Shake your Style.

19.01.2009

scheitern deluxe

Ow man, war das ein Wochenende, geprägt von Verzweiflung, Konfrontation und letztendlich auch Erkenntnis. Samstags früh wollte ich vollkommen desillusioniert nicht aufstehen, keine Minute des Tages mit mir selbst verbringen, weil ich wirklich nicht wusste was mir der Tag bringen soll, außer dass alles nur noch schlimmer wird, Lösungen nicht möglich sind. Sämtlichen Mut hatte ich verloren.
Eingeleitet wurde der Zustand durch Scheitern an der Uni. Hatte ein unerkannten Fehler in meinem Programm, dass ich für meine Diplomarbeit schreibe, und habe bereits Tage der Woche zuvor erfolglos damit verbracht den Fehler zu finden, genauso wie die gesamte letzte Woche. Es hat einfach kein Spaß mehr gemacht, mich vor meinen PC zu setzten, jede Minute war ein Qual, stets den gleichen Vorgang wiederholend, der zahlreiche Male davor bereits erfolglos blieb. Habe ich mir die Situation vor Augen geführt in der ich mich befand; in einem neutralen Arbeitszimmer, als Arbeitsmittel ein Rechner mit Tastatur zur Verwirklichung des Gedachten, wobei ich mich vor den Gedanken ekelte denn es ist egal ob ich's mir denke oder nicht, weiße Blätter um mich verteilt, mit Inhalten beschriftet die mir in dem Moment absolut nichts bedeuteten und trotzdem benutzt werden mussten, denn ich hänge vom Erfolg das Projekts auf Gedeih und Verderben ab; konnte ich nur die Hände vor meinem Kopf zusammenschlagen. Diese Frustration im Zusammenhang mit dem Fakt, dass diese Arbeit es ist die in meinem Leben die meiste Zeit in Anspruch nimmt, einen Großteil meines Hirnschmalzes verbraucht, zur Gestaltung des übrigen Tages mich lähmt, hat mich in eine tiefgehende Sinnkrise gestürzt, mir vor Augen geführt wie mir ein langfristiges Ziel, von dem Erfüllung zu erwarten ist, das gegebenenfalls solche schwere Phasen kompensieren kann, fehlt. Die Frage nach dem hohen Ziel kommt der Frage nach dem Sinn des Lebens gleich, und jeder wies, dass diese nicht zu beantworten ist. Trotzdem hat es dieses aufgeworfene Fragezeichen geschafft, mir die übrigen Freuden meines Daseins, die größtenteils kurzweilig sind doch dennoch den Rest des Tages füllen, zu verleiden, mir die Nichtigkeit der Tätigkeiten in Bezug auf das was einem wirklich etwas gibt, auf das man am Ende seines Lebens mit Genugtuung zurückblicken kann, klar gemacht.
Alle Vernunft hat nicht geholfen, dieses dermaßen betrübende Gefühl von Abscheu gegenüber sich selbst und seinem Schaffen zu überwinden. Am Freitag ging ich nicht an die Uni, konnte im üblichen Alltag der sich bei freier Zeit ergibt nichts finden was über die Bredouille hinwegzukommen mir half, was mich noch mehr deprimierte, denn nun lief es nachgewiesenermaßen nicht nur an der Uni sondern auch Zuhause nicht. Ich sah nicht nur, dass ich kein hohes Ziel habe, sondern auch, das was ich mache es nicht ist, was mich in diesem Punkt glücklich macht, einen eigentlich eher davon abhält sein wahres Glück zu finden. Musik hören war scheiße, ein Buch zu lesen war scheiße, sich Gedanken über abgefahrenes Zeug zu machen war scheiße, und, und, und. Sich an Ort und Stelle hinlegen, das wollte ich, liegen bleiben und zu warten, bis irgendwer kommt der einen von allem erlöst. So vollständig keine Kraft mehr. Glücklicherweise hatte ich am Nachmittag bereits eine Verabredung, die mich über den verbleibenden Tag brachte, angenehm ablenkte von mir, einer Phantom. Am Samstag gab ich mich nach diesem tottraurigem Aufwachen resignierend meinem Schicksal hin, nahm etwas Nahrung zu mir, denn mehr war es für mich nicht, ging mechanisch Wäsche waschen, einkaufen. Vollkommen Dumm, im Wissen das auch alles höhere einem nicht mehr geben kann, doch auch trübselig über das Fehlende. Zu schauen ob die Wäsche bereits trocken war damit ich sie zusammenlegen kann, gab mir was für was es sich weiterzumachen lohnte. In der Zeit die noch blieb floh ich vor mir, ging in die Stadt paar Rohlinge besorgen, glücklich darüber denn Bus verpasst zu haben, denn das waren 10 Minuten weniger Daheim mit mir selbst, nur nicht wieder ins Grübeln geraten.
Und dennoch, trotz dieser depressiven Phase, in der ich im Laufe einer Woche allen Wert dessen dem ich nachgehe in unzählige Stücke zerspringen sah, hab ich es doch irgendwie geschafft aus diesem Loch zu kommen. Denn, jetzt kommt der wichtige teil, es gibt eben einen Unterschied zwischen Einkaufen, und einer CD die man für einen einem nahestehenden Menschen brennt; Wäschewaschen, und einem Telefonat mit Mattes; dem Elektronikgeschäft, und Freunden die sich nach einem Erkundigen, zu denen man gehen kann; einer Schüssel Kornflakes und seinen Eltern, mit denen ich nach einmonatiger Funkstille heut zum ersten mal wieder gesprochen hab; zwischen Busfahren, Müll Rausbringen, Abwaschen und Musik, Büchern, Denken; ja, sogar zwischen liegen bleiben und Arbeiten gehen. Diesen Unterschied habe ich ohne an ihn zu glauben in den letzten zwei Tagen zu spüren bekommen, indem ich einfach handelte, mich mir gestellt hab, und nach jedem Stück ging es mir besser, bis zur Perfektion im jetzigen Augenblick. Vertrauen in sich selber, auch wenn es anders scheint macht sich bezahlt. Absoluten Stillstand gegen pure Lebensfreude eingetauscht, durchs Machen. Einfach aus dem Arsch komm lautet die Devise, und es lohnt sich. Selbstkritik, Reflektion, sich in frage Stellen, sind Vorgänge die einem den Boden unter den Füßen entziehen können, ziemlich brutal sogar. Manchmal verstellt das Denken einem die wahre Sicht auf die Dinge, doch es ermöglicht einem auch Erkenntnis, die Analyse eines Problems, was es zwar nicht beseitigt, eher noch näher an einen heranträgt, doch man kann lernen damit umzugehen, und dadurch mit sich ins reine kommen, ein gründlicheres Leben führen als zuvor. Depression muss sein, denn daran wächst man. Die Frage nach dem höheren Sinn erscheint mir neben Unbeantwotbarkeit mittlerweile wieder Irrelevant.
Was ich erfahren hab, ist das Scheitern durchs Denken, aber auch das Aufstehen, durch intuitives Handeln, das zu großen Teilen, aber nicht nur, im Denken gründet. Zu Denken ist nicht alles, genauso wie stupides vor sich hin Vegetiern nicht alles ist.

Naja, und bevor ich mich hier noch in weiteren Phrasendrescherein verliere mach ich jetzt Schluss, auch wenn ein abschließend kluger Satz mir nicht einfällt. Wir machen schon was Richtiges!

1 Kommentar:

georg hat gesagt…

Alter Schwede und man o man. Mich freut der positive Schluss, mich stört etwas deine Schwarz-Weiß-Sicht. Trotzdem danke für den Einblick!