Shake your Style.

28.01.2008

Salve Busfahrer


Zu einer der grazilsten erfahrebaren Gebärden meines Alltages zählt der Busfahrergruß. Stets bin ich erstaunt über die Elegance mit welcher man derart simpler Geste soviel überschäumende Schönheit verleihen kann. Ausgangspunkt bildet die Grundstellung des Massentransportmitteldirigenten im weinroten Baumwollpullover. Sobald im Blickfeld des Gleichen ein Vehikel ähnlicher Fasson wie des von ihm geführten wahrzunehmen ist, von dem zu vermuten ist, dass sich ein Berufskolleg in diesem befindet, geht er nun nicht in "Hab Acht!"-Stellung , sondern bleibt völlig unbeeindruckt und cool sozusagen. Auch versucht er sich nicht einen besonders lässigen Eindruck zu geben, der Konsequenz der verschmähenden Lächerlichkeit dieses Verhaltens durchaus aber unbewusst, denn die Intuition der richtigen Attitüde ist es die ihn auszeichnet. Bis zur Ausführung des Grußrituals verweilt er in dieser Art. Ist sein Gegenüber ihm dann nah genug um die Maßnahme in die Wege leiten zu können, ohne der Gefahr des Nichterkennens durch den noch hypothetischen Empfänger ausgesetzt zu sein, hebt er seine linke Hand in die Höhe mit gleichzeitiger Verformung der Besagten zur nonchalant, dennoch akkurat, geballter Faust und gerade gestrecktem Zeigefinger. Dabei erfolgt die Vergewisserung vom sicher ausbleibenden Fehlschlag, welcher eine Wiederholung und somit Uncoolnes zu Folge hätte, betont nicht-Aktiv durch den Vollstrecker sondern instinktiv. Auch vollzieht sich der Übergang vom Passivus zum Agus nicht abrupt, sondern ansatzlos ununterscheidbar und gleitend. In der vollkommenen Ausbildung der Hand zum Honneurtorso angelangt, beschreibt sie nun eine kaum wahrzunehmende vertikal ausgerichtete Kreisbahn, gefolgt von einem kecken Vorstoß in die Endposition. Hier gelangt der Akt gleichsam zu voller Blüte in Anmut und Beauté. Man meint einen kleinen knisternden stromschlaggleichenden Impuls in Richtung Adressat wahrzunehmen gefolgt von einem Moment der Stille und Stillstandes in welchem aller Raum im Glanz der Glorie zu erstrahlen scheint. Unendlich Schnell vor kommt einem dann die wieder zu drehen einsetztende Welt, schwelgend in herrlichsten Erinnerungen.

Später wenn ich mal groß bin möchte ich auch Busfahrer werden. Besonders Nachts würde ich sicherlich angesichts der Romantik dahin schmelzen.

4 Kommentare:

georg hat gesagt…

Eine wahre Odé an einen oft missverstandenen Beruf. Ich fahre gerne Bus.

clem hat gesagt…

Ich auch, das hat sowas von Wandertag.

Christoph hat gesagt…

Mensch Ändi!
Das errinnert mich doch an zwei alte Theorien die ich während meiner Schultage in diversen Busfahrten (mind. 2 mal täglich) mir durchdacht habe, aber nie zu Ende verfolgt habe, bzw. der Falsifikation gestellt. Zu der damaligen Zeit kam es im Schlussschluss-Bautzen durchaus häufig vor, dass sich Busfahrer begegnet sind, und das von dir so wundervoll beschriebene Ritual durchgeführt haben. Nicht selten kam es dabei meiner Meinung nach zu gezielten Regelmäßigkeiten in den Grußzeichen, die im Folgenden Gegentstand evtl. gemeinsamer Überlegungen werden könnten.

Zu den Grußzeichen an sich, habe ich nämlich 2 Theorien:

1. die Einfachere, wenn gleich unwahrscheinlichere
JEDER BUSFAHRER HAT SEIN EIGENES GRUßZEICHEN.
Bei den häufig wechselnden Busfahrern meiner geliebten Linie 180 habe ich beobachten können, dass es verschiedene Grußzeichen gibt. In Anbetracht, der beträchtlichen Menge an Busfahrern auf der Welt, ist es aber nahezu unwahrscheinlich, dass es wirklich ein spezielles Zeichen für jeden gibt. Wenngleich mich dabei allerdings die Idee einer Globalen-Busfahrer-Grußzeichen-Organisation
(GBGO) der jeder Busfahrer bei Erhalt seines D1- oder D-Führerscheins automatisch betritt und dann per Video-Post (Mail oder E-Mail). Sein ganz persönliches Grußzeichen-Lehrvideo zugeschickt bekommt.

2. Aber nun zur Zweiten Theorie
ES GIBT EINE GEHEIME BUSFAHRER-GRUßZEICHEN-SPRACHE
Die große Varianz an Grußzeichen-Möglichkeiten könnte natürlich nicht nur zur o.g. Identifikationsmöglichkeit dienen, sondern auch zu einer Art geheimen Sprache. Unterstützend für diese Hypothese fällt mir ein, dass meine geliebten Busfahrer, die mich nach Hause gebracht habe, in seltenen Fällen (zumindest meiner Einbildung) ihr Grußzeichen verändert haben. Was jetzt meiner Meinung nach mit der Verkehrslage in Bautzens Innenstadt korreliert hat. So können über diese Zeichensprache Mitteilungen weitergegeben werden, die z.B. der Chef nicht erfahren soll, mögliche Streik-Vereinbarungen, STAUS oder Abkürzungen abgesprochen werden. Oder vielleicht haben sie sich auch gegenseitig beieinander beschwert, dass der Chef in der Frühstücks-Kaffee-Raucher-Pause mal wieder 3 Brötchen mehr gegessen hat, als abgemacht, und deswegen die armen Berufskollegen vom Fleische gefallen sind.
Bei einer möglichen Sprache hätte auch wieder die GBGO ins Spiel, welche die Busfahrer weltweit ausbildet, und auch VHS-Kurse in Busfahrer-Fremdsprachen anbietet. Dieses Angebot richtet sich besonders an Reisebusfahrer. Ganz weit verbreitet scheinen solche Kommunikationsfehler in Mittelmeer-Anrainer-Staaten zu sein, denn dort kommt es besonders häufig zu Problemen.....

Ach ja, aber all das brauch natürlich wie so vieles in der Welt eine tiefgehende empirische Untersuchung.

Das möchte ich machen, wenn ich groß bin!

Bis dahin les ich erstmal das hier:
http://www.busfahrer-magazin.de/

Christoph hat gesagt…

Uih, is ja doch ein bisschen lang geworden...