Schmetterling und Taucherglocke
Gestern sah ich im Kino einen Film, der mich, wie seit langer Zeit nicht mehr erlebt, unglaublich begeistern konnte. "Schmetterling und Taucherglocke" ist ein französischer Film des amerikanischen Malers und Regisseurs Julian Schnabel, in dem die (wahre) Geschichte des Journalisten Jean-Domique Bauby erzählt wird. Dieser erleidet im Alter von 43 Jahren einen Schlaganfall und kann fortan nur noch ein Auge bewegen, ist aber geistig vollkommen wach und aufnahmefähig. Mittels einer wahnwitzig langwierigen Methode (Alphabet aufzählen, einmal Blinzeln für Ja, zweimal für Nein) wird es ihm aber möglich, mit der "Außenwelt" zu kommunizieren. Aus dieser Situation heraus schreibt Bauby das Buch "Der Taucheranzug und der Schmetterling", welches gleichzeitig die Basis des Films darstellt.
Besonders bemerkenswert ist die fast schon aufdringlich emotionale Nähe, die der Film zum Zuschauer aufbaut, genauso wie schlichtweg herausragende Szenen und Bilder. In seiner Gesamtheit erarbeitet sich "Schmetterling und Taucherglocke" schließlich eine dermaßen positive und lebensbejahende Perspektive (ohne in irgend einer Weise politische/ethische Antworten zu geben), dass die Rührung am Ende eher Freudentränen als Verzweiflung bedeutet.
Wunderschön sind auch Intro und Abspann des Films. Im Letzteren singt Tom Waits zu im Rückwärtsgang gezeigten Aufnahmen von Gletscherabbrüchen in der Arktis, einen passenderen Ausklang habe ich selten erlebt.
Für mich persönlich auch ein Film mit emotionaler Vorbeladenheit, weil ich während meines Zivis einige Male mit einem zu dieser Zeit schon seit 13 Jahren bis auf die Augen durch einen Schlaganfall vollständig gelähmten Mann in Berührung kam. Auch dieser war geistig vollkommen fit, hatte vor dem Unfall Familie mit Kindern und weilt nun im Reich des Alleinseins nur mit dem eigenen Geist und den diesen durchflutenden Gedanken.
Verweisen möchte ich noch auf zwei tiefer gehende Kritiken (hier + hier) und schließe mit der Empfehlung, sich "Schmetterling und Taucherglocke" auf gar keinen Fall entgehen zu lassen.
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