Shake your Style.

28.09.2007

Homage an den Oberlippenbart

Georg, sicher hast du während unseres letzten Telefonats am Donnerstag meine Zurückhaltung beim Thema Bartwuchs bemerkt. Dies liegt an diesem Beitrag, dessen Inhalt ich dem nicht vorweg nehmen wollte.


Sei es Edgar Allan Poe, Berthold Brecht, Friedrich Nietsche, die drei Musketiere oder gar Heinar Brand, trotz aller ihrer Unterschiede haben sie doch eines Gemeinsam, den Oberlippenbart. Seit jeher charakterisiert der Schnurrbart seinen Träger als erfolgreichen, gebildeten und gepflegten Mann, man könnte nehezu meinen er sei für all diese positiven Eigenschaften ausschlaggebend. Die „Muschibürste“, wie er in diversen Fachkreisen allegorisch genannt wird, stellt den Wegweiser zur Männlichkeit dar, und ist unverzichtbar für den heranwachsenden Jugendlichen hin zum Mann, und den Mann der etwas von sich hält, denn nach Salvador Dali ist an Mann ohne Schnurrbart nicht richtig angezogen.
Aus diesem Grunde trage auch ich selbstbewusst einen dieser Konstruktionen, in der Zuversicht auf Intellekt, Stärke und Erfolg bei Frauen. Es ist doch eine Wohltat sich morgens gepflegt Nass zu rasieren und anschließend mit frisch gewichstem Bart die Welt zu erobern.
Ich freue mich die letzte Stufe hin zur Männlichkeit erklommen zu haben, und schreibe euch fortan als Mann.

Und vergesst nicht: „Alle Männer die mit uns zur Karperfahrt fahren,
müssen Männer mit Bärten sein :I
Jan und Hain und Klass und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte,
Jan und Hain und Klass und Pit, die haben Bärte, die fahren mit!“

P.S.: Dies soll ein Aufruf nur an Männer sein, und trotz aller Emanzipation flehe ich euch an „Mädels, bitte lasst euch keine Bärte wachsen!“

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Noch mehr Bartkult gibt es hier.

19.09.2007

Auf Anfang



"Auf Anfang" ist der Débutfilm des norwegischen Regisseurs Joachim Trier. Darin wird die Geschichte zweier Jungschriftsteller (Phillip und Erik) erzählt, die mit dem heraufbeschwörenden gemeinsamen Einwurf ihrer Débutmanuskripte in den Briefkasten beginnt. Phillip wird zum Literaturstar, dreht durch und verbringt 7 Monate in der Psychatrie. Es heißt er sei verrückt geworden, weil er seine Freundin Kari so sehr liebe. Erik hingegen bekommt das Manuskript zurückgeschickt, erarbeitet sich allerdings mit der Zeit kleine Erfolge wofür er sich scheinbar auch etwas verbiegt. Phillip trifft sich wieder mit Kari, was Ärzte und Freunde nicht verhindern können. Sie wollen sich neu verlieben, wiederholen ihre Reise nach Paris aus den Anfangszeiten ihrer Beziehung, es ist nicht mehr das gleiche. Er will wieder schreiben, aber bekommt nichts besonderes hin.

Von der Briefkastenszene aus startet eine wilde Erzählstruktur, die frei durch die Zeiten springt, allerdings nicht auf Kosten der Nachvollziehbarkeit und ohne absurd zu werden. Die Variationen des Tempos sind mit thematischen Zwischenaufenthalten versehen, die dem Zuschauer primär unwichtige Anekdoten über Randfiguren erzählen und somit stückweise in den nicht uncoolen Mittelklasse-Punk-Freundeskreis und seine Eigenheiten einführen. Der nichtlineare Zeitfluss ermöglicht die vergleichende Gegenüberstellungen von vergangenen und momentanen Szenen, wie sie wohl in den Köpfen der Beteiligten stattfindet, was man manchmal erst daran merkt, dass jemand spricht, ohne seinen Mund zu bewegen.



Die Geschichte zeigt Zusammenhänge zwischen kompromisslosem Schaffenstrieb und Ernüchterung, Erinnerung und Sehnsucht, Liebe und Wahnsinn im Rahmen eines authentischen subkulturellen Freundeskreis in einem Stil, der weder kitschig und berechenbar noch unlogisch oder chaotisch ist. Allerdings auch mit einem Ende, dass manchem unzureichend scheinen wird, aber ganz im Sinne des Filmes ist, da er keinen primären Spannungsbogen hat, um ihn "elegant" abzuschließen.

Bemerkung:
Philipps Krankheit brach aus, als er beim Betrachten eines Kunstwerks halluzinazionsbegleitende Persönlichkeitsveränderungen durchlebte. Das bezeichnen Psychologen als Stendahl-Syndrom. Stendahl war der erste Patient und Schriftsteller, der sein Verrücktwerden in einem Tagebuch festhielt. Im Film wird es allerdings Sten-Egil-Dahl-Syndrom genannt, nach dem zurückgezogenen Underground-Schriftsteller Sten Egil Dahl, der seit dem 12. Lebensjahr das Vorbild der beiden Hauptfiguren ist.

16.09.2007

Wo ist der Widerspruch? (oder besser: Wo ist der Fehler?)

Bei den Recherchen zu einem umfangreicheren Artikel bin ich in einem Mathematikforum auf ein interessantes Rätsel aus dem Strebergarten gestoßen:


Sei W die Menge aller Wörter, die im Duden stehen inklusive dem Zahlwort "15".
Sei S die Menge aller natürlichen Zahlen, die sich mit höchstens 15 Wörtern (aus W) eindeutig verbal beschreiben lassen.

Hilfsaussage: S hat endlich viele Elemente.
Beweis:
W hat mit Sicherheit endlich viele Worte.
Sei m die Anzahl dieser Worte, dann kann man höchstens



verbale Formulierungen aus 15 Worten erhalten (Das ist gewissermaßen "Geordnetes Ziehen mit Zurücklegen" aus der Schulstochastik!).
Dann kann man höchstens



verbale Formulierungen aus höchstens 15 Worten erhalten und diese Zahl ist endlich.

Damit erhält man erst recht endlich viele Beschreibungen von Zahlen, denn die meisten dieser Formulierungen beschreiben keine Zahlen (wie z. B. "Peter hat gleich Feierabend" aus 4 Wörtern) oder sind sogar sinnlos (wie z. B. "Eine Hallo kommst Erfolg diesmal" aus 5 Wörtern)

Also hat S endlich viele Elemente.

Folgerung: Betrachten wir die Menge aller natürlichen Zahlen die nicht in S liegen, sich also nicht durch höchstens 15 Wörter beschreiben lassen. Wenn S endlich ist, gibt es in der beschrieben Gegenmenge eine kleinste Zahl. Nennen wir sie k.

Dann kann man sagen:

k "ist die kleinste Zahl, die sich nicht aus höchstens 15 Wörtern eindeutig charakterisieren lässt".

Damit lässt sich k aber doch so beschreiben und wir haben ein funky Paradoxon.

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Ergänzung:


Wer neu hier ist und es spannend mag, dem sei zuerst die Lektüre der interessanten Kommentare empfohlen, bevor hier der Schleier gelüftet wird.


Ich habe heute die Lösung eines analogen Paradoxons gefunden, mit dem
einzigen Unterschied, dass die Buchstaben gezählt werden.


Das Paradoxon ist die Beschreibung

Die kleinste mit nicht unter hundert Buchstaben beschreibbare Zahl

die selbst weniger als 100 Buchstaben braucht.


Das ist das BERRY-Paradoxon.


Ein neuer Abstraktionsschritt ist der, dass wir die Längengrenze (im Beispiel die 100) noch nicht festmachen, sondern das Problem für verschiedene Maximallängen untersuchen.

Im Falle einer Grenze von 6 Zeichen funktioniert das ganze nämlich z. B.
noch.

Die kleinste mit nicht unter 6 Zeichen beschreibbare Zahl ist 7 ("Sieben"), denn die Zahlen {1,2,3,4,5} sind in in Worten "vierstellig" und die Beschreibung "kleinste mit nicht unter 6 Zeichen beschreibbare Zahl" hat selbst nicht unter 6 Zeichen. Hier funktioniert das ganze also noch widerspruchsfrei.


Es werden drei Funktionen definiert:


Bedeutung(Beschreibung) = Zahl
Länge(Beschreibung) = Zahl
Berry(Zahl) = Zahl


Die Funktion Bedeutung ordnet einer korrekten Beschreibung die beschriebene Zahl zu.
Die Funktion Länge ordnet einer Beschreibung die Zeichenlänge zu.
Die Funktion Berry ordnet einer Zahl n die kleinste Zahl k zu, die nicht mit unter n Zeichen beschreibbar ist, (also gerade die gesuchte "Grenzzahl zur Grenze n")


Zur Veranschaulichung:


Bedeutung("Sieben")=7
Länge("Sieben")=6
Berry(6)=7


Die letzte Aussage spiegelt vorige Betrachtung wieder: Die kleinste nicht mit unter 6 Zeichen beschreibbare Zahl ist 7.


Schauen wir auf die kleinste nicht mit unter 100 Zeichen beschreibbare Zahl. Sie ist in unserer Sprache:


Berry(100)


Es gibt jetzt aber eine Beschreibung für diese Zahl: "Berry(Hundert)" (in Anführungszeichen)
und:


Länge("Berry(Hundert)") = 14


Man könnte meinen, in dieser Gleichung steckt schon der Widerspruch: Die kleinste nicht mit unter 100 Zeichen beschreibbare Zahl lässt sich mit unter 100 Zeichen beschreiben. Wir müssen aber bedenken, dass diese Zahl erst beschreibbar ist, wenn folgendes gilt:


Bedeutung("Berry(Hundert)") = Berry(100) (a)


erst dann ist die Zahl wirklich beschreibbar und das Paradoxon ungelöst.


Mit Gleichung (a) im Hinterkopf untersuchen wir nochmal unser "Funktionensystem":
Aus der Definition von Berry folgt: Es gibt keine Beschreibung s kürzer als n Zeichen, sodass gilt:


Bedeutung(s) = Berry(n)


Damit das nicht gilt, müssen die Ausdrücke entweder ungleich sein, oder es gibt sie garnicht.


Kompakt umformuliert heißt das:


Für beliebige Aussagen s und Zahlen n gilt entweder
Länge(s) >= n ( >= soll größergleich heißen)
oder
Bedeutung(s) <> Berry(n) ( <> soll ungleich heißen)
oder
Bedeutung(s) oder Berry(n) ist nicht definiert.


Schauen wir jetzt wieder auf Gleichung (a), so sehen wir dass für n=100 und s="Berry(Hundert)", wegen
Länge(s) < n
einer der zwei anderen Fälle zutreffen muss, und somit (a) falsch oder sinnlos ist.


Das war eine überarbeitete Fassung dieser Internetseite, über deren Fund ich mir heute fast ein Loch gefreut hab.


Hier noch etwas Senf hinterher:


Das Resultat ist, dass die Beschreibung entweder garkeine Bedeutung hat, oder eine andere Bedeutung als wir meinen, oder die gemeinte Zahl nicht existiert. Immernoch eine dreifache Oder-Ungewissheit, aber in allen drei Fällen ist das Paradoxon gelöst, weil (a) nicht gilt.


Wenn man diese Erklärung durchdenkt und sogar verstanden hat, fragt man sich trotzdem hinterher, wo liegt denn nun das Paradoxon in der verbalen Variante, im Originalproblem gab es doch diese seltsamen Funktionen garnicht? Und genau das ist der Punkt. Der Fehler im Originalproblem liegt in der leichtfertigen Vermischung der Sprachebenen. Das konnte nach der Definition der 3 Hilfsfunktionen nicht passieren, die uns das Denken etwas abgenommen haben. Der Fehler in unserem Denken ist, die Gültigkeit von Gleichung (a) als intuitive Selbstverständlichkeit zu empfinden, die sich genau als falsch herausstellte.


Das BERRY-Paradoxon ist sehr bedeutend für die Theorie der Zufallszahlen, der Kompression und der künstlichen Intelligenz. Gerade letzterer wird dadurch meiner Meinung nach eine gewisse Grenze gesetzt, da das Problem auf gewisser Ebene damit vergleichbar ist, dass ein Programm selbstdefinierte Eigenschaften untersuchen muss.


Darüberhinaus denke ich, dass es kein mengentheoretisches Problem ist. Es stimmt zwar, dass die in der ersten Formulierung benutzten Mengen nicht definiert sind, aber nicht aus dem Grund, dass die Eigenschaft für eine Mengendefinition ungeeignet ist. Vielmehr ist unklar, ob schon die Eigenschaft selbst korrekt gestellt ist, also ob sie eine Eigenschaft im Sinne der Anwendbarkeit auf jede Zahl ist. Eine mit unkorrekten Eigenschaften definierte Menge existiert natürlich auch gemäß der naiven Mengenlehre schon nicht, wie z. B. die Menge aller sympathischen Zahlen oder aller Zahlen die nur ein bisschen größer sind als 42.

13.09.2007

TRACKS is back

Heute ist es wieder mal soweit. Nun schon zum zehnten Mal kehrt TRACKS aus der Sommerpause zurück und wird uns das Leben jenseits des Mainstream zeigen. Der übliche Sendeplatz ist donnerstags Nacht um kurz vor Mitternacht auf arte. Allen denen diese Uhrzeit oder sogar der ganze tag nicht passt, allen die keinen Fernsehen haben und allen die gerne in ihrem Konsumverhalten variieren anstand einer wöchentlichen Routine zu verfallen, sei gesagt, dass man auf der arte-page von jedem Freitag ab zehn Uhr aus 7 Tage lang die jeweils letzte Sendung als Stream sehen kann.

Hier noch der Link zum Stream und der link zur TRACKS-page

12.09.2007

Musikvideo: Tes Uno & DJ Raedawn - No War No Peace

11.09.2007

eine Geschichte

ich bin gerade in meiner Wohnung angekommen, nachdem ich eine Woche in bz arbeitete und in Hotel Mama lebte. habe alles inspiziert und keine nennenswerten Veränderungen festgestellt. weil ich Hunger hatte und sowieso zum Bäcker wollte, habe ich mich auch gleich auf den weg dorthin gemacht. der Laden war ganzschön leer gekauft, so wie es bei diesem guten Bäcker öfter ist. ich habe ein Weisbrot, ein Sesam- und eine Käsebrötchen gekauft, das Letzte nämlich. aber vor der Wohnungstür angekommen, wollte der Schlüssel die Tür nicht öffnen. ich hatte den falschen Schlüssel mit, den aus bz. so eine Scheisse. da ist man nichteinmal eine halbe stunde in Chemnitz und hat sich schon ausgesperrt. naja ich setzte mich erstmal im Treppenhaus und aß die Brötchen. dabei überlegte ich wie ich Tür aufbekomme. ein Schlüssel ist bei Hanna in Düsseldorf, der andere bei Katha in Göttingen und meiner ist auf der anderen Seite der Tür. die helfen mir also alle nicht weiter. der viere Schlüssel ist bei Georg, der die ehre hatte sich um die pflanzen zu kümmern während ich weg war. zu Fuß 40min und mit dem Bus dank einmal umsteigen auch 30min entfernt. ich könnte aber auch eine der kleinen Scheiben in der Tür einschlagen und so die Tür von innen öffnen. den Gedanken hab ich aber wieder verworfen. nachdem ich die Brötchen gegessen habe, sie waren überaus schmackhaft, habe ich mich auf den weg zu Georg gemacht und das Brot im Treppenhaus liegen lassen. bei Georg angekommen hab ich ihm beim essen erwischt und der hat mich, nachdem ich ihm die Geschichte erzählte, erstmal ausgelacht. ich habe mitgelacht. den Schlüssel hatte er. Ein war dann doch gefunden. wir rauchten noch eine und ich machte mich auf den Heimweg. als lehre kann ich daraus ziehen, dass ein Freund der sich um Blumen kümmert eine unersetzlich Sache ist. das Brot lag übrigens unverändert dort wo ich es hinterlassen habe, im Treppenhaus.

Frage

Betrachtet man die Evolution, so stellt man fest, dass sie über ihre Grundlegenden Prinzipien der Vererbung, Variation und Selektion über Jahrtausende und gar über Jahrmillionen zur Entwicklung der Menschheit geführt hat, und zum Menschen so wie wir ihn heute vorfinden. Sie gilt als eine Grundlage für den Fortschritt, welcher als das anstrebsame Ziel angesehen werden darf, da er Veränderung bedeutet und nur er zu einer besseren Welt führen kann. Die gleiche Veränderung ist es die den Leitspruch des Darwinismus geprägt hat „Survival of the Fittest“ („Überleben des am besten angepassten“), denn „Anpassung“ kommt durch Veränderung und somit Fortschritt.
Betrachtet man den Fortschritt heutzutage, sieht man eine Abkehr von der Evolution als Hauptfaktor für den Fortschritt. Vielmehr bildet die Industrialisierung, die Forschung und vor allem die geistige Entwicklung das Fundament für das Wohl unserer Gesellschaft. Es scheint sogar so, dass die Evolution die größte Bremse in diesem Prozess darstellt, da wir als Menschen in unseren geistigen Aktivitäten eng an die Kapazitäten unseres Gehirns gebunden sind, die in der Überfülle an Innovationen schnell an ihre Grenzen stoßen. Kein Mensch vermag mehr den Überblick über alles Wissen zu haben, was eigentlich eine Voraussetzung für effektives Fortschreiten ist. Die Entwicklung gestaltet sich als zu Rasant, und die Geschwindigkeit der Anpassung übertrifft sie bei weitem.
Es fragt sich nun ob durch den Menschen in die Evolution eingegriffen werden darf, damit die Anpassung beschleunigt und somit ein effektiver Fortschritt ermöglicht wird. Ein Grund für das Betreiben von Naturwissenschaften ist ja die Ausnutzung der Natur innewohnenden Gesetze zum Wohle der Menschheit. Was in der Physik und Chemie täglich Brot ist, ist in der Biologie heiß umstritten.
Kann man denn aber nicht auch hier die Ergebnisse der Forschung mit einbeziehen?

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Achso, das Konzept an welches ich Denke ist das der Evolutionslehre, angewand auf die Fortpflanzung des Menschen. Ferner ist eine Nutzung des Wissens aus der Genetik denkbar und künstliche Befruchtung.

08.09.2007

Moderne Nazis

Und noch etwas Politisches, diesmal in Form einer Buchkritik.

Meine letzten Zugfahrten von und nach Chemnitz begleitete nämlich das Buch "Moderne Nazis- Die neuen Rechten und der Aufstieg der NPD" von Toralf Staud (2005 erschienen, also nach der Landtagswahl und dem Erdrutschgewinnen der NPD in Sachsen, aber noch vor den Erfolgen der DVU in Brandenburg und der NPD Schleswig-Holstein), ein eher mäßig recherchiertes und sehr populärwissenschaftlich geschriebenes, aber nichtsdestotrotz äußerst spannendes und so ich es einschätzen kann, wirklichkeitsnahes Buch, das einen äußerst authentischen, emotionalen und dennoch trockenen, weil ernüchternden Einblick in die Strukturen und Charakteristika des rechten Milieus rund um die NPD (und v.a. im Wandel der letzten Jahre) in Deutschland ermöglicht. An manchen Stellen wirkt der Autor etwas gehetzt, mein Hauptkritikpunkt neben (den der guten Lesbarkeit auch für eine große Öffentlichkeit geschuldeten) fehlenden Belege sind stilistische Unsauberkeiten und teilweise etwas zusammenhangslose Absätze, aber das ist natürlich sehr kleinlich.

Schließlich muss ich in vielem mit dem Inhalt übereinstimmen "Parteien wachsen aus der Gesellschaft, wenn sich dauerhaft eine demokratiefeindliche Partei etabliert, stimmt etwas mit der Gesellschaft nicht", "Wer behauptet, man müsse gleichermaßen gegen Extremisten von rechts wie von links kämpfen, vernebelt den Blick für die Realität", "Wahrscheinlich kann man außer in Diktaturen nur in Deutschland auf die Idee kommen, eine oppositionelle Partei zu verbieten, obwohl sie nicht offen zur Gewalt aufruft" und ein paar Brüller waren auch dabei "Die etablierten Politiker [...] sind Schönwetterdemokraten und schnappen nach Luft, wenn sie mal einen echten Nazi treffen".

Das Buch vermittelt schlussendlich eine sehr kritische und leicht furchteinflößende Sicht auf die NPD und die rechten Strukturen in deren Umfeld, scheut aber radikale Folgerungen (wie etwa ein Verbot) und ist damit realistisch nüchtern, auch wenn wie bspw. im vorletzten Kapitel anhand des Schicksals des bekannten Wurzener "Netzwerks für Politische Kultur" (NPK) bewusst nocheinmal auf die Zorn- und Tränendrüse gedrückt wird. Auf jeden Fall eigentlich für jeden gut lesbar, wer mehr möchte ist sowieso mit tiefer greifenden Seminaren und Landserkonzerten sowie aktiver Beteiligung bspw. am täglichen Kampft um die Kneipenvorherrschaft besser bedient, wem ein (noch) aktueller, kurzer und dennoch ernstzunehmender, also durchaus wissenschaftlicher Einblick genügt, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.

Boofen

Hier mal einige Fotos von unserem Ausflug mit Georg und Mattes letzte Woche in die Sächsische Schweiz.

boofen07

War echt sehr schön nicht nur vom Wetter her. Viel Schabernack, Wandern, Klettern, Ruhe und Natur. Besonders gut fand ich die körpeliche Anstrengung hier und da, weil man hier mal wieder richtig geschwitzt hat und da mal wider richtig seinen Körper gespührt hat, was einen guten Gegensatz zum doch so steifen Alltag darstellt. Nicht so schön waren die zahlreichen Diskriminierungen meiner aufgrund meiner sorbischen Wurzeln seitens der deutschen Wanderkollegen.
Jedenfalls immer nen Ausflug wert, weshalb wir auch schon angedacht haben zum Reformationstag einen Tagesausflug in diese Gegend zu unternehmen mit zahlreichen Freunden, wobei ich vorallem an den Stubenhocker namens Clemens denke, dem etwas frische Luft und Sonne sicher wieder Farbe in den blassen Taint zaubern würden. Also dick im Kalender eintragen und wer nicht mitkommt ist ne große Luftpumpe.

05.09.2007

Auch du bist ein Täter!

Hallo liebe Gemeinschaft ketzerischer Vollblutaktivisten, nach längerer und selbstverständlich unentschuldbarer (womit ein Versuch von Rechtfertigung auszuschließen wäre) Blogabstinenz hier nun auch mal wieder von mir ein feist fideles Hallo! bzw. Glück auf! bzw. Lang lebe der Tag!

Ich möchte die Chance möglichst ungeteilter Aufmerksamkeit einmal nutzen, um auf ein für mich in meiner politischen Versteifung höchst relevantes, aber in unserer Gruppe bisher wenig beachtetes Problem hinzuweisen, das eng verknüpft ist mit dem Buch "1984", meiner Pubertät und allem Schlechten dieser Welt. Gemeint ist der in Verbindung mit der Verteilung von Machtmonopolen v.a. auf staatliche Gewalten im Lauf der Geschichte stets angestrebte, aber aufgrund von technischen Entwicklungen in den letzten 50 Jahren niemals so effiziente Hang zur Überwachung des Bürgers eines Landes durch die dieses verwaltende und regierende Obrigkeit, also durch besagte staatliche Gewalten. Die Grundidee ist dabei der "Bürger als potentieller Täter", es wird der Versuch unternommen, präventiv möglichst jedes Verbrechen und damit jeden Angriff auf staatliche Regularien, Gesetze, Verordnungen und die Verfassung, und damit den Staat ansich, zu vermeiden. Letzterer Punkt führt uns zu dem schlussendlichen Horrorszenario?, das ein jeder hinter einem auf dem Gebiet der Überwachung und präventiven Verbrechensbekämpfung (und damit überhaupt erst:) starken Staat schlussfolgert: Die Entwicklung hin zu einem autoritären/totalitären System in dem sämtliche Opposition allein durch das nun ins Unermessliche angewachsene Machtmonopol unterdrückt werden kann, unterstützt durch weitere immer alltäglichere Phänomene der Unmündigkeitswerdung des Bürgers sich äußernd in schlechten Fernsehprogrammen, Politikverdrossenheit oder der Bildzeitung.

Mit der erstaunlichen Vermehrung von Kameras an öffentlichen Plätzen (man mag sich an beste Kaninchenorgien erinnert fühlen), mit Lauschangriffen und nichtrichterbeschlussvoraussetztenden Haus- und Onlinedurchsuchungen (siehe Bundestrojaner), mit RFID-Chips, Maut-Überwachung, biometrischen Pässen, StudiVZ und vielen anderen der Überwachung und Datensammlung zuträglicher Innovationen ist in den letzten Jahren (besonders natürlich nach DEM EREIGNIS schlechthin im Jahre 2001) ein riesen Schritt in diese Richtung gemacht wurden. Im Zusammenhang mit der Angst und ihrer zielgerichteten Schürung vor immer neueren und schlimmeren und böseren und, sagen wir es ruhig: islamistischeren TERROR-Anschlägen machen Innenminister und Regierungschefs und Konservative und Rechte überall, aber auch sog. Liberale und Möchtegernaltgrüne und Pseudolinke anderswo sich stark für die Akzeptanz und die Selbstverständlichkeit des Abbaus von Grund- und Freiheitsrechten im nahezu gesamten Raum der sog. westlichen, demokratischen und v.a. freiheitlichen Industrienationen (siehe England), während in Staaten wie Russland oder China Oppositionelle und Andersdenkende längst unter dem Docht der Überwachung in Verbindung mit den dortigen autoritären Gegebenheiten zu leiden haben und die als Beispiel gelten können, wie effizient Überwachungstechniken mittlerweile eingesetzt werden können.

Zum Abschluss noch ein Aufruf: Überwachung ist doof und Schäuble soll nach Hause gehen (haha), bis bald.