Shake your Style.

28.03.2009

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In Anlehnung an mattes sein Post und michał hat uns ja auch schon mal einen kleinen Eindruck vermittelt:

Sie ist fast 60m² groß, hat ein Wohnzimmer mit Küche, ein Flur, Klo und zwei Zimmer in denen mein Bruder und ich wohnen. Mein Bruder ist mittlerweile so gut wie ausgezogen, weil er eine andere Wohnung in Freiberg gefunden hat, weshalb wir grad viel Zeit zu zweit verbringen, meine Wohnung und ich.
Gemeinsam sitzen wir dann mit einem Glas kühlen weisen Weines bei guter Musik vorm Aquarium und regen uns über die unnötigen Wartungsarbeiten an der Wohnung auf. Mal kommt der Schornsteinfeger, der die Lüftung abstaubt, mal der Elektriker, der prüft ob alle Steckdosen noch funktionieren, mal der Hausmeister, der die Scharniere der Fenster ölt. Sogar der Schließmechanismus der Tür muss von Innen kontrolliert werden. Beide lachen wir dann ausgiebig über die Sinnlosigkeit der Arbeiten. Dabei freut sich meine Wohnung auch über die Arbeiten, weil ich mir an diesen Tagen meist frei nehme und dadurch den ganzen Tag mit ihr verbringe.
Insgesamt befinden wir uns in unserer Beziehung doch sehr auf Augenhöhe, ich behandle sie nicht wie einen Untertan. Ab und An bringe ich ihr ein Bild mit, mit dem sie sich schmücken kann, oder Blumen, deren Duft die Räume erfüllt. Gerade blüht eine Hyazinthe bei uns. Dafür bewahrt sie meine Bücher für mich auf und hält sonst noch vieles anderes für mich bereit das mir Spass macht.
Zu beklagen hat meine Wohnung nur die oft vorhandene Einsamkeit. Ich biete ihr dann an, sie könne sich gut und gerne ihre Freunde einladen, schließlich teilen wir uns ja den Platz in ihr. Natürlich kann sie das nur tagsüber machen, wenn ich außer Haus bin, denn sonst würden wir uns mit den anderen Wohnungen sicher in die Quere kommen. Einmal wies ich sie auf das Internet hin, das ja ebenfalls immer da ist, mit dem sie sich anfreunden kann. Sie erwiderte nur, es sei ihr doch zu suspekt, worauf mir nichts blieb als ihr zuzustimmen.
Auch ist meine Wohnung in die Wohnung schräg über uns verliebt, nur dass sie sich nicht traut sie anzusprechen. Ich weiß ihr da leider nicht zu helfen, denn wer kennt sich dabei schon aus wie Wohnungen zueinander finden. Doch die Schüchternheit wird wohl daran liegen, dass die Wohnung ihr ganzes Leben hier im Block verbracht hat, noch nie raus gekommen ist. Deshalb sage ich ihr immer wieder sie solle mal ausbrechen, in die große weite Welt hinaus, sich etwas anschaun. Dann wird ihr sicher vieles leichter fallen.
Doch hat meine Wohnung zurzeit auch keine Lust sich um die Wohnung über uns kümmern, weil ich im Juli aus meiner Wohnung ausziehen werde, was sie traurig macht. Zwar zeigt sie es mir nicht, und versucht trotzdem frohen Mutes an meiner Seite zu stehen, aber im Innern weiß ich ganz genau wie sehr sie das trifft.
Und soll ich euch nachwas verraten? Manchmal in der Nacht, im Licht der Straßenlaternen, tanzen meine Wohnung und ich zu gemachem Brazilectro . . .

4 Kommentare:

clem hat gesagt…

wunderschön erzählt!

...ich muss euch beide endlich mal wieder besuchen kommen.

jakob hat gesagt…

du sprichst in fremden zungen! ein gelungenes werk, andre. ich bin gerührt ;-)

georg hat gesagt…

kam mir zwar nie so vor... aber vielleicht, ja vielleicht. wirklich schön

michael matschie hat gesagt…

Ändy sei nicht traurig, du findest eine neue mit der du dich hoffentlich eben so gut verstehst