Auf Anfang
"Auf Anfang" ist der Débutfilm des norwegischen Regisseurs Joachim Trier. Darin wird die Geschichte zweier Jungschriftsteller (Phillip und Erik) erzählt, die mit dem heraufbeschwörenden gemeinsamen Einwurf ihrer Débutmanuskripte in den Briefkasten beginnt. Phillip wird zum Literaturstar, dreht durch und verbringt 7 Monate in der Psychatrie. Es heißt er sei verrückt geworden, weil er seine Freundin Kari so sehr liebe. Erik hingegen bekommt das Manuskript zurückgeschickt, erarbeitet sich allerdings mit der Zeit kleine Erfolge wofür er sich scheinbar auch etwas verbiegt. Phillip trifft sich wieder mit Kari, was Ärzte und Freunde nicht verhindern können. Sie wollen sich neu verlieben, wiederholen ihre Reise nach Paris aus den Anfangszeiten ihrer Beziehung, es ist nicht mehr das gleiche. Er will wieder schreiben, aber bekommt nichts besonderes hin.
Von der Briefkastenszene aus startet eine wilde Erzählstruktur, die frei durch die Zeiten springt, allerdings nicht auf Kosten der Nachvollziehbarkeit und ohne absurd zu werden. Die Variationen des Tempos sind mit thematischen Zwischenaufenthalten versehen, die dem Zuschauer primär unwichtige Anekdoten über Randfiguren erzählen und somit stückweise in den nicht uncoolen Mittelklasse-Punk-Freundeskreis und seine Eigenheiten einführen. Der nichtlineare Zeitfluss ermöglicht die vergleichende Gegenüberstellungen von vergangenen und momentanen Szenen, wie sie wohl in den Köpfen der Beteiligten stattfindet, was man manchmal erst daran merkt, dass jemand spricht, ohne seinen Mund zu bewegen.
Die Geschichte zeigt Zusammenhänge zwischen kompromisslosem Schaffenstrieb und Ernüchterung, Erinnerung und Sehnsucht, Liebe und Wahnsinn im Rahmen eines authentischen subkulturellen Freundeskreis in einem Stil, der weder kitschig und berechenbar noch unlogisch oder chaotisch ist. Allerdings auch mit einem Ende, dass manchem unzureichend scheinen wird, aber ganz im Sinne des Filmes ist, da er keinen primären Spannungsbogen hat, um ihn "elegant" abzuschließen.
Bemerkung:
Philipps Krankheit brach aus, als er beim Betrachten eines Kunstwerks halluzinazionsbegleitende Persönlichkeitsveränderungen durchlebte. Das bezeichnen Psychologen als Stendahl-Syndrom. Stendahl war der erste Patient und Schriftsteller, der sein Verrücktwerden in einem Tagebuch festhielt. Im Film wird es allerdings Sten-Egil-Dahl-Syndrom genannt, nach dem zurückgezogenen Underground-Schriftsteller Sten Egil Dahl, der seit dem 12. Lebensjahr das Vorbild der beiden Hauptfiguren ist.
3 Kommentare:
hallo ihr alle. ich kann wirklich jedem den film sehr empfehlen. ich bin begeistert.
klingt schon sehr spannend. hab aber leider noch kein kino in glasgow gefunden,wo der läuft. (heißt hier "reprise")
nur nebenbei bemerkt, joachim trier ist däne. (zumindest laut meiner infos, und imdb)
meine güte christoph, so still und heimlich hier leise was geflüstert... kommst aber trotzdem nicht um ein Willkommen in dieser unseren Internetpalaverplaudertaschengemeinschaft herum, also Willkommen und fleißig geschrieben!
Kommentar veröffentlichen