Studio Ghibli
Nachdem ich am Donnerstag mit dem Michau einmal mehr in den Genuss eines Anime-Filmes aus dem Hause Ghibli kommen durfte, hier ein kleines Special.
Das japanische Studio um den Zeichner und Regisseur Hayao Miyazaki wurde 1985 gegründet. Neben Hayao Miyazaki sind heute vor allem Isao Takahata (Mibegründer von Serien wie "Heidi") und Miyazakis Sohn Gorō Miyazaki verantwortlich für den großen Erfolg. So sprengen die Ghibli-Filme regelmäßig japanische Kinokassen und sind auch in Europa überdurchschnittlich erfolgreich. Besonders bewerkenswert ist der stets fantasievolle, an "Heidi"-filme erinnernde, farbenfrohe Stil, es wird weitgehend auf Computeranimationen verzichtet und im Gegensatz zu Disney oder anderen Trickfilmstudios besonders inhaltlich vollkommen Besseres geboten. Die Geschichten bestechen durch unglaubliche Tiefe, sind wohl für Kinder genauso interessant und sehenswert wie für Erwachsene und ihr Anspruch fängt beim Staunen erst an. In fast jedem Film findet sich ein Verweis (bzw. dreht sich die gesamte Geschichte darum) auf den Zusammenhang und die eindeutig und bewusste Vermengung von Gut und Böse, Natur und Mensch, Fantasie und Wirklichkeit. Alles in allem ist es vor allem das zutiefst lebensbejahende Element der Filme, welches fasziniert und in Verbindung mit dem kindlichen Gemüt und der japanischen Perspektive ein Eintauchen und Abgleiten in wahre Wunderwelten ermöglicht.
Eine Auswahl:
Chihiros Reise ins Zauberland (2001):
Mein erster Film des Studios, gleichzeitig derjenige, der mich am nachhaltigsten fesselte und den ich nach wie vor zu einem der besten je von mir gesehenen Filme zähle. Es geht um ein kleines Mädchen, welches von ihren Eltern getrennt sich in einer spektakulär inszenierten Wunderwelt wiederfindet, mit Zauberei und Fabelwesen und Drachen und Hexen und verrückten Kreaturen und 'ner ganzen Menge mehr. Chihiro lernt bei ihrer nicht ganz freiwilligen Arbeit im Wellnesscenter der Hexe Yubada so einiges über eben diese Welt und macht sich anschließend auf den Weg, ihren Freund, den Drachen Haku und außerdem ihre in Schweine verwandelten Eltern zu befreien.
Ein Film voller schöner Bilder und Charaktere, die allen gängigen Klischees eins mit der Pfanne geben und durch Echtheit überzeugen. Absolut sehenswert.
Die letzten Glühwürmchen (1988):
Sicherlich einer der traurigsten Filme dieser Welt. Es geht um den Krieg und nicht weniger. Transportiert wird aber vor allem Liebe und Trauer um das Leben, mit Hass hat Miyazaki sowieso wenig am Hut. Beeindruckt war ich besonders von der großen Offenheit der Bilder, die kein Brett vor dem Kopf wollen. Hinschauen also unbedingt.
Prinzessi Mononoke (1997):
Prinzessin Mononoke behandelt wie kein zweiter Film des Studios den Dualismus von Natur und Technik und geht besonders einfühlsam auf das Streben der Menschen nach Mehr und die durch denselben vergewaltigte Natur (der Wald) ein. Dabei vermeidet der Film klare Positionierungen, die einzige ist ganz im ostasiatischen Wertekontext zu sehen und beschreibt den Zusammenhang von allem. So haben auch der Wald und seine Bewohner ihre schlechten Seiten, während auch jeder noch so dreiste Bösewicht geliebt werden kann. Ein wunderbarer Ökofilm ohne wirklich Öko sein zu müssen.
Das wandelnde Schloss (2004):
Die Geschichte dieses Films dreht sich um eine arme Hutmacherin und einen mystischen Prinzen und ein laufendes Schloss und überhaupt um 'ne ganze Menge Magie und Zauberei. Haupthandlungsstrang ist der Weg der durch einen Fluch um viele Jahre gealterten Hutmacherin ihr Leben zurück zu erlangen, nebenbei erfährt man einiges über den Krieg und die putzigen Nebenfiguren wie die hüpfende Vogelscheuche oder das verhexte Feuer machen den Film unglaublich lebendig (hier gibt's 'ne lesenswerte Kritik).
Mein Nachbar Totoro (1988):
Ein schon fast wahnwitzig putziger Film. Einfach alles, von der ersten bis zur letzten Minute, ist niedlich und vereinnahmt durch Unverbrauchtheit, Charme und Liebe. Ohne Vergleich ist für mich die Darstellung der gezeichneten Freudenemotionen, schon der Anblick des Grinsens vom dicken Totoro oder der Hauptfigur lässt viel Freude in Herz des geneigten Zuschauers. Balsam für die Seele und Humor mal ohne Ironie.
Die Chroniken von Erdsee (2006):
Ein etwas anderer Ghiblifilm. Hier spielt die Handlung vollständig in einer Fantasywelt, die Charaktere sind etwas schärfer getrennt, ein wenig kommt der Eindruck auf, sich in einer moralisch in Gut und Böse (wörtlich) geteilten Welt zu befinden, bis am Ende alles in einem actiongeladenen Endkampf mutiert und mittels ultrakitschigem Ende wieder alle Befürchtungen zerstreut werden. Mehr Fantasy und mehr Handlung, aber keinesfalls weniger sehenswert, einzig das unschuldige Element der anderen Filme fehlt ein bisschen.
Soviel nun ersteinmal zu einem für mich absolut zu empfehlenden Studio, um es mit den Worten Totoros zu sagen:
1 Kommentar:
hei georg.
haste dir ja mühe gemacht mit dem beitrag.
ich hab fast alle hier aufgelisteten filme gesehen und mich begeistern sie immer wieder.
leider stoß ich bei vorführungen oft durch bloßes erwähnen von "anime" auf ablehnung. also schluß mit falschen vorurteilen und verzaubern lassen.
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