Shake your Style.

12.08.2009

Das Haus indem ich Wohne


Die Gegend, in der ein 30jähriger vorm Netto liegender Betrunkener, abseits der Gesellschaft Stehender, von Greisen unerwartet fürsorglich gefragt wird, ob er Schmerzen habe, ist eine in der ich jetzt wohne. Ein Haus in dessen Flur eine Liste zur Bestellung der Kohle für den Winter hängt. Eine der zwei zur Wahl stehenden Kohlesorten sei zwar billiger, doch besitzt sie einen nicht so hohen Heizwert, weshalb man die Zweite nehmen sollte. Zu erkennen ist der Heizwert an der Menge der Asche, die im Ofen zurückbleibt. Je mehr zurückbleibt, desto geringer der Heizwert, hat Andreas gesagt. Andreas, einer meiner zwei Mitbewohner. Er ist Experte für holzbefeuerte Boiler, derer einer bei uns im Bad steht. Dieser darf an heißen Tagen nicht angefeuert werden, da sonst der Rauch in die Wohnungen der oberen Etage gedrückt wird. Die Jungs von Obendrüber haben sich noch nicht in die Kohleliste eingetragen, was heute auf dem Flur mit zu bekommen war.
Unter mir wohnt Ben, der Gestern vorbeikahm um sich nach dem Stand der Tomaten auf dem kleinen Balkon vor der Küche zu erkundigen. Dabei hat er Chrisch großen Respekt gezollt. Chrisch, der Bewohner der Eckzimmers mit Fenstern gen Süd und West, der sich ausnahmsweise mal den Fernseher für einige Tage angeschlossen hat, doch nun bis November aufs Dorf zu einer Freundin übergesiedelt ist, hat mir von einem Brand eines der Gebäude der Industriebrache vor den Füßen des Balkons erzählt. Den Brand konnte man wegen der direkt dahinter aufgehenden Sonne leicht übersehen und es sah so aus, als würde die Feuerwehr die Sonne zu löschen versuchen.
Ben, vierzigjähriger langhaariger Lebenskünstler mit zahlreichen Zahnprothesen in den forderen Reihen der Zähne, war nicht so begeistert von Tortoise, über die wir geredet haben, weil sie demnächst ins Beatpol kommen. Christin, von noch weiter drunter, hat ihm einige Stücke von Tortoise gezeigt, mit minderem Erfolg. Chrisch will nächste Woche Tortoise_wegen extra wieder hier her kommen, genau so wie zwei Tage vorher zu ``The whitest boy alive.'' Ben kommt auf die in diesem Frühjahr neu angestrichenen Holzfenster zu sprechen, mit der Bemerkung, das Ziel davon sei einzig eine Mieterhöhung. Aussichtsreich jedoch, da die Farbe bereits wieder abzusplittern beginnt und außerdem die Anzahl der Clubs in der Umgebung in den letzten JAhren von Zwei auf Sieben gestiegen ist. Das Puschkin liegt gerade einen Steinwurf entfernt. Der Blick aufs Puschkin wird heute nur getrübt durch Rauchwolken, die aus der zweiten Etage des Hauses aufsteigen, verursacht durch Mieter die ihren Holzfußboden abschleifen. Der Geruch vom verbrannten Holz steigt uns in die Nase. Chrisch meint, die drunter lebende 80jährige, die stets aus dem Fenster schaut, wird nicht allzu angetan sein davon.
Oben seht ihr noch eine Ansicht der Aussicht, die wir von den zwei Balkonen der Wohnung aus haben. Die Industriebrache und die Elbauen führen beim Ganzen zu einem sehr landschaftlichen Eindruck.

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