Keith Haring
Sicher ist euch schon mal eine dieser Zeichnungen begegnet. Diese sind das Markenzeichen des bereits verstorbenen NewYorkers. Seine Bilder sind durch stilistische Einfachheit gekennzeichnet. Meist trifft man auf eine durchgehende Linie konstanter Dicke mit flächigem Farbauftrag. Auf Schatten oder sonstige Akzentuierung im Detail wird verzichtet, die Bilder sind schnell zu fassen.
Die Aussage kommt mit dem Dargestellten. Figuren ohne Gesichtsausdruck senden über ihre Körperhaltung eine Botschaft aus, wobei die Haltung entweder als Reaktion auf die Umgebung eingenommen wird, oder als Selbstzweck um die Stimmung die zu dieser Haltung führt zu betonen oder um die Mitteilung dieser zu unterstreichen. Sein Radiant Baby stellt etwa die „reinste und positivste Erfahrung im menschlichen Lebens dar.“ Der Strahlenkranz ist dabei nicht als Radioaktivität zu deuten sondern eher als als eine Art Lebensenergie wie Freude. Doch selbst die inhaltliche Deutung wird vom Schöpfer meist unbestimmt gelassen:
„Ich möchte Kunst machen, die von so vielen Individuen wie möglich erlebt und erkundet werden kann mit ebenso vielen individuelle verschiedenen Ideen zu einem bestimmten Werk, ohne dass ein Sinn endgültig festgelegt wird. Der Betrachter gibt dem Werk seine Wirklichkeit, seine Konzeption und Bedeutung. Ich bin nur der Mittelsmann, der versucht, die Ideen zusammenzubringen.“Den Weg in die Kunstgeschichte fand er dabei nicht wie üblich durch Ausstellungen in Galerien und Profilierung im Kunstbizz. Es ergab sich eher nebenbei.
„Kunst lebt durch die Fantasie der Leute, die sie betrachten.“
Keith verwirklichte sich auf der Straße, war Bestandteil der alternativen Szene, in deren Clubs er seine ersten Ausstellungen hatte und auch welche organisierte. Er sympathisierte stark mit der aufkommenden Graffitibewegung, tagte und kooperierte mit Writern, konnte sich aber auch hier nicht mit dem üblichen expressiven Weg anfreunden.
"The whole thing that I had been following consistently since I had got to the scene two years before..., watching the trains, watching the graffiti on the trains while wanting to participate but not knowing exactly how. Not wanting to go and do my signature, not trying to emulate the way they were doing the pop cartoon thing, but knowing, being respectful of it and wanting to participate and be part of it...“Seinen Platz in der urbanen Kultur fand er in den Wartehallen der U-Bahn auf mit schwarzen Papierbögen überklebten alten Werbeplakaten. Die „subway drawings“ genannten Kreidezeichnungen sind seinen früheren Bildern sehr ähnlich, wobei die einfache Fassbarkeit dieser dem hektischen Treiben in der U-Bahn zugute kommt.
Den besonderen Reiz beim Malen auf diesem Medium übte auf ihn die Möglichkeit der Interaktion mit den daneben stehenden Plakaten aus, als auch der Kontakt mit den Passanten, die ihn beim Malen beobachteten und oft vor Ort mit ihm diskutierten. Inhaltlich beschäftigte er sich dabei, wie sonst auch, mit dem Einfluss der Medien, Religion, Rassenkonflikten, Liebe, Freude, Sex, Homosexualität, Drogen und dem Electric Boogie -->
Die Komplexität der Themen lässt sich nicht durch seinen Zeichenstil vermuten, und in der tat zieht man oft den falschen Schluss, seine Werke seien vorrangig für Kinder. Doch mit der Zeit gestalteten sich seine Bilder in der Art des Zeichnens ebenfalls verzwickter. Nicht zuletzt durch die Diagnose von AIDS, an der er 31-Jährig erlag, gewinnen seine Bilder an gestalterischer Tiefe.
Mich fasziniert dieser Typ von Künstler besonders weil seine Aussagen extrem Bodenständig und Authentisch erscheinen, und meist die Probleme des 'kleinen Mannes' thematisiert werden. Es scheint mir, er hat nie den Bezug zur Realität verloren. Eindruck macht auf mich auch die extreme Lebensfreude die er an den Tag legt, und die Wertschätzung der kleinen Dinge im Leben.
Wer mehr über Ihn und trotz seinen kurzen Lebens doch sehr vielfältiges Schaffen erfahren will, besonders über das welches über seine Jugend hinaus geht und hier etwas kurz kommt, kann sich auf diesen 2 Seiten einen umfassenderen Eindruck verschaffen:
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