Shake your Style.

27.01.2008

Web3.0 - ich kann nicht mehr!

Wer beobachtet eigentlich die Geschichte des Internets und wann wird das Abiturthema? Ganz vorlaut behaupte ich - niemals!, weil der Umgang den meisten älteren Menschen und vielen meiner Freunde, wie ich glaube, noch immer nicht ganz geheuer ist und somit eine Beobachtung ihres eigenen Surfverhaltens nur schwer möglich ist, getreu dem Schlafzimmermotto, im Dunkeln sich nicht selber beobachten zu können – und ich meine, der Großteil tappt im Dunkeln des WWW oder zumindest auf den pornographischen Sachen die immer noch 70% allen http-Verkehrs ausmachen sollen. Regelmäßig fühle ich mich als Opfer des omnipräsenten Skype-Begrüßungsterrors, oder des Myspace/StudiVz/Discogs-Link-Wahnsinns, ganz abzusehen von dem Präsentationswahnsinn mancher Profile - auf welchen Plattformen auch immer (die zu meiner Schande oft als schlechte Unterhaltung missbraucht werden). Doch so richtig in meiner Meinung überzeugte mich die Frage eines gleichaltrigen Vielsurfers, was denn diese Antispamabfragen in Studivz, meinetwegen auch in Facebook oder MisterWong, oder wer weiß wo sich die Leute noch so rumtreiben, sollen? Als wir den Begriff Web 2.0 dann geklärt hatten, war ich überzeugt: keiner mag Verstehen warum für solche Seiten Milliardenbeträge verschleudert werden und welch immenses Werbepotential in ihnen steckt, - zugegeben ich auch nicht. Soweit der Aufreger, doch es kommt schlimmer!


Wochenende. Ich kam, um zu speisen wie Fürst Metternich und um die Elternfraktion von meiner wahrhaftigen Existenz zu überzeugen, doch es regnete und der Sonntag wurde nicht das was ich von ihm erwarte - mal wieder. Mein heimisches Dasein beschränkt sich also auf „hilfst du mir mit der neuen Firewall, ich bin da irgendwie nicht weitergekommen“ - praktisch: jemand versucht Zonealarm zu installieren „weil da kommt immer so eine Nachricht von einer neuen Version , die ich nicht wegklicken kann“ und ganz klar: „ ich bekomme unten immer solche Meldungen“ - heißt: Version X gibt es nur als Downstreaminstallation, wozu eine Internetverbindung nötig ist, doch so weit reicht der Verstand der Elternfraktion nicht. Schonungslos wird jeder gut gemeinte Sicherheitshinweis mit einem „klick auf X“ quittiert. Nun aber meinte ich noch den Seelenstriptease meines 11 jährigen Bruders im Schülervz erwähnen zu müssen, und bitte meine Mutter doch erzieherisch tätig zu werden, damit Brüderchen mit seinem jungfräulichem Informatikunterricht nicht so auf die Fresse fliegt wie ich meiner Zeit mit meinem gefährlichem Bravo-Halbwissen - 2 Stunden später: meine Mutter meint nun zu wissen worum es bei „social networking“ geht, will Brüderchen den umgang dennoch untersagen, resigniert gebe ich auf das web2.0 zu erklären.


„Herr Flath nun stellen sie sich vor sie stehen vor einer Klasse Vierzehnjähriger, und keiner weiß ob nach neuer Rechtschreibung vor einem „und“ die Kommasetzung fakultativ oder oligatorisch ist, doch schon im nächsten Moment fragt sie ein kleiner Kosmonaut der letzten Reihe, wie denn das nun mit dem Metadaten im semantischen Internet funktioniere?“ und es passiert was mich immer schon als dumpfes Gefühl beschlich: - Setzen 6! Herr Bildungsminister!“


Ab heute - habe ich mir geschworen nie wieder Begriffe wie Dot.com, Killerapplikation und Web X.0 ... zu verwenden, ich bin mir der Überheblichkeit dieser Bergriffe bewusst, doch ich will mich auch nicht schämen müssen, sollte mir es mal entweichen wie heiße Luft, und schon lange nicht vor Disketten- und CD-Verwechslern. Daher mein Wunsch an Frau Shavan: Aufklärung nicht nur im Geschichts und Biologieunterricht! Wir brauchen Soziologie! Oh - my lovely limbic system - das gibt es doch gar nicht in Sachsen!


Berners-Lee soll der Kopf abfaulen!


9 Kommentare:

michael matschie hat gesagt…

Bei dem Begriff Web2.0 denke ich irgendwie an zwei schnittige und durchgestylete WErbefachmänner die in etwa folgenden Gedankengang haben:
#1: "Wie nennen wir nur diese neuen Websiten auf denen jeder machen kann was er will?"
#2: "Naja diese Seiten sind schon irgendwie anderes, oder nicht. Sie machen Spass, sind aber nicht new economy."
#1: "ja so einen Art zweite Version von schonmal dagewesen"
#2: "hey wir nennen es web2.0"

clem hat gesagt…

Genau...das teuflische daran ist, dass der Begriff sich durch seine Unbestimmtheit einfach alle Entwicklungen zueigen machen darf.

Da fällt mir ein, dass ich letzte Woche erfahren habe, wie fetzig es ist, einen Brief (mit der Hand) zu schreiben. Man muss nur die Hemmschwelle des Anfangens überwinden. Schon das verdutzte Gesicht des Empfängers über die historische Kuriosität im Briefkasten scheint es wert.

jakob hat gesagt…

clemnes, wie recht du hast! es ist mir inzwischen auch zum hobby mit überreschungsmoment geworden: immer wieder sitzt man mal in der bibliothek und mag die seiten nicht so recht verschlingen: edding raus, karteikerte bekritzelt, bisher unbenutzte adresse drauf, und ein zwei wochen später ist man überrascht zu was für netten antworten menschen immer mal fähig sind! ich habe noch hoffnung, dass das eines tages zur hippen sache wird genauso wie schwarz/weiß-fotografie! und mit dem neuen postgesetz, hoffe ich, fällt der preis unter 19 cent - damit wäre das letzte schlechte argument usgeräumt, yeah!

Ändy hat gesagt…

richtig so, ein nörgler mehr in unsrer runde.

georg hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
georg hat gesagt…

Allerdings, doch deshalb erst recht weri wälkömm tu dis block jakub

www is doof

Christoph hat gesagt…

wenn man fern der heimat ist, steckt man immer in der zwickmühle:

will man den, und vor allem der geliebten zu hause, schnell bescheid geben wie es einem ergeht

oder

will man ein stück von sich selbst mit den lieben grüßen auf den langen weg über kanäle und seen schicken.


das erste is super, und in zeiten der globalisierten welt, mit web1-3.0 skype und co., sogar billig, und einfach zu bewerkstelligen.

doch nicht nur die vorratsdatenspeicherung rät vielleicht zum anderen, nein auch die faszination für die logistik des horn-vereins, welche bewirkt, dass ein brief der abends um 18.10uhr an einem beliebigen briefkasten in deutschland eingeworfen wird, bereits am nächsten morgen um 6.10 sortiert für unsere liebsten mindestlohnempfänger bereit liegt und dann im laufe des vormittags seinen bestimmungsort erreicht.

hach, ich liebe einfach das gefühl morgens vom briefschlitz-klappern an unserer wohnungstür (direkt neben meinem zimmer) geweckt zu werden.

und by the way: ein hoch auf den liebesbrief!!!!

georg hat gesagt…

Dazu sehr passend bin ich heute einmal mehr und dennoch völlig überraschender Weise, stolzer Empfänger einer wohl gar feinen, wenn auch dank der Sauklaue des Verschickers ein weniglich schlecht lesbaren, so doch lieb gemeinten Postkarte geworden.

clem hat gesagt…

web 2.0 is us/ing us