Der Spieler- F.M. Dostojewskij
Zum lesen dieses Beitrages wird ein Gläschen ungarischer Kadarker empfohlen, alsauch ein gewisser überheblich ruhiger Unterton, den nur die feine Gesellschaft hervorzubringen vermag .
Auf meiner litararischen Reise hin zum Lebenswerk("Die Brüder Karamasow") von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij, welcher mittlerweile zu meinem Lieblingsautor avanciert ist, habe ich heute das oben erwähnte Buch zu Ende gelesen.
Dieses möchte ich Euch heute Abend im Rahmen meiner Rezensionsreihe "Bücher die ich schon gelesen habe" vorstellen.
Erwähnter Roman stellt eines der vier bedeutendsten Werke Fjodors dar, und ist nach "Schuld und Sühne" das zweite der Kategorie, welches ich gelesen habe.
Grob zusammengefasst, handelt es von einer mittelständigen russischen Gesellschaft im verlockendem europäischen Ausland des 19. Jh., wobei die Hauptperson eine Faible zum Roulettspiel hat, und überdies noch an einer recht merkwürdigen Hingabe seiner Vorgesetzten gegenüber zu scheitern droht.
Bestechend ist dieses Buch v.a. durch die attraktive Erzählweise des Autors, der es versteht die psychischen Finessen seiner Protagonisten bis ins kleinste wesentliche Detail wiederzugeben, was es mir leicht ermöglicht mich in die Gefühls- und Gedankenwelt der Persönlichkeiten hineinzuversetzen, so dass ein besonders lebhaftes Bild der Handlung in meinem Inneren entsteht. Den Rest trägt die Handlung selber bei, die in Betracht der Ausgangssituation, welche ein halbirrer und dennoch intelligenter Student bildet, genügend Potential für Konflikte inne trägt. Umso Interessanter wird es, je mehr es sich herausstellt, das dieser Irrsinn auf keiner Krankheit gründet, sondern dem selbstverständlichstem menschlichen Anspruch entspringt, ein Leben ohne Maskerade, frei nach seinen wohlerwogenen Grundüberzeugungen hin, zu führen. Begleitet von amüsanter Redegewandheit und mehr oder weniger tiefgehenden Erörterungen, beispielsweise über die Etikette der Franzosen, gelingt es diesem Buch in die Liste der Empfehlbahren Lektüre mit aufgenommen zu werden.
Nichts desto trotz bleibt anmerkend noch zu sagen, dass hier nicht vergleichsweise die Klasse von "Schuld und Sühne" erreicht wird, da wie erwähnt die Ausführungen, insbesondere zu grundlegenden Anschauungen, zu kurz kommen, und auch neue bis ins Mark erschütternde Erkenntnisse ausbleiben, was eigentlich das Bezeichnende für Fjodor ist. Erwägt man aber, das dieser Roman binnen dreier Wochen geschrieben wurde, und durch seinen realen Hintergrund mit dem Versuch der Bewältigung der Spielsucht Fjodors und der Verarbeitung zweier unglücklicher Beziehungen, tief in die Gefühlswelt des Autors blicken lässt, so unterstreicht dies das hinzuzählen des Werkes zu den vier Bedeutendsten Dostojewskijs.
170 Seiten, 7,50€, im deutschen Taschenbuchverlag erschienen
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