Shake your Style.

11.09.2007

Frage

Betrachtet man die Evolution, so stellt man fest, dass sie über ihre Grundlegenden Prinzipien der Vererbung, Variation und Selektion über Jahrtausende und gar über Jahrmillionen zur Entwicklung der Menschheit geführt hat, und zum Menschen so wie wir ihn heute vorfinden. Sie gilt als eine Grundlage für den Fortschritt, welcher als das anstrebsame Ziel angesehen werden darf, da er Veränderung bedeutet und nur er zu einer besseren Welt führen kann. Die gleiche Veränderung ist es die den Leitspruch des Darwinismus geprägt hat „Survival of the Fittest“ („Überleben des am besten angepassten“), denn „Anpassung“ kommt durch Veränderung und somit Fortschritt.
Betrachtet man den Fortschritt heutzutage, sieht man eine Abkehr von der Evolution als Hauptfaktor für den Fortschritt. Vielmehr bildet die Industrialisierung, die Forschung und vor allem die geistige Entwicklung das Fundament für das Wohl unserer Gesellschaft. Es scheint sogar so, dass die Evolution die größte Bremse in diesem Prozess darstellt, da wir als Menschen in unseren geistigen Aktivitäten eng an die Kapazitäten unseres Gehirns gebunden sind, die in der Überfülle an Innovationen schnell an ihre Grenzen stoßen. Kein Mensch vermag mehr den Überblick über alles Wissen zu haben, was eigentlich eine Voraussetzung für effektives Fortschreiten ist. Die Entwicklung gestaltet sich als zu Rasant, und die Geschwindigkeit der Anpassung übertrifft sie bei weitem.
Es fragt sich nun ob durch den Menschen in die Evolution eingegriffen werden darf, damit die Anpassung beschleunigt und somit ein effektiver Fortschritt ermöglicht wird. Ein Grund für das Betreiben von Naturwissenschaften ist ja die Ausnutzung der Natur innewohnenden Gesetze zum Wohle der Menschheit. Was in der Physik und Chemie täglich Brot ist, ist in der Biologie heiß umstritten.
Kann man denn aber nicht auch hier die Ergebnisse der Forschung mit einbeziehen?

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Achso, das Konzept an welches ich Denke ist das der Evolutionslehre, angewand auf die Fortpflanzung des Menschen. Ferner ist eine Nutzung des Wissens aus der Genetik denkbar und künstliche Befruchtung.

5 Kommentare:

clem hat gesagt…

An welche konkreten wissenschaftlichen Möglichkeiten denkst du dabei?

georg hat gesagt…

ui, ganz heißes Thema würd' ich sagen. "Darf der Mensch Gott spielen?" - also aktiven Einfluss auf die Gestaltung und Veränderung des höchsten, gottesnähesten Wesen, den Menschen, nehmen?

Zunächst einmal denke ich, dass die Frage unter zwei wesentlichen Aspekten betrachtet werden muss: dem ideologischen (in welchem dein Post hineingehört) und dem pragmatischen, weltlichen, politischen. Die Machbarkeit steht vermutlich stets an zweiter Stelle, es geht um die Bereitschaft, Machbarkeit zu erreichen.

Zum ersten Aspekt: Es wäre müßig, hier eine leidliche pro-contra-christiansen-diskussion vom Zaun zu brechen, ich schätze, ein jeder von uns hat weitesgehend eine Meinung zu den das Thema streifenden Streitpunkten wie Gentechnik -> geklonte Megasoldaten und Einheitsbrei vs. bessere medizinische Möglichkeiten, Ausrottung von Krankheiten und Ungleichheit; oder Religion -> Der schaffenden Mensch = Gott (und damit der tatsächliche Tod Gottes) vs. Erfüllung des göttlichen Plans, Schaffung des Paradieses auf Erden ... Inwiefern ist es also unter Nichtbeachtung pragmatischer Gegebenheiten erstrebenswert, den Menschen "künstlich!" zu erheben? Ich stimme dir zu, dass unser technische und auch geistige Fortschritt als Abstraktum dem Menschen zunehmend entfremdet ist. Doch liegt unserer Unfähigkeit mit dem Wissen dieser Welt fertig zu werden an zu geringen Gehirnkapazitäten? Schließlich wären nach dieser Rechnung Gehirnkapazitäten, -fähigkeiten notwendig, die das Wissen aus bisher mehreren Milliarden die Menschheit prägenden logischen Denkweisen, Fortschritten und diesen zu Grunde liegenden Gehirnen (arr) zu fassen vermögen müssten.

Der zweite, pragmatische Aspekt, ist eigentlich auch ein ideologischer, denn er geht der hochgradig spekulativen Frage nach, ob und wie die Menschheit mit den neuen Erkenntnissen und Möglichkeiten umzugehen gedenken würde. Dabei spielt allerdings die aktuelle Situation unserer Spezies eine wesentlich größere Rolle, der bisherige Verlauf der Geschichte als wichtigste Beschreibungsgröße des Wesens und des Zusammenlebens des Menschen beweist tatsächlich die in Aspekt Eins genannten Verfehlungen hinsichtlich der Irrationalität menschlicher Entscheidungen und durch den Menschen ausgelöste Vorgänge (z.B. Kriege), v.a. aber ZWÄNGE (wir sind allein aus Gründen des Zusammenlebens und den dies voraussetzenden Regelungen nicht frei und damit ist unser Handeln niemals objektiv, sondern stets subjektiv zweckorientiert). Dies führt zu dem Problem, das die Menschheit mit allen "großen", also unser Leben immanent verändernden Erfindungen und Fortschritten hatte: Die schlichte Unzulänglichkeit, sie zum (zugegebenermaßen schwer zu definierenden) WOHLE der Menschheit zu benutzen (Atomenergie, Eisenbahn, Steinschleudern und v.a. Spinat).

Um einmal Stellung zu beziehen: Ich glaube einerseits nicht, dass mit künstlich erreichten Fortschritten auf dem Gebiet der Evolution des Menschen und damit der Veränderung (Verbesserung?) seiner Fähigkeiten und Voraussetzungen wir fähig würden, es mit dem Begreifen und der Erkenntnis der Wirklichkeit leichter zu haben (nicht zuletzt weil die nicht zu lösenden und begreifenden Vorgänge und Dinge an Qualität gewännen). Andererseits stehe ich unserer Gesellschaft insofern höchst skeptisch gegenüber, als dass in sie hineingeworfene Fortschritte besonders auf dem Gebiet der Gentechnik verschlimmernde Wirkung auf das Zusammenleben und damit "die Welt" hätten.

clem hat gesagt…

Ich bezweifle, dass die Gesellschaft in irgendeiner Weise von Gehirntuning profitieren kann, weil damit unter der Bevölkerung eventuell ein intellektuelles Gefälle entstünde (zwischen denen die es sich leisten könnten und dem Rest). Unter den Bevorzugten (oder falls ersteres nicht einträfe: unter allen) würde andererseits eine intellektuelle Gleichheit entstehen, die nicht durch Leistung des Einzelnen erabreitet wurde. Das widerspricht dem Prinzip der Wissensbildung und hebt das Wissen als ungenügend geschätztes Instrumentarium hervor, was die von Georg angesprochene zerstörerische Irrationalität umsetzen kann.

Des weiteren sollte man nicht vergessen, dass es auf ideologischer Ebene auch Einwände gibt, die weder auf Religion noch Konsequenzenspekulationen beruhen und damit viel höhere Gültigkeit tragen. Die besprochenen Eingriffe in das menschliche Gehirn, sowie auch nur der allgemeine Hintergedanke, den Menschen funktionaler zu machen leugnen die kulturelle Identität jeder Gesellschaft als Ganzes und verletzen den Grundsatz der Menschenwürde des Einzelnen.

Ändy hat gesagt…

Sicher ist euch aufgefallen, dass es sich bei dem Post um einen Gedanken handelt der eigentlich expliziterer Erläuterung bedarf, was ich an dieser stelle nachholen will. Der Gedanke ist mir letztens in der Nacht gekommen nachdem ich mir den Film „Waking Life“ von Richard Linklater angeschaut hab. Echt super Ding, den sich die die ihn noch nicht gesehen haben unbedingt reinziehn müssen. Hier mal eine Sequenz die die Thematik wiedergibt, leider nur auf Englisch.
Zunächst mal handelt es sich um eine rein naive Argumentation die alle Begleitumstände beiseite lässt und die Anwendung der Wissenschaft auf die Praxis widerspiegelt. Berechtigterweise könnte man dann sagen, dass dieser Schritt nur ein kleiner weiterer wäre in dieser Umsetzung, und unter diesen Gesichtspunkten sogar einer, der längst vollzogen werden müsste. Dazu ist noch nicht einmal Gentechnik notwendig, sonder nur eine gezielte Fortpflanzung. Darwin sagt ja, dass Anpassung durch Variation geschieht, und Variation kann dadurch provoziert werden kann, indem man Individuen paart die möglichst unterschiedlich sind (in ihren Genen). Nach Darwin würde es garnicht zu einer Zweiklassengesellschaft kommen, da der Intelligente genauso benötigt werden würde wie der Dumme.
(Das Anpassung benötigt wird sieht man daran, dass es uns heute Materiell viel besser ergeht als den Menschen von damals, die sich in der heutigen Situation im Paradies wähnen würden, aber das es uns scheinbar immer noch nicht so gut geht, dass wir der Meinung sein könnten dar Zustand des Wohles wäre bereits erreicht. Das liegt an einer umdefinition des Wohles, zu dem sich immer mehr psychologische und soziale Faktoren hinzugesellen. Zur Bewältigung dieser neu aufgetauchten Probleme sind wir bisher nicht genötigt gewesen. Wir haben vielmehr ein Gefühl entwickelt welches diese Missstände erkennt, aber noch nicht die Fähigkeit die diese beseitigt. In dieser Entwicklung sehe ich schon einen evolutionären Prozess, der sich insofern er logisch ist, und die Prozesse die er vollziehen muss, also die geistigen Aktivitäten, von uns steuern lassen kann. Dies wäre beispielsweise mit neuronalen Netzwerken in den Griff zu bekommen. Gut Dokumentieren lässt sich derartige Entwicklung am Menschen übrigends in der Wissenschaft, von Aristoteles bis zu Einstein oder Heisenberg, oder auch an der Etablierung der Psychologie als Wissenschaft.)
Jedenfalls bereits viel geschrieben aber immer noch nichts ausgesagt. Problem ist, dass ich mir immer noch nicht sicher bin, obwohl ich diesem naiven Gedankengang immer mehr Begleitumstände andichte. Wahrscheinlich scheitert's wirklich an der Unfähigkeit des Menschen damit umzugehen aber auch moralische Bedenken treten bei der Umsetzung in die Praxis auf, nicht aber religiöse von meinem Standpunkt aus, sondern nur die des freien Willens und der Würde, wie bereits von clem gesagt. Fraglich ist auch ob ein Fortschritt überhaupt noch durch eine Evolution der Organismen zu erreichen ist, oder ob es nur einer besseren Informationsverarbeitung bedarf.
Deshalb lasse ich diesen unfertigen Gedankengang erstmal ruhen als Monument für eine unüberschaubare Sachlage. Deshalb würde ich es auch nicht tun, aber ich kann auch nicht 100 prozentig sagen ob sich doch irgendwo ein Weg findet diese Ideen moralisch einwandfrei zu verwirklichen. Vielleicht sollte ich morgen mal zur Samenbank gehen, und meine Gene in den Pool der Variation werfen...

Ändy hat gesagt…

Ach, ich dummer ich. Hab ich doch tatsächlich den falschen Link eingefügt. Hier die richtige Sequenz.
Das kommt vom stupiden Strg+C, Strg+V. Aber ich merks noch...