Shake your Style.

17.01.2009

Kunst und Politik

Vor drei Tagen wurde im Foyer des EU-Ratsgebäudes die Installation "Entropa" des tschechischen Künstlers David Cerny enthüllt. Hier ein paar Bilder, mehr gibt's hier:




So eine bekloppte Idee aber auch: Da beauftragt der Rat die momentane tschechische Ratspräsidentschaft, 'nen Künstler aufzutreiben, der mal eben Europa illustriert. Für den geneigten Betrachter am besten als platte Klischeebombe, aber bitteschön: nett. Nun, das scheint dann wohl ein bisschen danebengegangen zu sein, offensichtlich waren da sowohl Auftraggeber, als auch die tschechische Regierung ein wenig blauäugig, zumal Cerny nicht als folgsamer Geselle gilt. Man beachte bspw. das deutsche Autobahnhakenkreuz oder Polen als katholischen Priesterauflauf, garniert mit 'ner Schwulenfahne. Auch Italien als einziges Fußballfeld, uhhh. Konkreter wird's allerdings bei Spanien (Betonwüste). Wie ich kürzlich erfahren habe, sind über 80Prozent der spanischen Küste mit größtenteils riesigen Fekalhotels verbaut, bei ca. 3Mio. leerstehenden Wohnungen im Land. Jetzt hängt die Immobilienblase also auch in Brüssel an der Wand.

Über den künstlerischen Wert lässt sich streiten oder nicht, weit scheint es mir damit jedenfalls nicht her zu sein. Ist aber auch egal, weil Provokation belebt das Geschäft und dass die stets um ihre Außenwirkung besorgten Politiker mal wieder in Entrüstungsstürmen verbalen Amok laufen, ist in diesem Fall durchaus belustigend. Schöne Kurzweil mit ernüchterndem Nachgeschmack, Cerny hat sich vorgestern nicht nur entschuldigt, sondern auch Änderungen am Werk angeboten. Dies führt uns augenscheinlich zu dem Ergebnis: Kunst< Politik, alles beim Alten und wir können beruhigt schlafen gehen.

2 Kommentare:

christin hat gesagt…

Zum Thema spanische Betonwüsten und wie Geld investiert wird, kann ich nur diesen Film: http://letsmakemoney.de/
empfehlen.
Er erklärt weniger als ich mir damals erhofft hatte, gibt aber beeindruckende Informationen.

mattes hat gesagt…

Die Idee mit der Plastikumrahmung als Zusammenhaltsdarstellung, wie wir sie sonst nur von Bausätzen für Kriegsschiffe oder Kampfjets kennen, find ich trotz der schwach dargestellten Bausteine recht amüsant...

Und zum Thema Kunst kleiner Politik:
Man sollte nicht den Fehler machen Kunst in irgendeiner Art und Weise von Politik zu trennen...auch du lieber Georg wirst dies eines Tages einsehen müssen, zumal die Politik eine ebenso brotlose Kunst ist wie selbige...