unvorhersehbare Wirkungen. So erkannte man hier, dass bei reiner Gabe des R(+) – Contergans® ohne große Verzögerung die S(-) – Konfiguration entstand und der Körper sich demzufolge ganz eigenständig vergiftet hätte.
Auch wenn heut zu Tage große Bemühungen über links- und rechtsdrehende Verbindungen durchgeführt werden und oftmals versucht wird diese zu umgehen, ist es wichtig den Stand der Wissenschaft nie zu überschätzen, was an solch typischen Beispielen deutlich wird.

Damit noch nicht genug: Contergan® (Wirkstoff: Thalidomid), nun mittlerweile lang vom Markt verschwunden, wurde auf seine embryotoxische Eigenschaft eindringlich untersucht. Eine Hemmung der Gefäßentwicklung wird für die extreme Nebenwirkung verantwortlich gemacht und dient heute als grundlegender Ansatz zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen. Auch wenn dabei die Teratogenität bei Schwangeren erhalten bleibt, steigt die Präsenz des Arzneimittels wieder an. Neuer Name (Revlimid®), neues Anwendungsgebiet und vor allem der ausdrückliche Hinweis auf die Gefahr, geben diesem Stoff eine 2. Chance. Als Ausdruck von Ehrgeiz und auch ein bisschen Wiedergutmachung?!?
Wie auch immer, vorsichtiger ist man mit Sicherheit und die eventuelle Erfolgsgeschichte des „neuen“ Contergans® wird medizinisch gesehen nicht einfacher oder schwieriger ablaufen, als wie bei jedem anderen Arzneimittel.