Shake your Style.

13.10.2009

Przystanek Woodstock

Seit 15 Jahren findet im deutsch-polnischen Grenzgebiet das Musik.Kultur.Festival "Haltestelle Woodstock" statt. Dieses Jahr im August besuchte/n wir/ich es zum zum wiederholten Mal.
Dies ist Anlaß genug, um hier kurz einige Eindrücke zu vermitteln.

Das wohl als Nachruf an das Woodstock der 60er und 70er geplante Freilufterlebnis hat viele Eindrücke in mir hinterlassen und ist in seinem Charakter sehr markant.
Das Gelände befindet sich in der Nähe von Küstrin, doch für die meisten Besucher befindet es sich wohl schon auf der Hinreise, so zumindest für mich. Spätestens ab dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg, von wo aus der Küstrin-Express abfährt, ist man in illustrer Gesellschaft sehr verschiedener Leute, welche jedoch dasselbe Ziel haben. Durch die komplett überfüllten Züge am Freitag und Samstag, kommt man sich, ob man will oder nicht, schon ein Stück näher und wird durch Schweißgeruch, Gitarrenklang und Biergenuß sanft auf das Kommende eingestellt. In der Grenzstadt angkommen befindet man sich gefühlt, mitten im Herzen Polens. Der Bahnhof scheint ebenso skuril zu sein, wie die nicht enden wollende Schar an jungen Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen.Das Klischee bedienend zählen dazu Punks, Hippies, sich in Armeekleidung tarnende Polen, Asoziale, Unauffällige, Plontz und Pöbel, Rocker, Undefinierbare. Vorbei an den Tauschbörsen und Wurstverkäufern, besteht eine der größten Hürden des Tages sich in ebenso überfüllte wie ausgediente Ostzeitenschulbusse hineinzudrängeln, vorbei an genannten Bevölkerungsschichten und mit ca. 10mal10cm² Platz sowie einem Liter Luft für die halbstündige Fahrt auszukommen.
Spätenstens beim Öffnen der Bustüre vorm Eingang, hat man sein bisheriges Leben, was durch Ruhe, Ordnung und Sauberkeit geprägt war, vergessen und den Umständen angepasst. So warscheinlich die Taktik der Veranstalter.

Das Haltestellte Woodstock bedeutet für mich Sommer, Hitze, Schweiß, Staub, Wüste und Dreck, Musik von Metall bis Melodika, Tanz unter strahlend blauem Himmel, wenig Auswahl, Anarchie gepaart mit Krischnakult, Menschenmassen, preiswertes leckeres Essen und Bier, aber für viele viele ist es vor allen Dingen ein Alkoholxzess.
Man kann es nicht verhehlen, dieses Fest ist komplett schizophren.
Nicht zu verschweigen sei auch der chaotisch-trashig sowie verkommene Beigeschmack. Nein, schön ist es auf keinen Fall und lieblich schon gar nicht. Das Motto: "Stopp Drogen-Stopp Gewalt-Liebe,Freundschaft und Musik! wirkt angesichts der Biermeile etwas albern...wobei es auffallend friedlich ist.
Jedoch zeichnet sich echt und ungeschminkt ein tief zielloses Menschenbild unserer Zeit ab.
Haltestelle Woodstock bildet wohl das krasseste Gegenstück zur Fusion.

Mit ca. 300000 Tausend Besuchern und der größten Festivalbühne Europas(wobei sie neben einer kleinen Folklore-Bühne auch schon die einzige ist) kann die Umsonst&Draußen-Veranstaltung nicht zu den kleineren Festivals zählen. Im Dorf der Künste und in den zahllosen Verkaufsständen verteibt man sich die Zeit, wenn man nicht beim Food for Peace in der Schlange steht, oder sich an diversen Hare Krishna- Misionierungsveranstaltungen belustigt.

Es wird wohl vorerst mein Letztes Woodstock gewesen sein, da es wirklich immer dasselbe ist, aber darauf kann man sich verlassen.

Ich meine, man sollte diesen Trip mal erlebt haben.



















2 Kommentare:

clem hat gesagt…

Sehr schön beschrieben! Authentisch und beneidenswert.

georg hat gesagt…

Genau! Wär ich nich dabei gewesen, tja, dann fänd' ich's jetzt doof, aber so... scher schön!