Shake your Style.

31.01.2008

S E X - revival of the senf

Eine gute Lektüre auf dem Campus ist das monatlichee gratis Magazin "Sacco und Vanzetti". Ein jugentlicher Ableger des SED-Parteizeitungsnachfolgers "Neues Deutschland", welches heute zu 50% der "Die Linke" gehört.
Neulich las ich in Ausgabe 15 etwas über ne Frau, welche ihre Telefonsex-erfahrungen in einem Blog zum guten gibt. Da man ja immer etwas über den Tellerand hinaus schauen sollte, und um meinen Voyeurismus zu befriedigen, hab ich's mir mal angeschaut. Interessante unterhaltsame Einsichten wie ich finde, und deshalb euch empfohlen. Intressant ist auch das Tagebuch einer Hure. Richtig melancholisch.

Einfach mal anschaun-

30.01.2008

Haferschleim

Oh du bittrer Traum aus Feldern weit wie Ewigkeit. Wurdest arg gegossen und bist als Frucht nun reif genug. Kleine Haferflocke, wirst geschüttet in das Wasser kochend oh so heiß. Mit etwas Salz bist du dann nach kurzer Zeit: Ein flauschig, schleimig Leibgericht, hurra. Ein bisschen Zwieback noch dazu und dann bist du im Nu, serviert auf einem Teller auf dem Tische. Doch schmecken tust gar nicht gut, bist so ekelig und auch widerlich, und auch nicht wohle anzuschauen. Ich hasse dich zutiefst.

28.01.2008

Salve Busfahrer


Zu einer der grazilsten erfahrebaren Gebärden meines Alltages zählt der Busfahrergruß. Stets bin ich erstaunt über die Elegance mit welcher man derart simpler Geste soviel überschäumende Schönheit verleihen kann. Ausgangspunkt bildet die Grundstellung des Massentransportmitteldirigenten im weinroten Baumwollpullover. Sobald im Blickfeld des Gleichen ein Vehikel ähnlicher Fasson wie des von ihm geführten wahrzunehmen ist, von dem zu vermuten ist, dass sich ein Berufskolleg in diesem befindet, geht er nun nicht in "Hab Acht!"-Stellung , sondern bleibt völlig unbeeindruckt und cool sozusagen. Auch versucht er sich nicht einen besonders lässigen Eindruck zu geben, der Konsequenz der verschmähenden Lächerlichkeit dieses Verhaltens durchaus aber unbewusst, denn die Intuition der richtigen Attitüde ist es die ihn auszeichnet. Bis zur Ausführung des Grußrituals verweilt er in dieser Art. Ist sein Gegenüber ihm dann nah genug um die Maßnahme in die Wege leiten zu können, ohne der Gefahr des Nichterkennens durch den noch hypothetischen Empfänger ausgesetzt zu sein, hebt er seine linke Hand in die Höhe mit gleichzeitiger Verformung der Besagten zur nonchalant, dennoch akkurat, geballter Faust und gerade gestrecktem Zeigefinger. Dabei erfolgt die Vergewisserung vom sicher ausbleibenden Fehlschlag, welcher eine Wiederholung und somit Uncoolnes zu Folge hätte, betont nicht-Aktiv durch den Vollstrecker sondern instinktiv. Auch vollzieht sich der Übergang vom Passivus zum Agus nicht abrupt, sondern ansatzlos ununterscheidbar und gleitend. In der vollkommenen Ausbildung der Hand zum Honneurtorso angelangt, beschreibt sie nun eine kaum wahrzunehmende vertikal ausgerichtete Kreisbahn, gefolgt von einem kecken Vorstoß in die Endposition. Hier gelangt der Akt gleichsam zu voller Blüte in Anmut und Beauté. Man meint einen kleinen knisternden stromschlaggleichenden Impuls in Richtung Adressat wahrzunehmen gefolgt von einem Moment der Stille und Stillstandes in welchem aller Raum im Glanz der Glorie zu erstrahlen scheint. Unendlich Schnell vor kommt einem dann die wieder zu drehen einsetztende Welt, schwelgend in herrlichsten Erinnerungen.

Später wenn ich mal groß bin möchte ich auch Busfahrer werden. Besonders Nachts würde ich sicherlich angesichts der Romantik dahin schmelzen.

Morta Deller is the next Uri Geller

27.01.2008

Web3.0 - ich kann nicht mehr!

Wer beobachtet eigentlich die Geschichte des Internets und wann wird das Abiturthema? Ganz vorlaut behaupte ich - niemals!, weil der Umgang den meisten älteren Menschen und vielen meiner Freunde, wie ich glaube, noch immer nicht ganz geheuer ist und somit eine Beobachtung ihres eigenen Surfverhaltens nur schwer möglich ist, getreu dem Schlafzimmermotto, im Dunkeln sich nicht selber beobachten zu können – und ich meine, der Großteil tappt im Dunkeln des WWW oder zumindest auf den pornographischen Sachen die immer noch 70% allen http-Verkehrs ausmachen sollen. Regelmäßig fühle ich mich als Opfer des omnipräsenten Skype-Begrüßungsterrors, oder des Myspace/StudiVz/Discogs-Link-Wahnsinns, ganz abzusehen von dem Präsentationswahnsinn mancher Profile - auf welchen Plattformen auch immer (die zu meiner Schande oft als schlechte Unterhaltung missbraucht werden). Doch so richtig in meiner Meinung überzeugte mich die Frage eines gleichaltrigen Vielsurfers, was denn diese Antispamabfragen in Studivz, meinetwegen auch in Facebook oder MisterWong, oder wer weiß wo sich die Leute noch so rumtreiben, sollen? Als wir den Begriff Web 2.0 dann geklärt hatten, war ich überzeugt: keiner mag Verstehen warum für solche Seiten Milliardenbeträge verschleudert werden und welch immenses Werbepotential in ihnen steckt, - zugegeben ich auch nicht. Soweit der Aufreger, doch es kommt schlimmer!


Wochenende. Ich kam, um zu speisen wie Fürst Metternich und um die Elternfraktion von meiner wahrhaftigen Existenz zu überzeugen, doch es regnete und der Sonntag wurde nicht das was ich von ihm erwarte - mal wieder. Mein heimisches Dasein beschränkt sich also auf „hilfst du mir mit der neuen Firewall, ich bin da irgendwie nicht weitergekommen“ - praktisch: jemand versucht Zonealarm zu installieren „weil da kommt immer so eine Nachricht von einer neuen Version , die ich nicht wegklicken kann“ und ganz klar: „ ich bekomme unten immer solche Meldungen“ - heißt: Version X gibt es nur als Downstreaminstallation, wozu eine Internetverbindung nötig ist, doch so weit reicht der Verstand der Elternfraktion nicht. Schonungslos wird jeder gut gemeinte Sicherheitshinweis mit einem „klick auf X“ quittiert. Nun aber meinte ich noch den Seelenstriptease meines 11 jährigen Bruders im Schülervz erwähnen zu müssen, und bitte meine Mutter doch erzieherisch tätig zu werden, damit Brüderchen mit seinem jungfräulichem Informatikunterricht nicht so auf die Fresse fliegt wie ich meiner Zeit mit meinem gefährlichem Bravo-Halbwissen - 2 Stunden später: meine Mutter meint nun zu wissen worum es bei „social networking“ geht, will Brüderchen den umgang dennoch untersagen, resigniert gebe ich auf das web2.0 zu erklären.


„Herr Flath nun stellen sie sich vor sie stehen vor einer Klasse Vierzehnjähriger, und keiner weiß ob nach neuer Rechtschreibung vor einem „und“ die Kommasetzung fakultativ oder oligatorisch ist, doch schon im nächsten Moment fragt sie ein kleiner Kosmonaut der letzten Reihe, wie denn das nun mit dem Metadaten im semantischen Internet funktioniere?“ und es passiert was mich immer schon als dumpfes Gefühl beschlich: - Setzen 6! Herr Bildungsminister!“


Ab heute - habe ich mir geschworen nie wieder Begriffe wie Dot.com, Killerapplikation und Web X.0 ... zu verwenden, ich bin mir der Überheblichkeit dieser Bergriffe bewusst, doch ich will mich auch nicht schämen müssen, sollte mir es mal entweichen wie heiße Luft, und schon lange nicht vor Disketten- und CD-Verwechslern. Daher mein Wunsch an Frau Shavan: Aufklärung nicht nur im Geschichts und Biologieunterricht! Wir brauchen Soziologie! Oh - my lovely limbic system - das gibt es doch gar nicht in Sachsen!


Berners-Lee soll der Kopf abfaulen!


Beim Lesen der Zeitung reloaded

Heute morgen nach einem ausgiebigen Frühstück bei einem Audiostream der sonst empfehlenswerten Serie Sternstunde Philosophie (Danke André!) leicht betrübt von Alice Schwarzers undifferenzierten Umgang mit dem Begriff Pornografie, wende ich mich erwartungsvoll der Wochenzeitung Jungle World zu, die ich in Vorbedacht gestern gegen einen Großteil unseres Pflaschenpfands beim Konsum eintauschen ließ.

Das Titelblatt ließ mich aufatmen: Ein Hund, der einem kleineren ausgestopften Hund auf Rädern am Poloch schnuppert. Mit "Schnüffler am Arsch - Der Streit um Paragraf 129a" wurde für die Themenseiten geworben, auf die ich schnell gelangte, nach einem amüsanten Kurzbericht über die Erfolge und Misserfolge der Redaktion beim Berliner Autorencup des Hallenfußballs gegen den Spiegel und die junge Welt.

Es folgten 3 Seiten sachlicher Auseinandersetzung mit den Vorfällen der illegalen Ermittlungsmethoden im Zuge der ungerechtfertigen Terrorismusvorwürfe gegen aktive Linke im Vorfeld des G8-Gipfels. Richtig auf die Fresse gab es in einem Kommentar von Ivo Bozic, der die Themenseiten abrundete indem er mir das schöne Gefühl gab, eine Zeitung zu lesen die linkskritisch sein kann ohne ideologieverblendet zu sein. Mit dem Titel "Du bist nicht 129a!" schießt er gegen linkseinheitliche Rituale des rebellierenden Konsens, und stellt fest: Auch wenn linke Brandstifter keine Terroristen sind, sind sie dennoch kriminelle und ihre unrechtmäßige Verfolgung mit 129a steht in keinem Zusammenhang zur paranoid gefühlten Realität einer bereits existenten (wenn auch langfristig möglichen) Totalüberwachung jedes x-beliebigen. Auch wenn es nicht zu 100% die eigene Meinung wiedergibt, würde sowas im Freitag nie stehen!
Ein kurzer Kommentar widmet sich anschließend dem interessanten Effekt, dass zwar in vielen medialen Debatten der letzten Jahre oft Erkenntnisse darüber gesammelt wurden, was Terrorismus nicht ist während die Öffentlichkeit in der Frage was er denn sei keinen Schritt weiter gekommen ist.
Ich blättere bereits auf Seite 6 ohne einen Artikel ausgelassen zu haben und unterhaltsam geht es weiter: "Der Schwiegersohn mit der Fönfrisur" karikiiert die Medienerscheinung Christian Wulffs, danach der Nokia-Artikel.
Auf Seite 10 entschließe ich mich erstmals dazu, den Artikel zu überspringen. Zum einen weil es um den Finanzmarkt geht, aber auch weil mir langsam klar wird, dass ich es nicht schaffen werde, die ganze Zeitung konzentriert durchzulesen und langsam selektieren sollte. Also lasse ich auch die Privatisierung der Leipziger Stadtwerke mal unangetastet und lese zur Entspannung einen kurzen Schmähartikel über Horst Köhler.
Wieder leicht in Lesestimmung beschließe ich, die zwei Seiten des Wahlbeobachters aus New Hampshire wegen mangelnden Antiamerikanismus in die Woche zu verschieben, und lande nach der Überblätterung weiterer Themen (Drogenbandenkämpfe in Rio de Janeiro, Erfolg der radikalnationalistischen Partei Serbiens...die Zähe zweite Zeitungshälfte scheint angebrochen) bei einer Analyse des Konflikthintergrunds vom ausgebliebenen Papstbesuch bei der Universität in Rom.
Als Reaktion auf das Vorhaben des Bundesratsministers Wolfgang Reinhard aus Baden-Württemberg, im Rahmen der Volksverhetzung Schimpfworte wie "Scheiß-Deutscher" zu verbieten, bietet sich mir auf der nächsten Seite ein Gespräch eines Redakteurs mit der Duden-Hotline über grammatische Fallstricke bei der Verwendung von "Scheiß-Deutscher" in puncto Großkleinschreibung, Bindestrich, unbestimmter Form, Plural und Anrede.
Die drei letzten Artikel hatten irgendwas damit zu tun, dass die 68er eine narzisstische Bewegung war, amtierende Außenminister Boliviens vor einer Verklärung der Koka-Pflanze warnt und irgendwas mit Nazis.

Völlig überladen und lesesatt stelle ich fest, dass weitere 24-Seiten der Beilage Dschungel auf mich warten und ertappe mich dabei, einen hochkarätigen Artikel über die Parallelen zwischen Dichtern und Sprachgestörten (nur sie sind gezwungen, sich auf den Stoff der Sprache zu konzentrieren und können nicht einfach plaudern.) mit meinem jämmerlichen Rest an Konzentrationsfähigkeit zu entehren. Ich entschließe mich, noch die Comics auf der Rückseite zu lesen.

Diese Zeitung ist funky und ich empfehle jedem mal ein Probelesen, besonders aber dem Georg. Sie macht sympathisch, dass sie aus einer Abspaltung von der Jungen Welt entstand, sich als unorthodox links bezeichnet, und es sich bei Antifa und Autonomen verschissen hat. Sie hat diese ideologische Freiheit in einem Artikel Bush und Bin Laden scheiße zu finden.

Kreatives Austoben

Wir findet ihr diese Idee?:

Alle tragen in einer zufällig festgelegten Reihenfolge Klangwerk (Z. B. Selbstgespieltes, fertige Stücke, Kollage) einer festgelegten Dauer zu einem festgelegten Thema zusammen, sodass ein Hörblock entsteht.

Mit schwebt dabei eine Art Tondatei vor, die man sich rumschickt, und jeder hängt seine paar Minuten was er will hintendran. Dieses Vorgehen würde ein Minimum an Fähigkeiten der digitalen Tonbearbeitung fordern.

Mich würde interessieren, was ihr davon haltet und wer dabei mitmachen oder nicht oder auf keinen Fall mitmachen würde.

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ich sag einfach mal round one
-richtwert 3 minuten
-der erste sucht das thema aus
-mein pc macht die tracklist:

[1] :: jakob
[2] :: mattes
[3] :: clem
[4] :: georg
[5] :: christoph
[6] :: michau
[7] :: antje
[8] :: aendy

dann mal losgetüddelt. wer noch mit aufsteigen will, einfach bescheidsagen.


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hilfreiches zum klangwerk machen.

software: zum aufnehmen und rumschnipseln ist audacity eine kostenlose möglichkeit. außerdem sollte man ein programm haben, um wav in mp3 umzuwandeln und umgekehrt. die meisten audiocd-zu-mp3-programme können das auch.

zum audio-cds einlesen: empfiehlt sich auf jeden fall wie auch für die umwandlung mp3<-->wav die hervorragende freeware cdex.

zum aufnehmen: ein mikrofon (an fast jeder soundkarte findet sich ein mikrofoneingang. wenn da 3 steckbuchsen sind, dann sind das auf jeden fall line in, line out (oder kopfhörer) und mikrofon in.) für leute ohne mikrofon, gilt wie immer der geheimtipp, dass fast jedes paar kopfhörer invers funktioniert und ein super schmuddelmikrofon darstellt.

wie aufnehmen: neben der windows-uhr auf lautstärkeeinstellungen gehen und sich vergewissern, dass der mikrofoneingang nicht ausgeschalten ist. dann sollten töne des mikrofons hörbar sein. jetzt mit beliebigem programm aufnehmen, z. b. audacity, windows audio-recorder...

arrangieren: wenn die zusammenstellung mehrerer vorhandener soundstücke am computer geschehen soll, geht das auf 2 arten: 1. per copy&paste in einer audiodatei (der harte weg) oder 2. durch arrangieren im multikanalmodus. letzterer wird von audacity angeboten, sofern die soundkarte ihn unterstützt.

formate: das weitergabeformat sollte möglichst mp3, 44khz, 192kbps sein. manchmal lohnt es sich, in der arbeitsphase alles material erstmal in wav umzuwandeln. das sollte anhand einiger kriterien ausprobiert und entschieden werden: wenn man viel basteln will (weil die mp3s beim öffnen von der software immer erst enkodiert werden müssen, was irgendwann nerven kann), man genügend platz hat (wav ist etwa 10mal so groß), man nicht allzuviele samples hat.
außerdem entsteht beim arbeiten mit mp3-samples bei einigen programmen ein unschönes knacken an bassigen stellen.

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download:
baroquemiks_1 (rar, 30.6 mb)

24.01.2008

Heute, 16 Uhr. Ich sitze am Schreibtisch und die Gedanken schweifen ab. Konzentration- was würde ich jetzt für sie geben.
Doch das Verlangen meines Körpers nach Bewegung gewinnt und ich setzte mich auf mein Rad. Gegen 16.30 Uhr biege ich in die Dresdner Heide ein. Der grau- dämmrige Wald empfängt mich und die Stille wird nur durch das leise Surren der Räder durchbrochen. Atmen! In einer Woche voll mit Informationen und herausfordernden Begegnungen schafft mir das Raum, um die Gedanken sacken zu lassen.
Während der feuchte Waldboden unter den Rädern dahingleitet, schieben sich Erinnerungsfetzen an meinem inneren Auge vorbei. Montag Morgen 8.30 Uhr irgendeine Station in der Kinderklinik. Blockpraktikum. Bed-Site-Teaching. Meine Tutorin verteilt ‚Fälle’ für die Prüfung am Freitag: „Frau Müller ihr Kind liegt in Zimmer 19. Ich verlange eine Epikrise bis Donnerstag 12 Uhr und schreiben Sie keine Romane! Und jetzt los. Schauen Sie sich Ihre Patienten an.“
Kurze Zeit später im Zimmer 19. Im Bettchen vor mir liegt ein Häufchen von Kind, seine Stirn ist schwitzig, die Haut zyanotisch, das Atmen gleicht einem Fauchen. Es schläft und ist gänzlich unbeeindruckt von meinen vorsichtigen Weckversuchen.
Ich versuche mir einen Überblick in der Akte zu verschaffen.
Nächster Fetzten schiebt sich ins Bild: Meine Tutorin ist im Raum. „Also los. Was sehen Sie? Untersuchen Sie das Kind.“ Ich beginne zu beschreiben was mir auffällt. Einen Augenblick später übernimmt meine Tutorin. Der Kleine ist ein ehemaliges Frühchen mit multiplen Dysmorphiezeichen (‚Fehlbildungssyndrom unklarer Ursache’ steht in der Akte). Meine Aufmerksamkeit gilt komplett der erfahrenen Kinderärztin auf der anderen Bettseite. Ich versuche nachzuvollziehen, was ich sehen soll und worauf dies schließen lässt. Sie ordnet dem Kleinen gekonnt 3 mögliche Fehlbildungssyndrome zu, für die er fast alle Zeichen aufweist. Nichts ist abgeklärt.
Nach 20 Minuten, die mir wie 2 Stunden vorkommen, ist das Kind wieder angezogen, meine Tutorin verlässt den Raum. „Kommen Sie, wir schauen uns das nächste Kind an!“ Nächster Fetzen: Es ist Mittwoch und wir haben Zeit uns mit „unserem Fall“ zu beschäftigen. Beim Blättern durch die Akte fällt mein Blick auf „schlechter Pflegezustand des Kindes bei Einweisung“, „Vater des Patienten ist Cousin der Mutter“, „6 weitere Geschwister“, „Verdacht auf intrauterinen Sauerstoffmangel“, „neurologische, psychomotorische Entwicklung nicht altersentsprechend“.
Ich gehe zu ihm. Seine Eltern sind zu Besuch. Die Luft des Raumes kann man vor Nikotingehalt förmlich zerschneiden, obwohl in der Klinik Rauchverbot herrscht.
Die Zuneigung zwischen ihnen und ihrem Kind ist unübersehbar und wirkt echt.
Sie sind einverstanden, dass ich den Kleinen noch einmal untersuche. Ich konzentriere mich auf seine Atmung, die Herztöne... . Er ist ein Kämpfer und er strahlt mich an.

Jetzt. Hier auf dem Rad sind mir diese Bilder so präsent und ich fühle mich klein. Ich realisiere erst hier wirklich das Ausmaß der Erkrankungen dieses Kindes und die Tragweite dessen für alle Beteiligten. Ich bin umso mehr erschüttert über die Professionalität mit der ich das Ganze bisher betrachtet habe. So viel Abstand. So viel Kälte. Wo war das Kind? Und was wird aus ihm? Das Wort „heilen“ bekommt in diesem Zusammenhang einen faden Beiklang.
Es wird immer dunkler und ich sollte mich langsam beeilen aus dem Wald herauszukommen. Ich trete in die Pedalen.
Aber braucht es nicht genau diese Professionalität, um dem Kind sein Überleben zu sichern? Es braucht Hilfe, die nicht vor seinem Schicksal (ich mag dieses Wort nicht, aber ich finde kein besseres!) einknickt. Ein Arzt, der vor lauter Mitgefühl bei jedem Patienten anfängt an seinen Grundfesten zu rütteln, ist auf Dauer kein guter Helfer.
Medizin funktioniert nicht ohne Professionalität; aber gute Medizin bedarf mehr. Davon bin ich überzeugt.
Ich bin immer wieder mit Situationen konfrontiert, bei denen ich mir nachher denke, dass ich mir, vor meinem Studium, so etwas nie zu getraut hätte. Aber auch mit solchen, in denen ich mich unglaublich dumm fühle; so als ginge mein Wissen glatt gegen null. Immer häufiger wird mir in den letzten Monaten bewusst, was für eine immense Verantwortung auf mich wartet. Ich freue mich auf meinen Beruf, da ich mir für mich nichts besseres vorstellen kann; gleichzeitig habe ich einfach nur Angst, dem nicht gewachsen zu sein, grobe Fehler zu begehen und Dinge zu übersehen.
Ich bin zu Hause angekommen. Die Realität hat mich wieder. Adrenalin pumpt durch meine Gefäße. Ich werde mich jetzt an meine Bücher setzen; zum einen, weil ich morgen früh in eine mündliche Prüfung gehe, aber vor allem, weil ich verdammt noch mal eine gute Ärztin werden will. Ich denke, ich schulde dem kleinen Mann etwas und bin einfach nur froh ihm begegnet zu sein!

20.01.2008

Drama

Letztens hab ich mich gefragt, was ich von mir erwarte.
Großer Traum: „Möchte, dass man in der Zukunft bereits Schülern meinen Namen nennt, und das diese über meine Leistungen und mich genauso staunen wie ich zu meiner Zeit über die vorgegangenen Persönlichkeiten.“
Ja, solche Ansprüche können einen fertig und depressiv machen, weshalb es einer Analyse dieses Themas bedarf, die folgend dargestellt ist:

Zeit, was mach ich damit?
Ziele verwirklichen sollte sein.
Was für Ziele eigentlich?
Erfüllende oder zur Enttäuschung führende.
Hab ich welche, Eigene?

Vielleicht zu abgestumpft für eigene Ziele.
Ein Entfremdeter im eigenen Ich.
Selbstfindung bereits genug anstrengend.
Dann auch noch Ziele haben.

Gibt es eigene Ziele, ein Finden?

Phantomziele sind die einzigen.
Irgendwann von Irgendwem einfach untergeschoben,
und man glaubt es sind die Eigenen.
Treiben einen schon soweit, dass man drüber jammert.
entweder dass man's nicht schafft,
oder sie einem die Zeit rauben.
Alles Täuschung seiner selbst.
Macht's eigentlich einen Unterschied ob man nur mit Phantomzielen lebt, oder ganz ohne.
Es ist trotzdem nicht erfüllender, Phantomziele.
Was mach ich?
Was bin ich, wozu?
Was will ich?

Leere

, und noch nicht einmal das.
Völlig losgelöst von der Nabelschnur,
Ich, kein Punkt im Raum, kein Raum.
Streben soviel Wert wie ein Hauch.
Keine echten Ziele, aber Erleichterung.

Einfach nur den ganzen Tag im Bett liegen,
wenn nur die Ernährung nicht wär.
Gibt es sowas wie höhere Werte?
Wenn es einen Wert gibt, dann den sich der Selbsterhaltung wert zu sein.
Mehr nicht.

Was ist eigentlich Stolz?
Ein Gehirngespinnst.

Sich selbst seiner Nichtigkeit bewusst sein und danach leben können,
Das ist Freiheit!
Rest ist Zwang.

Erwartet nicht von mir, dass ich wem nütze, der Welt etwas bringe. Fortschritt, pfeiff ich drauf. Will nur in ruhe sein, und mein Leben so erträglich wie möglich gestalten.

Diese Erkenntnis ist vielleicht eine Befreiung, glaubt mir das.
Was habt ihr eigentlich für Ziele, und wie begründet ihr die. Meint ihr es ist das Wert?

17.01.2008

Beim Lesen der Zeitung

"Wo ist die freie Meinungsbildung geblieben? Und ich steh auf nach einer schönen Nacht und les die Morgenzeitung um wieder von Wolke 7 auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen [...] Der zentrale Beobachter beobachtet die Ermittlungsstufen der medialen Präsentation - und was kann er tun? Nichts, nur fallen" (Audio 88)

Obwohl nach dem gestrigen Abend noch recht verschlafen und mit zugeklebten Äugeleins, startete ich heut Morgen sehr frohgemut und gut gelaunt in den Tag. Dem obligatorischen Gesichtswaschprozedere folgte der morgendliche Gang zum Briefkasten um das Frühstück mit der Lektüre aktueller Vorgänge aus der großen weiten Welt zu beginnen. Ein Einblick:

Einem ersten Titelseiteneinblick treppaufwärts in Richtung meiner offenstehenden Wohnungstür folgte Ernüchterung Nummer 1. Das Titelbild einer weinenden, streikenden Nokia-Mitarbeiterin wurde dreist in den Schatten gestellt von dieser Überschrift im Mittelteil der Titelseite: "Spion auf dem Schreibtisch - Microsoft plant Computer, die Arbeitnehmer überwachen". Ich begann zu lesen, mit dem Resultat drastisch sinkender Zufriedenheit und dramatisch steigender Wut. "Schließlich wollen die Microsoft-Erfinder medizinische Sensoren und Kameras an den Rechner koppeln. [...] Dem letzten der patenrechtlichen Ansprüche zufolge kann das System die Arbeit verschiedener Benutzer bewerten und vergleichen. Aus den Hirnströmen [...] wollen die Software-Entwickler ablesen, ob jemand überrascht, befriedigt, frustriert, konzentriert oder überfordert ist. [...] Tatsächlich könnten Arbeitgeber in Deutschland ihre Mitarbeiter verpflichten, medizinische Sensoren zu tragen."

Auf's extremste abgetörnt, versuchte ich das Frühstück mit dem Sportteil zu retten. Ernüchterung Nummer 2: Ein überdimensioniertes Bild von eklig aussehenden Blutprobenbeutelchens ("Ein Netzwerk nimmt Konturen an") leitete einen selbst für mich als hartgesottenen Sportfan vollkommen unlesenswerten Zeitungspart ein. Besonderes Highlight: "Oliver Kahn nähert sich entspannt dem Ruhestand - doch ein Stachel sitzt tief". Also zurück zum Hauptteil, den ich wie immer von hinten startete durchzuforsten.

Der wie gewöhnlich klatschpresseartige Panoramateil wartete mit einer Story zum Tathergang der Schussattacke auf den Rapper "Massiv" in Berlin auf, die ich aber nicht las. Einziger Lichtblick: Ein kleiner 50 Worte Artikel mit der Überschrift " Kinder hassen Clowns". Weiter ging's von Seite 10 auf 9, mit, Ernüchterung Nummer ich zähl nicht mehr mit, penetrant schmierigen Bildern von der "Nacht der süddeutschen Zeitung" mit solch prominenten Gästen wie Angela Merkel, so ziemlich allen deutschen Bundesministern (natürlich in trauter Eintracht) und 'ner ganzen Menge Ekelprominenz. Ab Seite 8 nicht mehr nur angewiderte Empörung, sondern tiefe Frustration und Hoffnungslosigkeit. "Blutiges Ende eines Waffenstillstandes" (Sri Lanka), "Europa als Drehscheibe des Terrors" (laut US-Heimatschutz), "Schüsse in Nairobi", "Die Last des Putin-Gegners", "Rechtsruck in Spaniens Volkspartei" und schließlich "Lauschangriff auf Pfarrer und Imame - Innenminister Schäuble will künftig auch Geistliche, Abgeordnete und Strafverteidiger abhören" auf Seite 5. Die Überschriften hielten sämtlich ihr Versprechen, die Leserbriefe auf Seite 4 überging ich einmal gekonnt, um auf den beiden Hauptseiten 3 und 2 nichts großartig interessantes mehr zu finden (außer vielleicht eine lesenswerte Darstellung des Nokia-Rückzuges aus Deutschland).

Als Fazit muss ich ziehen, heute keinesfalls überdurchschnittlich viele haarsträubende Artikel zu Gesicht bekommen zu haben, und auch viele Themen waren mir wie es meistens ist, relativ präsent. Allerdings hat's mich heute mal wieder sehr mitgenommen und mir förmlich den Morgen versaut, deshalb dieser Kommentar zu den Tücken morgendlicher Zeitungslektüre und den Gefahren, zu viel zu nah an sich heranzulassen. Wobei mir wohl auch in Zukunft nichts anderes übrig bleiben wird, will ich weiterhin am Weltgeschehen teilhaben.

12.01.2008

Einer dieser Tage

Wer diese Tage kennt hasst sie und wer diese Tage erlebt geniest sie. Die Katertage.

Ein Erlebnisbericht…

Anfangen muss man eigentlich immer mit dem Vortag, aber dass erspare ich euch jetzt. Wenn ich mich hier mal selber zitieren darf: es war wild und betrunken. Zu mehr sprachlicher Virtuosität war ich auch nicht mehr in der Lage. Nach dem Aufstehen hieß es erstmal das dringend notwendige Geschäft erledigen. Auf dem Klo erwartete mich auch gleich die erste Überraschung. Ein verstopftes Waschbecken, gefüllt mit irgendeiner ekligen Flüssigkeit. Da ich für gewöhnlich nicht ins Waschbecken uriniere, ignorierte ich es einfach mit dem Gedanken dass der Verursacher es selber beseitigen wird. So geschah es dann auch. Allerdings war im Bad das Waschbecken ebenfalls unbenutzbar. Nicht wegen Verstopfung, sondern wegen eines Lecks im Abfluss. Ursache war eindeutig Gewalteinwirkung. Das lockte sofort den Hobby-Klempner in mir hervor und ich musste mich zügeln da ich noch im Schlafanzug war und mein Körper nach Nährstoffen, Vitaminen und allem voran nach Wasser schrie. Nach einem Frühstück, bestehend aus einem Liter Wasser, einer Gewürzgurke, einer Aspirin und Erdbeermarmelade die ich mit dem Löffel aß, war es an der Zeit meinen neuen Werkzeugkoffer zu benutzen. Er war ein Weihnachtsgeschenk von meinem Vater (das männlichste Geschenk überhaupt) und hat alles was man als WG-Handwerker unter Frauen braucht. Ich freute mich besonders auf die Aufgabe im Bad weil ein kaputter Abfluss bedeutet dass ich mein Lieblingswerkzeug benutzen muss: die Rohrzange. Schnell war der Fehler im System gefunden und das zerstörte Element musste neu gekauft werden. Nun konnte ich nichts mehr auseinander nehmen, was zu einer inneren Leere führte und mir das berühmte „Hämmern im Schädel“ zurück ins Gedächtnis rief. Dieses dämliche Aspirin wirkte nicht. Meine Mitbewohnerinnen waren nun auch schon wach, wenn auch nicht munter, und wir einigten uns darauf dass Kathas Freund Tobias in den Baumarkt fährt, dort dann ein Ersatz für den von ihm zerstörten Abfluss kauft.

Ich musste die Wohnung verlassen und etwas rumlaufen als Ablenkung vom Schmerz in Kopf. Ich setzte mir das Ziel die Cheeseburger von Mc doof und den König der Burger zu vergleichen. Das Ergebnis lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: beim König der Burger kostet ein Cheeseburger genau einen Cent weniger und Mc doof hat die besseren Servietten, aber den versprochenen Cheese habe ich bei beiden vermisst. Geschmacklich hat der König eine etwas säuerlichere Note und Mc doof setzt mehr auf den Ketchupgeschmack. Ich stellte mir die Frage ob ein Cheeseburger tatsächlich in jeder Filiale überall auf der Welt gleich schmeckt. Ich weiß es nicht und werde es wohl nie erfahren. Danach tourte ich noch etwas durch Chemnitz und bin auf die Schlossbergkirche gestoßen. Ein wunderschöner Ort in Chemnitz, wo ein Biergarten angrenzt der im Sommer sicherlich dazu prädestiniert ist ein geselliges Bier zu trinken. Der Tag normalisierte sich dann und mir ging es merklich besser. Ich habe allerdings noch einen Entschluss gefasst. Ich muss Georg davon überzeugen mit mir zusammen in den chemnitzer Beate-Use-Shop zugehen (so als Selbsterfahrung) und danach gemeinsam einen Erfahrungsbericht zuschreiben den wir dann hier veröffentlichen.

Der Abfluss funktioniert jetzt wieder und den Werkzeugkoffer konnte ich wieder einpacken.

The Ukulele Orchestra of Great Britain

Während der Weihnachtsfeiertage lohnte sich auch bei mir einmal der Blick in den Fernsehkasten. Zu sehen bekam ich auf 3-Sat die Übertragung eines Live-Konzertes des "Ukulele Orchestra of Great Britain" und ihres aktuellen Programms "Anarchy in the Ukulele".




Wer sich das Video bis zum Ende angeschaut hat, wird sicherlich meine Faszination nachvollziehen können. Hier wird das, was man gemeinhin unter britischem Humor versteht, kunstvoll und kreativ mit instrumentaler Virtuosität und Gesangskunst verschmolzen. Die Lieder sind meist Cover von Popklamauk und Rockklassik, die Besetzung besteht aus 5-6 UkulelespielerInnen und einem Akkustikbasser. Alle können singen und bringen ein gewisses Maß an schauspielerischen Talent mit, welches ihren nett gemeinten komödiantischen Einlagen ganz gut tut. Also eine sehr interessante und empfehlenswerte Sache, dieses britische Ukulelengedudel.



Bringen auch Kinder zum Headbangen...



... und Händel gekonnt in Verruf. Außerdem treten sie gelegentlich mit coolen Rockbands auf (hier) oder stellen ihre Künste ganz in den Dienst der Nirwanaerinnerung (hier).

10.01.2008

Härter strafen

Nun denn, eigentlich wollt ich nichts dazu schreiben und mich damit auch nicht mehr befassen, aber heut morgen wartete die Süddeutsche mit einer hervorragenden "Seite3" zum Thema auf, weswegen sich mein Frust ein wenig legte und mich veranlasste, hier in aller Kürze auch mal meinen Senf beizusteuern.

Nachdem nun eine gewisse Anzahl von ungeheuerlichen Vorfällen in Deutschlands U- und S-Bahnen an's Tageslicht (mittels Kameras) gebracht wurde, gab es einen Aufschrei in der Bevölkerung, der nur vom Aufschrei abwahlgefährdeter CDU Ministerpräsidenten und der gesamten Unionsbasis übertroffen wurde. Nachdem bekannt wurde, dass diese Fälle keine Einzelfälle seien, wurden flugs Statistiken herbeizitiert, mit erschreckenden Verzerrungen und vollkommen willkürlichen, populistischen Schlussfolgerungen, siehe hier. So werden nun von Seiten der CDU/CSU, Forderungen nach härteren Strafen für (v.a. AUSLÄNDISCHE) Jugendliche, Erziehungscamps (nach Vorbild amerikanischer Willenbrechungslager(Bootcamps)), sofortiger Abschiebung oder "zum tatkräftigen Einschreiten" befähigtes Sicherheitspersonal in jedem Wagon deutscher Bahnen und dergleichen mehr laut, u.a. mit Wahlplakaten wie diesem.

Natürlich findet eine nüchterne Debatte nicht statt, denn der einhellig ablehnende, sogar entsetzte Tenor der Leute, die wirklich etwas davon verstehen (also Jugendvollzugsbeamte, Richter, Psychologen, Soziologen, etc.), wird überhört. So folgen härten Sanktionen im Regelfall gegenteilige Ergebnisse (höhere Rückfallquoten sowohl mit längeren Haftstrafen, Warnschussarresten oder Bootcamps), bei den hier zu behandelnden leichten bis mittelschweren Vergehen gibt es keine Abschreckungsbedeutung, Ursachengeflechte erfahren noch weniger Bedeutung (was zum einen dazu führt, dass man keinen Schritt vorwärz kommt und zum anderen, dass von "gerechtem" Strafvollzug in immer geringerem Maße gesprochen werden kann), Resozialisierungsprogrammen (bisher die Innovation mit dem besten Erfolg) wird Handlungsraum genommen und schlussendlich führen in einen eigentlich streng rationell und nüchternen Prozess (wie dem Gerichtswesen) getragene, vorurteilsbehaftete und bestimmte Bevölkerungskreise von vornherein diffamierende Parolen, zu einer verstärkten Abgrenzung eben dieser Bevölkerungsgruppen und damit zu einer weiteren Verschlimmerung der Situation. Dankenswerter Weise besinnen sich seit Neustem endlich die Oppositionsparteien (v.a. SPD, Grüne. Linke) mal wieder ihrer Rollen als aufgeklärte, multikulturelle und soziale Kräfte des Landes und versuchen nun in ebenso unproduktiven Klischeegetrampel dem Stammtischgekloppe von mitte-rechts entgegenzustemmen, während Migrantenverbänden nichts anderes einfällt, als Empörungsbriefe an die Kanzlerin zu schicken. Ein Dilemma.

Abschließend möchte ich noch auf die Erfahrungen anderer europäischer Staaten mit kürzlich eingeführten härterem Jugendstrafrecht und den Immitationsvorwurf von Seiten der NPD in Richtung CDU verweisen, und außerdem anmerken, dass mich öffentliche Debatten dieser Art nur noch krank machen und ich in Anbetracht dessen, hiermit mein vollstes Verständnis zur politischen Verdrossenheit bekannt gebe.

09.01.2008

Gensau

Das Menschen Tiere und Pflanzen so züchten dass ihr ökonomischer Ertrag steigt ist allgemein bekannt. Doch ermöglicht die moderne Technik eine neue Dimension der Forschung mit der der Begriff Fortschritt eine ganz andere Bedeutung bekommt und sich ein Wissenschaftler kreativ austoben kann. Mit der Gentechnik ist der Fantasie des Forschers keine Grenzen gesetzt.

Man nimmt einfach ein Enzym der schlagmichtot-Qualle und injeziert es einem Schweineembrio und man erhält ein Schwein das unter UV-Licht leuchtet. Geschaft haben es die Taiwanesen bereits bereits 2006 und nun hat es auch das chinesische Reich.

Nur was kommt als nächstes? Die Kuh ohne Knochen, ein hydro-Hund mit Kiemen oder doch der Tintenfischelefanf mit acht Rüseln? ich bin jedenfalls gespant was für weltverbessrische Maßnahmen die ideenschwangere Wissenschaft als nächstes gebährt.

und wer es nocht glaubt, soll es selber sehen.
http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/4605202.stm
http://www.tagesschau.de/schlusslicht/schwein2.html

fortunately the next Uri Geller aint no Cipolla

Gestern startete die erste Episode von "The Next Uri Geller" (#) auf ProSieben. Fünf Bewerber treten gegeneinander um die Nachfolge des legendären Magiers Uri Geller an.
Besonders erwähnenswert ist die Darbietung des Anwärters Vincent Raven, die zeigt, wie leicht Menschen sich mit einem Ich-weiß-was-auf-dem-Zettel-im-Umschlag-steht-Trick bloßstellen lassen. Die Grenzen des moralisch vertretbaren wurden klar überstiegen. (#). Ich sag nur Mario und der Zauberer.

Und weil mir der Hype von ProSieben, der mir an jeder Straßenbahnhaltestelle plakativ begegnet, so tierisch auf die Ketten geht muss ich noch folgendes loswerden:

- Auch der minimalstgebildete weiß, dass Kompassnadeln sich in Magnetfeldern ausrichten, und hat als Kind in der Anleitung seines ersten Zauberkastens gelesen, dass das Wichtigste die Ablenkung von den wesentlichen Handbewegungen ist.
- In der Show wurden die Zuschauer aufgerufen, kaputte Uhren an den Fernseher zu holen und sofern die Anrufe der begeisterten Glücklichen authentisch sind, wird klar, dass die Werbemaschinerie im Vorfeld der Schau das Gesetz der großen Zahl beschwört. Analoge Uhren haben die Eigenschaft, nicht total defekt zu sein, nur weil sie stehen, das hat schon Generationen begeistert. Die Videos, auf denen die Löffel vom Fernseher springen, wenn Uri seine hebräische Zauberfolmel schreit, werden wahrscheinlich erst nächste Woche gezeigt. Natürlich wurden die Zuschauer aufgefordert, die Videos mit ihrem Handy zu filmen, was die Manipulation erleichtert. Gellers tatsächliche Unfähigkeit wurde schon vor langem im Fernsehen demonstriert (#).

Wer an einem der nächsten Dienstage plant, sich die Fortsetzung dieses Medienspektakels aus Unterhaltungsgründen anzusehen, dem sei geraten, sich Uri Gellers Biografie auf Wikipedia Deutschland (#) mal anzusehen, auf die mich Bogusz gestern hinwies. Darin kommt zum Ausdruck, dass Geller ein besonders schlechter Täuschungskünstler ist, der die eigene Blosstellung durch Selbstmystifizierungen regelmäßig herausfordert. Anstatt sich als geschickten Täuscher zu sehen, besteht er darauf, außerirdische Kräfte zu besitzen und verklagt Menschen, die das anzweifeln. Angesichts seines seit langem unverändertem und kleinen Repertoires (Löffel verbiegen, kaputte Uhren in Gang setzen) ungeschickt, angesichts der Millionen die er damit merkwürdigerweise verdient hat undankbar.



Bei Menschen die sich aufgrund geringer Leistungen auf unsympathischste Weise selbst glorifizieren sollte jedem nach Helmut Kohl sofort Uri Geller einfallen.

08.01.2008

Erinnerungen an Marie A. - Bertolt Brecht

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.

Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

07.01.2008

"Tischlein leer dich!"

ein kleiner schmanckerl zu abendessen. Na dann:" zu Tisch!"

http://www.youtube.com/watch?v=sa0rpCgVLs4

mattes.

05.01.2008

Nichts zu sagen außer hallo

Wünsch mal feist fidel ein happy Neues (Jahr), mögen sämtliche unsere Bestrebungen glückvoll sein und dieser unserer blog weiterhin genutzten Raum für geistigen Austausch und Schwachsinn und gehaltvolle Palaver bieten.



(keine schlimme Vorahnung, nur 'ne kleine AnSicht, auf Silvester und seine schlimmen Folgen für die Ordnung und das Klima und die Eisbären und die Wirtschaft (wegen besoffen und so) und deshalb härtere Strafen. wobei mir diese Knallerei jetzt auch wirklich und voll echt sehr dumm und eigentlich brutal nutzlos vorkommt, weshalb ich zum nächsten Silvestre einem jedem, sofern sie oder er nicht vorhat, es in geselliger Runde mit Freunden oder sinnlos betrunken zu verbringen, raten möchte, einfach mit dicken Ohrenschützern und Klappe vor den Augen schlafen zu gehen. meine Erfahrungen dahingehend sind reichlich und stets positiv gewesen, man bedenke nur die zu erhaschenden Eindrücke, die das Wandeln auf den Straßen am nächsten Morgen im nüchternen Zustande nach solch einer kollektiven Massenparty bieten würde)

Also Prost und hoch die Tassen, auf den Tee und für den Wald, haltet mir die Ohren spitz, heureka.