Shake your Style.

15.11.2009

Vom Bleiben und Reisen und der Zeit

Es ist kein Zeitsprung, nicht im strengen Sinne, ob dieser nun unmöglich oder nur undenkbar ist. Lediglich und immerhin ein Transatlantikflug, und der bekannte Raum und mein Gefühl für Zeit und Epoche waren einfach weg. Was alles natürlich nicht schlimmer, sondern nur anders machte.

"Hier scheint die Zeit ja still gestanden zu haben...". Jeder wird diesen mächtig verwunderlichen Spruch schon einmal gehört haben, wenn's um polnische oder brandenburgische Dörfer ging. Er bedingt eine geradezu narzisstische Weltsicht, im Glauben an den Fortschritt und den gewohnten Standard. Auch mir geht es ab und an und hier in Mexiko besonders oft so oder ähnlich. Der gewohnte Rahmen fällt weg, an den Tankstellen gibt's noch den Tankwart und die mexikanischen Philosophen wissen so gar nicht, wohin. Aber als ob Selbstbedienung und Neoliberalismus, euro- oder zumindest westzentristische Perspektiven keine Bretter vor den Dingen hätten.

Weshalb ich mehr und mehr zu dem Schluss komme, dass zumindest für mich persönlich Bleiben gut und Reisen auch gut ist. Übers Land genauso wie in Gedanken. Und weil ich grad in der wundervollen Situation mich befinde, beides zu gleich, an einem mir vor kurzem erschreckend unbekannten Ort, zu haben, wird Zeitreisen möglich, auf die einfachste denkbare Art. Es wird neben Geld nur Mut gebraucht, um selbst im Rahmen dieser merkwürdig schönen grausamen Welt die Zeit zu vergessen und sie doch zu haben und Epochen spielend zu durchqueren, welche keine Grenzen kennen; sich dabei stets im Auge behaltend. Es verändert sich die Perspektive und es geht nun darum, ihr kein Unten und Oben, und noch weniger ein Früher oder Später zuzugestehen. Dann nämlich ist Anders einfach Anders und ob ich dieses oder jenes gut oder schlecht finde, fortschrittlich oder rückständig, oder, viel wahrscheinlicher, irgendwo dazwischen und weit darüber hinaus verorte, es bleibt mir überlassen und ist doch keine Freikarte für die alte Laissez-faire Schwarte.

Ich liebe es desto mehr, je länger ich hier bin und freu mich dennoch auf später. Bei allem Verrückten und Schönen, vor allem aber bei allem Hässlichen und Traurigen, das mir hier, Welten und Zeiten entfernt von dem, was ich kenne, begegnet, kann ich dies nun sagen.

1 Kommentar:

Ändy hat gesagt…

Und das worauf es bei allem ankommt ist doch nur wie man sich dabei fühlt.

Ich empfinde es als große Bereicherung mal aus dem gewohnten Rahmen auszubrechen. Obwohl's mit viel Mühe und Überwindung verbunden ist, ist seine Umgebung zu wechseln wohl doch mit die einfachste Art sich neue Horizonte zu erschliessen.