Shake your Style.

04.01.2009

Auf Sachsens Pisten ist die Hölle los

Keine drei Tage ist es her, da verunglückte der thüringische Ministerpräsident und, offiziell nur noch ehemalige, Kreationist und poitisches Trampeltier, Dieter Althaus, dermaßen tragisch auf der Schipiste beim Schifahren, dass dabei eine Frau ihr Leben verlor und er selber scheinbar nur knapp davongekommen ist. Dies passiert in Österreich andauernd, 20mal in der letzten Saison. Nich schön, aber gehört offenbar dazu.

Keine zwei Tage ist es her, da beginnen sich die öffentlichen Medien mit Druckerpatronen auf Zeitungspapier und mit Kamera und Satellit und Co promt einen auf die story runter zu holen, schlimmer, sie hören gar nicht mehr auf mit ihrer Masturbationsorgie und dies treibt wie eh und jeh und immer Auswüchse der wunderlichsten Art. Abgesehen vom privaten Unglück und dem unerträglichen Zustand, dass die Beteiligten von einem unersättlichen Schwarm Dreckmaden ausgesaugt werden bis sie nichts mehr hergeben, ich habe selten hautnah soviel mediale Plumpheit erlebt. Nicht nur, dass 'Bild am So' heut groß und breit und als alleinigen Titelkracher die Geschichte zum hundertsten Mal wiederkäute und mit Fotos nicht geizte, nein, 'Mopo am So' setzte einen drauf und schaffte doch tatsächlich dermaßen wahnwitzig gehirnverbrannt den Umkehrschluss zu den erschreckenden Umstände auf Sachsens Schipisten, natürlich hitverdächtig auf Seite 1 platziert. Ich check's nich. Wie geht das, wie kann man mir das antun, so 'nen Scheiß verkaufen zu müssen. Hilfe, das gibt's doch gar nicht, das lesen Leute, Menschen!!! Sowas vollkommen, also absolut hundertprozentig idiotisches, sinnloses, ne, das hatten bisher selbst diese Schundblätter nicht fertiggebracht. Na gut, ganz bestimmt, aber wenn man die Dinger nich liest... Deshalb umso mehr:

Nein Nein Nein, ich sag Nein. Zu diesen Eiterpickeln menschlicher Entwicklung, zu diesen Brandblasen der öffentlichen Kommunikation. Ich hasse euch, scherrt euch zum Teufel, Bild und Mopo und RTL und Stern und das ganz Pack, lasst die Welt in Frieden.

1 Kommentar:

gilbert hat gesagt…

Oooh ja, „ich“ weiß, „ich“ dürfte hier eigentlich nix hineinschreiben, denn angemeldet bin „ich“ nicht, da dies -vollkommen richtig- kein Blog für jeden Dahergelaufenen sein soll und darf. Dennoch möchte „ich“ in dieser Minute nicht als Gilbert, sondern als seine Freundin Katja, etwas mit meinem Senf würzen und noch mehr in die Suppe geben.
Denn "ich" bin vollkommen deiner Meinung, Georg. Es handelt sich hierbei um Übertreibung von Unkenntnis und realitätsfremde Spekulationen, was somit gerade spannend genug für die „Leser“ (oder BILDchen-Angucker ;) ) ist.

Es war an einem Sonntag, als „ich“ mit meinem Vati im Auto saß und auf dem Weg zu einer der sächsischen Skipisten war. Voller Vorfreude, mit einer weihnachtlichen Spiegel-Reflex-Kamera in der Hand und die Landschaft mit etwas Anfängerglück geschickt einzufangen versuchend und den Deutschlandfunk im Hintergrund laufend... „…ein tragischer Skiunfall ereignete sich am gestrigen Tage… thüringischer Ministerpräsident Althaus…“ – Radio AUS. „Achso, ja, er hat sich wohl echt schwer verletzt, trotz dass er `nen Helm trug“ –
„Vatiii, nicht jetzt. Nicht bevor ‚ich’ auf den Hang gehe, will ‚ich’ so etwas hören.“
Und, ging das gut? Wo es doch zu diesem Zeitpunkt gewiss schon in der BILD stand?
Hmmm, seltsamerweise schon. Haben sich die Skifahrer darüber unterhalten? Nein. Denn diese Personen kennen (wie du, Georg) die österreichischen Hänge. Sie kennen die Gefahren des Skifahrens, sie wissen, wie schnell sich ein Sturz ereignen kann, und wie häufig diese glimpflich ausgehen. Es sind eher die Unwissenden, die plötzlich Angst haben. Es sind die Sofa-Hocker, die jetzt sagen: „Siehste, es is saugefährlich, dieses Runterbrettern da… Kann ja wohl ni möööchlich sein!“
Trifft dies nicht überall zu? Bleiben wir beim Sport - ein Beispiel aus meiner Kindheit: Meine Oma kam jeden zweiten Monat mit einem Artikel an: „Guck, schon wieder ein Querschnittsgelähmter nach einem Reitunfall.“ „Und hier hat ein Pferd den Menschen blutig gebissen.“ „Und…“ „Ich“ reite schon seit 15 Jahren – toi, toi, toi – querschnittsgelähmt? Tragische Unglücke? Nein.

In der Boulevardpresse wird häufig von außen beurteilt (gezwungenermaßen, da die Journalisten ja nicht alles wissen und kennen), ohne einen wirklichen Einblick bieten zu können. Jegliche Informationen werden zur Superlative getrieben, damit es eine große Leserschaft erreicht. Und die Mixtur aus der Übertreibung des falschen Wissens verursacht eine Wut in dem Bauch der Menschen, die noch den Mut besitzen und sich die Arbeit machen, vorgekaute Informationen, Fakten und Beurteilungen anzuzweifeln.
Und hierbei möchte „ich“ abschließend auf die „großartigen“ Diskussionen über die achso schreckliche Gentechnik verweisen, welche größtenteils nur von Journalisten, jedoch nicht von Wissenschaftlern angestachelt wurde. Die Wissenschaftler besitzen die Kenntnis über die wahren Fakten, nicht jedoch die Gabe, es gleichzeitig einfach, wie ausreichend exakt erklärend und dabei interessant für den BILD-Leser darzustellen und somit endlich einen angemessenen Gegenpart zu bilden. Eine Minderheit der Wissenschaftsjournalisten versucht, dieses Ziel zu erreichen. Sind aber jemals im RTL, PRO 7 etc. positive Nachrichten über „Gen-Food“ aufgetaucht??

Hilft es also, sich aufzuregen? Der richtige Weg wäre, aufzuklären. Und hierbei kann man ganz einfach bei allen Freunden/Verwandten/Bekannten beginnen, welche sich über den schrecklichen Skiunfall aufregen. Ihnen kann man erklären, dass Herzkrankheiten die häufigste Todesursache ist und dass man bei Bewegung wesentlich glücklicher und gesünder lebt, als daheim in Watte eingepackt.
Denn die meisten Menschen sterben bekanntlich im Bett…