Walter Moers
Heute ein kleines Special über einen Autor, auf den ich durch Buchtauschgeschäfte mit Johannes aufmerksam geworden bin.
"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet." (W. Moers, in: Rumo und die Wunder im Dunkeln)
Besonders bewundernswert erscheint mir die Tatsache, dass Walter Moers die Öffentlichkeit scheut wie der Maulwurf zubetonierten Granitfußboden. Dabei ist er durchaus kommerziell erfolgreich, (eher weniger gute) Filme wie "Das kleine Arschloch" und illustrierte Werke drumherum und darüberhinaus sich auf die satirische (und schon deutlich besser gelungene) Diffamierung Adolf Hitlers beziehende Bücherleins mit selbergemalten Comics dürften recht bekannt sein. Auch die beliebte Fernsehserie über den Käptn Blaubär und seine Lügengeschichten ist auf seinem Mist gewachsen und einmal war ein Moerssches Produkt gar in den deutschen Musikcharts, welch eine Auszeichnung:
Doch weitaus anspruchsvoller und auch besser, weil schlichtweg wundervoll, sind seine Romane über Zamonien. Zamonien ist ein bunter Kontinent, auf dem es heiß hergeht. Auch ist er nicht real, wie z.B. Australien, sondern ein Fantasieprodukt (uhh). In den Büchern "Die 13einhalb Leben des Käpt'n Blaubär", "Ensel und Krete", "Rumo und die Wunder im Dunkeln", "Die Stadt der träumenden Bücher" und "Der Schrecksenmeister" erleben die liebevoll skizzierten Charaktere haarsträubende Abenteuer, so muss bspw. Rumo, ein Wolpertinger, gegen die kupfernen Kerle kämpfen oder Hildgunst von Mythenmetz sich mit eklatant lebendigen Büchern herumschlagen. Vor allem aber die Vielzahl an Ereignissen und die bemerkenswert kreativen Handlungsstränge überzeugen. Herausragendes Merkmal sämtlicher Werke sind die wunderschönen Zeichnungen, und auch Schriftartenwechsel und unterschiedliche Wortgrößen gehören zum Genuss beim Lesen. Inhaltlich sind der Großteil der Geschichten beste Fantasykost mit 99% aberwitzigen Abschweifungen, so dass manch einer sie für erstklassige Parodien auf so manch einen Fantasyklassiker wie "Herr der Ringe" oder andere verstehen mag. Dies halte ich weitgehend für zu kurz gegriffen, denn Moers gelingt auf erstaunliche Weise der Spagat zwischen "Nicht ernst genommen werden wollen" und "ernsthafter Erzählung", was zu einer absoluten Eigenständigkeit führt und dem Leser viele Stündeleins bester Unterhaltung mit Tiefe beschert.
"Ordnungsliebe, saubere Straßen, Uniformen, Blasmusik? Das sind doch alles Merkmale politisch zweifelhafter Ideen, ängstlich bemäntelt mit nationalkonservativem Gehabe. Es war immer schon das Erkennungszeichen reaktionärer Politik, wenn ihre Repräsentanten die Wald- und Wiesenfreunde markieren. " (W. Moers, in: Ensel und Krete)
Wem meine Ode so ein bisserl Lust gemacht hat, dem empfehle ich v.a. "Die Stadt der träumenden Bücher" als Einstieg, wobei es prinzipiell egal ist. Eine gute Übersicht zu Autor und Werk findet sich schließlich hier.
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