Shake your Style.

31.12.2008

aphorismusIII

Das Leben ist wie ein Sandkasten. Der Sand wird geformt durch Wind, der die Körner bewegt, Sonne, die die Konsistenz verändert, Regen, dessen tropfen kleine Krater hinterlassen, Frost, der nicht unter die Oberfläche schauen lässt; im Herbst liegt Laub drauf, das sich getrocknet verliert, im Winter Schnee, der geschmolzen die Sicht von neuem frei gibt; manchmal läuft eine Katze drüber oder es verirrt sich ein Pflanzenspross, beides zeugt von Veränderung; und man selbst sitzt mitten drin mit der Fähigkeit zu gestalten.

30.12.2008

Happy Akkordeon

Das Akkordeon



Ein Instrument höchstens in seinem Selbstverständnis. Hat mir bisher meistens Kummer gemacht und Ohrenkrätze bescherrt. Damit ist es nun nicht vorbei, aber passend zu alles ändert sich, sowieso und besonders momentan, hier meine Bekehrung. Fett Fett Fett, 5000 Sterne und Juhu.



Fröhliches Silvester an alle!

29.12.2008

Fraktale #1: Was sind gebrochene Dimensionen ?

Der eine oder andere hat vielleicht im Zusammenhang mit Fraktalen schonmal gehört, diese hätten eine gebrochene Dimension. In diesem Text möchte ich mit minimalem Aufwand veranschaulichen, was es bedeutet, dass eine geometrische Figur bspw. die Dimension 4/3 hat. Da in der Mathematik ein Dutzend Dimensionstypen existieren, beschränke ich mich hier auf die einfachste, die Selbstähnlichkeitsdimension.

Selbstähnlichkeit & Selbstähnlichkeitsdimension

Man bezeichnet ein Objekt als selbstähnlich, wenn es gänzlich aus verkleinerten Kopien von sich selbst besteht.

Z. B. ist ein Quadrat selbstähnlich, denn es besteht aus 4 gleichen Quadraten oder eine Linie denn sie besteht aus 2 gleichen Linien:



Die Zerlegung in 4 Quadrate (oder 2 Linien) war dabei willkürlich, wir könnten das Quadrat auch in 9,16 oder 32 identische Quadrate zerlegen usw. Für einen allgemeineren Zugang notieren wir die Zahl der Teilstücke N und das Größenverhältnis vom Teilstück zum Original s für ein Paar dieser Varianten:



Für die Linie fällt auf, dass N immer der Kehrwert von s ist.
Für das Quadrat findet man, dass N das Quadrat des Kehrwerts von s ist.

> Auch wenn es unendlich viele Zerlegungen gibt, haben beide Objekte einen charakteristischen Zusammenhang zwischen N und s, und zwar:



Das ist gerade die Zusammenfassung unserer Beobachtungen, sofern wir für das Quadrat D=2 und für die Linie D=1 setzen. Die Zahl D können wir als eine Eigenschaft des Objekts sehen. Man nennt sie die Selbstähnlichkeitsdimension des Objekts.

Gibt es interessantere selbstähnliche Mengen?

Ja. Sie sind aber schwerer vorstellbar. Ein häufiges Konzept zur Beschreibung solcher Mengen ist die Angabe einer Konstruktionsvorschrift. Diese muss man unendlich oft Wiederholen und erhält dann als Ergebnis eine selbstähnliche Menge. Hier sind 3 Beispiele gezeigt, die KOCH-Kurve (a), der SIERPINSKI-Teppich (b) und das SIERPINSKI-Dreieck (c):



Man kann nun auch für diese Objekte die Dimension bestimmen. Man muss sich nur eine Zerlegung überlegen und N, s in die Gleichung einsetzen.

Z. B. zerfällt (b) in N=8 Teilsücke (Quadrate) der Skala s=1/3. Damit die Gleichung erfüllt ist, erhält man eine Dimension von etwa D=1,8928.

Zusammengefasst für alle drei findet man die Dimensionen

(a): D=1,2619 (N=4, s=1/3)
(b): D=1,8928 (N=8, s=1/3)
(c): D=1,5850 (N=3, s=1/2)

Wer noch etwas mit Mathematik zu tun hat, kann die Dimension natürlich explizit selbst bestimmen, indem er N und s in die nach D umgestellte Formel einsetzt:



> Es gibt selbstähnliche Objekte.
> Es gibt darunter solche, die eine gebrochene (nicht ganzzahlige) Selbstähnlichkeitsdimension haben.
> Die Selbstähnlichkeitsdimension ist nur für selbstähnliche Objekte definierbar und daher sehr speziell, aber leicht bestimmbar.
> Ein Objekt, das auf einem Blatt Papier (oder Bildschirm) abbildbar ist, kann auch eine gebrochene Dimension zwischen 1 und 2 haben. Im Allgemeinen schreiben wir die Dimension 1 „Kurvenartigen“ und die 2 „Flächenartigen“ Gebilden zu. Die Beispiele (a)-(c) Widersprechen unserer Intuition.

28.12.2008

Abstraktion

gefunden auf http://www.osaka-gu.ac.jp/php/nakagawa/TRIZ/eTRIZ/eforum/e2006Forum/eETRIATFC2006Rep/eETRIATFC2006Rep070102.html

Erich Fromm – Haben oder Sein


Warum erfährt unsere Gesellschaft keinen humanistischen Fortschritt?

Haben oder Sein
ist zweierlei.


Erstens ein bedeutender Erklärungsansatz zu obiger Frage.

Fromm postuliert zwei konträre menschliche Existenzweisen: Haben und Sein.

Der Haben-orientierte Mensch ist von Besitzgier getrieben und versucht auf Probleme aller Lebensbereiche durch Aneignung zu reagieren. So will er auch Dinge besitzen, die man garnicht besitzen kann (z. B. Liebe, Sicherheit, Gesundheit, Erfolg). Einerseits wird er unglücklich, weil er die uneingeschränkte Befriedigung seiner Wünsche nicht erreicht, andererseits schadet seine „Jagd nach Glück“ anderen.

Eine Beschreibung des Sein-orientierten Menschen ist schwieriger, im Prinzip ist er aber die Negation des Haben-Typus.


Fromm sieht in dem Haben-Typus keinen „natürlichen menschlichen Egoismus“ sondern eine Gesellschaftskrankheit, die mit der steigenden Bedeutung des Privateigentums im Zuge der Industrialisierung geboren wurde und seitdem alle Institutionen durchdringt („Die Schule ist bemüht, jedem Schüler eine bestimmte Menge an Kulturbesitz zu vermitteln, und am Ende seiner Schulzeit wird ihm bescheinigt, daß er zumindest ein Minimum davon hat [...] Als hervorragend gilt jener Schüler, der am genauesten wiederholen kann, was jeder einzelne Philosoph gesagt hat. Er gleicht einem beschlagenen Museumsführer.“).


Gefolgt von einer klaren Analyse beschreibt er, warum und auch wie diese Krankheit geheilt werden soll.


Haben oder Sein
ist also zweitens auch eine Utopie.
Eine schöne Utopie. Ehrlich genug, um sich selbst Schwächen einzugestehen. Ehrlich genug um der eigenen Umsetzung Schwierigkeiten einzugestehen. Schön genug um dem kritischen Leser Freude zu machen. Stark genug um seine Gedanken zu bereichern.


Trotz der Schwächen des zweiten Teils ist der erste Teil (Analyse) von wundervoller Klarheit und Schlagkraft. Fromm arbeitet seine Ideen sorgfältig heraus. Eine gewisse Starrheit in seinem Denkmuster und das gelegentliche Auftauchen von untypisch grober Argumentation nimmt seiner Gedankenwelt vielleicht die Perfektion, aber das ist mir egaler als er vielleicht denken mag..

26.12.2008

Rätsel die einem das Leben so aufgibt

Ausgangspunkt sei: Der eitle Mann möchte aus ästhetischen Gründen im Winter an der frischen Luft ein T-Shirt statt angemessene Kleidung für die kühle Jahreszeit tragen.

Sieht das nicht lecker aus!
Er hat aber in folge dessen mit der Kälte zu Kämpfen. Es muss Abhilfe geschaffen werden. Hier einige Vorschläge zum Overcome(dEnglish).

i)

Naheliegend ist es die blank liegenden Körperteile welche sonst durch eine nPullover vor Väterchen Frost geschützt sind mit etwas Stoff zu überziehen:

Dies schaut aber ziemlich tuntig, im Sinne von 'nicht männlich', aus. Alternativen müssen her!

ii)

Eine Möglichkeit wäre es die Ärmel über einen Steg zu Verbinden, mit einer Aussparung für den Hals/Kopf:

Die Kälte hätte man sich damit zwar wie im vorangegangenem Beispiel vom Leibe gehalten, doch das Skandalöse daran bleibt.

iii)

Wie wäre als Ergänzung eine Kombination aus Rollkragenpullover und Schlips:

Nein!

iv)

Oder Stoff in Gänze zwischen den Ärmelansätzen:

Kommt einem bauchfreien Top ziemlich nahe, die Wirkung ist die Gleiche.

v)

Evtl. funktioniert's mit zwei Schärpen, die an Munitionsgürtel erinnern und einen militanten Touch ins Spiel bring:

Doch angesichts des verwandten Stoffes, der im Wind dem Träger scheinbar zu entfliehen sucht, könnten Milchbubbiassoziationen gewecken werden. Der christopher street day Charakter besteht weiterhin.

vi)

Dann doch vielleicht alles Stoff:

Womit man beim Pullover wäre und am Ziel vorbei. Wo bleibt denn da der Body.

Mein Modedesignlatein wäre hier erschöpft. Eine Lösung ist nicht so leicht möglich.
Was noch bleibt, doch dem Ziel auch nicht näher kommt, der Vollständigkeit halber nur betrachtet werden sollte, ist die Variation des Stoffanteils in die entgegengesetzte Richtung.

vii)

Das Schweisband:

Dem anhaftendem Makel der obigen Varianten vermag sich diese Kreation auch nicht zu entledigen, doch stoße ich hier auf ein Paradoxon, denn es scheint mir, viele meiner männlichen Kollegen tragen Diese gerade zur Betonung ihrer maskulinen Seite. Mmmh, ein weiteres Mysterium des Universums, über das ich mir bei einer Tasse Tee wahrscheinlich nochmal einige Gedanken werde machen müssen...

13.12.2008

Auch ein Verriss

Gestern am späten Nachmittag, es war bereits Dunkel, schlenderten wir im Schneematsch und gemütlicher Feierabendstimmung durch die Neustadt. Jennie brauchte Rohlinge, Micha und ich begleiteten sie in den Rossmann. Geblendet durch das gleißende Licht der gefühlten 1000Watt Neonröhren und betäubt durch den Duft eines BigBand Seifenvarietees, taten wir das was jeder normale Mensch in dieser Situation tun würde, wir hielten Ausschau nach Kitsch als auch Träsch. Findig wurden wir am Ständer für Medien in digitaler Form.
Bevor wir zum eigentlichen Höhepunkt gelangten, stellten wir die Anwesenheit einer 4erCD-Box Captain Cook's fest, was mir Gelegenheit erbrachte eine kleine Anekdote zur Anwesenheit Captain Cook's bei der Silberhochzeit meiner Eltern anzubringen (man siehe hier und hier) und den idealen Einstieg für die weitere Expedition bildete.
Es zog nun eine DVD mit schwarzer Hülle, auf der ein Kaminfeuer abgebildet war, unsere Aufmerksamkeit auf sich. Zu sehen waren Worte wie 'Lounge' und 'Musik' auf dem Cover, sowie die Namen einiger Interpreten, woraus wir schlossen es handle sich um atmosphärisch akustische Untermalung für einen langen Abend am Kamin. Doch das Format einer DVD machte uns stutzig. Trotzdem dauerte es eine Weile, bis wir den vollen Sinn dessen in unseren Händen erkannten. Für das Auge wurde im Einklang mit dem Hörerlebnis ein Feuer auf den Bildschirm der Heimkinoanlage gezaubert!
Eine Groteske fast, deren Gipfel man erreicht, erinnert man sich daran, dass die DVD ernsthaft zum verkauf angeboten wurde, der abstruse Gedanke dahinter ernst gemeint ist. Man stelle sich die fröstelnde Gemahlin vor, derer letztes Erlebnis mit der Winterkälte ein Klacken des Schlossen gerade in der Vergangenheit liegt, die die Hände über die Schulter streifend zu ihrem Liebling sagt: "Och Schatz, ist mir kalt. Machst du bitte den Kamin an." Er sagt:"Ja, klar." und drückt auf Play. Wow, boom, klatsch, piechou! Zu der perfekten, evtl. romantisch überzeichneten Situation vor dem realen Kamin verhält sich die DVD wohl etwa wie die Welt zu einem Vergnügungspark, oder der Lachsschwarm in der Barentssee zur in Vakuum verpackten Konserve. Immer und überall bereit, und für jede Schandtat zu haben.

Also haltet die Ohren steif Leute!

10.12.2008

Hype, ohne Phänomen!



DejaVu!

Habe es ein zweites Mal versucht und dem Hype, den unzähligen verehrten Blogs und dem Italodisco gehuldigt. Konkret: Ich fuhr gestern zum neu eröffneten Live@Dot in Berlin, ein Club konzipiert um Livemitschnitte zu produzieren. Dem zu Folge waren gefühlte 4 Toningenieure ständig am justieren was mir den glasklaren und sattesten Sound bescherte!
Der Laden liegt zwischen Fhain und Krzbg, besteht seit dem 1. Dezember und konnte demzufolge bisher weder von Hipstars noch einer Jugendsubkultur vereinnahmt werden, was sich aber spätesten bei DeLaSoul's und GrandMasterFlash's Visite im Januar ändern sollte.


Glass Candy (Ida No & Johnny Jewel) sind eine zweiköpfige Italodisco-Formation aus Portland (USA) und in Amerika wohl bekannt. Seit 2007 sorgt das Label ItaliansDoItBetter für Furore in Europa, da es sich dem, meiner Meinung nach besseren Begriff, DiscoNoir verschrieben hat und mit noch einigen empfehlenswerten Acts punkten kann; Farah, Mirage, Chromatics (ebenfalls mit Johny Jewel als Produzenten, wärmstens ans Herz zu legen!).



Glass Candy - Life After Sundown , hört euch unbeding auch das Belle Epoque Cover "Miss Broadway" an

Boom Tschak!

18:30 Dresden; besten Freund überredet
19:04 ins Auto eingestiegen
19:10 auf der Autobahnauffahrt geblitzt worden
20:50 Auto im Parkverbot untergebracht
21:05 Vorverkaufskarte gegen Stempel getauscht
21:06 passierte folgendes...

Disco wurde befreit von Schnörkeligkeiten wie Streichern und Trompeten, statt dessen wabert Giorgo Moroders Synthesizer im unteren Frequenzbereich, der Groove wird stark vereinfacht, die Melodiespuren auf eine beschränkt, Der Beat unter die 100bpm Marke gedrückt. Ida No eine verführerischen Sängerin, die über eine eben solche Stimme verfügt, versprengt erregte und lazsive Vocals genau dann wenn man dem elektronischen Stepptanz verfällt. Trotz weniger als 100 bpm legte es mir den Schalter um wie beim Techno, geradezu explosionsartig setzten die Melodien ein und mein Hirn aus, ich verliebte mich in die barfüßig, sich balettartig bewegende Frontfrau im Catsuite. Schweiß tränkte mein Shirt und hedonistischer BlackDiscoNebel den Raum.
Gefühlte fünf Minuten nach dem letzten Track war der Saal wieder leer; Berlin scheiterte diesmal nicht an Tanzverweigerung und Weltstadtanspruch, sondern ganz einfach an der afterhour, die wir mit 15 Italofetischisten bestritten ... besser so, denn Disco ist kein Pogo!

Zwei Plattenunterhalter, Emil Doesnt Drive & Robin Van Der Kaa, die keiner kannte und die auch Sachen spielten, die wohl sonst keiner kennt, waren mir sofort sympathisch, und konnten durch einige Perlen aus dem eigenen Plattenschrank punkten – der Aufenthalt verlängerte sich bis 3:30 ... Uni fiel aus...

hier ein Beispiel um die Phantasie anzuregen: HI NRG auf ItaloDisco, eine Bobby Orland Produktion



Ein durch und durch tanzbares Konzerterlebnis!

Verneigt Euch vor der Discokugel!

08.12.2008

Die Verkehrsinsel

Ich bin gestrandet, irgendwo
zwischen den blechernen Wellen des Großstadtverkehrs.
Winzige 5m² mit denen man sich begnügen muss,
bis die Ewigkeit der roten Ampel vergeht.
Vollkommen auf sich alleingestellt
und dennoch umgeben von Automenschen.
Isoliert und vom zivilisatorischem Geschehen ausgeschlossen,
kann man nur die schreiende Werbung studieren.
Wie lange der Proviant wohl noch reicht,
dabei ist der Supermarkt von hier aus zusehen.
Überhastetes Aufbrechen bedeutet Lebensgefahr,
man wartet auf das richtige Zeichen von oben.

Die Rettung durch ein grünes Männlein

03.12.2008

Vom fröhlichen Demonstrieren

Vor genau einer Woche war ich auf einer Demonstration gegen die neue Chemnitzer Polizeiverordnung. Im Prinzip nicht weiter spektakulär, offenbarten sich mir mal wieder eine Reihe von Einblicken, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Zum Inhalt der zu bekämpfenden Verordnung sei nur soviel gesagt, dass diese dem Beispiel Erfurts folgend ein Verbot von Skateboarden an nicht dafür zulässigen Plätzen, dem Trinken alkoholhaltiger Getränke in der Öffentlichkeit, von wiederkehrenden Versammlungen von mehr als zwei Personen mit einem Mindestmaß an Behinderungs- und Beeinträchtigungspotential gegenüber Dritten, von leinenlosen Hundespaziergängen im Stadtgebiet und dem Geld"Schnorren" in der Innenstadt beinhaltet. Bestandteil der Verordnung sind nun keine verschärften Ordnungswidrigkeitsbestimmungen, sondern die Anwendung des Strafrechts bei Überschreiten.

Aufgerufen zur Demonstration hatte wie üblich ein loses Bündnis aus linken Jugendgruppierungen. Der Lautiwagen war bestellt, der Treff um 15.00 am Marxkopf offeriert. Mit etwa 350 Personen, also einer durchaus überschaubaren Anzahl, ging's schließlich durch die halbe Innenstadt, besondere Vorkommnisse gab es wie zu erwarten keine. Die meisten Teilnehmer waren Punks und die üblichen Verdächtigen, also linke Aktivisten, wichtige Personen des alternativen öffentlichen Lebens und eine Handvoll Studenten (die wiederum zur Hälfte den drei erstgenannten Gruppen zuzuordnen sind). Erfreulicherweise gestaltete sich der Kinderanteil als ausgesprochen hoch, der der Hundebesitzer aber leider auch (die auch die einzige Gruppierung waren, in denen "Normalbürger" vorhanden zu sein schienen). Mir stellte sich vor allem die Frage: Wo waren die Skateboarder, wo die Alkis, wo die Schüler, wo die Studenten und vor allem, wo die Hools?

Wie immer konnten die Redebeiträge allenfalls durch ein hohes Maß an Populismus, demagogischer Pädagogik, linken Klischees und offenkundiger nicht gemachter Vorbereitung aufwarten, mit einer Ausnahme gab's weder was Neues noch sonderlich Überzeugendes zu hören. Die verfehlte Jugendpolitik der Stadt wurde berechtig, aber kaum fundiert angegriffen, der Renterstereotyp, maßgeblich beheimatet in Chemnitz, verteufelt und als Grundübel des öffentlichen Lebens ausgemacht, der Polizeistaat theoretisch und am Chemnitzer Beispiel einigermaßen gut nachvollzogen und natürlich der Kapitalismus insgesamt und universell abgewatscht. Die Musik war mäßig, allerdings fand ich's wundertoll, in der Innenstadt, in welcher der Verkehr in Folge der Straßensperrung nahezu zum Erliegen kam und deshalb ein gewisses Publikum sich einfinden konnte, mit übersteuerndem Beasty-Boys-Sound so richtig laut zu sein. Bis auf zwei größere Plakate und die spärlichen Redebeiträge war die Demo aber sicherlich recht schwer zuordbar, weshalb der Assoziationsgrad der Unbeteiligten relativ gering ausgefallen sein dürfte.

Gerade im Hinblick auf den Eingriff in das Versammlungsrecht hoffe ich auf eine erfolgreiche Verfassungsklage, ansonsten wird die Wirkung des Umzuges wohl gegen Null tendieren. Bedenklich finde ich vor allem, dass bettelnde Personen strafrechtlich belangt werden können und der Willkür der Polizei ein weiteres Mal die Türen geöffnet werden.

Als Resümee lässt sich ziehen, zwei Stunden in nasskalter Nullgradkälte, aber mit mich umgebenden netten Personen verbracht zu haben, bis auf zwei Eingriffe der begleitenden Beamten wegen Vermummung kaum Aggressivität gespürt zu haben und mich neben beschriebenen Umständen die ganze Sache wie üblich nicht vom Hocker gerissen hat. Über Sinn und Unsinn lässt sich streiten, ich fand die Demo schwach organisiert und würde mit mindestens der Hälfte der anwesenden Leute vermutlich kein vernünftiges Gespräch zustande bringen. Aber als Form von Interessensvertretungen im Austauschprozess zwischen Öffentlichkeit und Staat war es mir ein willkommenes Mittel, meine Meinung kollektiv und auf einen sehr kleinen gemeinsamen Nenner reduziert kundzutun.