was wollen sie mir denn damit sagen?
Ich habe meinen Morgen heut mal mit Zeitung lesen begonnen und bin in dem Zeitmagazin 'Campus' auf eine Bildergalerie gestoßen zum großen Thema "Verbindungen/ Burschenschaften" (Überschrift "Mutiger als jeder Punk). Die Bilder waren nicht sonderlich überraschend (weil Jungs in antiquierten Uniformen ja wahrscheinlich genau dem entsprechen, was jeder im Kopf hat, wenn er an Burschenschaften denkt). Also rein inhaltlich gab es für mich weder in dem nachfolgenden Artikel, noch in der Bildergalerie etwas überraschend Neues.
Und jetzt hier mal zwei Zitate der Bilduntertitel:
1.) "Am Ende seiner fotografischen Arbeit resümiert Julian Baumann: "Man sollte dieser konservativen Kultur genauso viel Respekt entgegenbringen wie den linksorientierten Gruppierungen." Und noch mehr, denn: "Letztlich sind die Burschenschafter in ihrer Abgrenzung mutiger als jeder Punk. Einer Verbindung anzugehören ist für meine Generation ein totales Tabu. Die Verbindungsstudenten trauen sich also, nach den Maßstäben der heutigen Jugendkultur uncool zu sein.""
2.) "Dass die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft eines Tages wieder als Normalität gelten könnte, glaubt Baumann indessen nicht. "Dafür sind die Rituale und Regeln zu antiquiert", dafür gelte das moderne Postulat der Selbstverwirklichung bei vielen als das höchste Gut. Auch deshalb ist der Eintritt in eine Burschenschaft "auf jeden Fall mutiger, als sich Chucks und einen Nietengürtel anzuziehen"."
Das verstört mich irgendwie.
Soll man jetzt antiquierten, mit millitärischen Charakter verbundenen Seilschaften Respekt zollen? ... nur weil sie ein Gegenentwurf, zur aktuellen Welt sind und aus bestimmten Gründen kein Trend.
Aber sind sie denn nicht eigentlich nur eine Abkehr in die Vergangenheit?
Was ist mit freiheitlichen, humanistischen Grundwerten, sowie Gleichberechtigung, Gewaltverzicht und repektvollem Dialog?
Es gibt doch nicht nur Punks oder Buschenschaften? Wieso spricht man ausführlich über die Extreme und kaum über Menschen die nach konstruktiven Wegen suchen?
Ich finde diese eindimensionalle Drastellung der Zeit zu diesem Thema echt schwach. Letztendlich muss es jeder mit sich selbst ausmachen, ob er aus Gründen des persönlichen Vorteils (tolle Wohnung, Beziehungen zur Wirtschaft...) sein Leben einem System unterordnet, welches mit (für mich) sehr zweifelhaften moralischen Werten einher geht.
Ein Magazin der ZEIT sollte allerdings doch ein wenig mehr an Hintergründen liefern, als ein paar 'hübsche' Bilder und eine Auflistung verschiedener Verbindungstypen, mit dem Hinweis sich vor dem Eintritt genau über den jeweiligen Verein zu informieren.
3 Kommentare:
Super Zeit-Artikel.
Anders als bei einer Burschenschaft sind institutionslose Subkulturen nicht klar definierbar, und noch weniger die Zugehörigkeit zu solchen.
Es ist ja komplett sinnlos, die Zugehörigkeit zur Punk-Kultur durch zwei Fashion-Accesoires zu definieren.
Es ist ja komplett sinnlos, überhaupt als einziges Gegenbeispiel die Punkkultur anzuführen.
Es ist ja komplett sinnlos, diesen ohnehin komplett sinnlosen Vergleich einzig unter dem Kriterium des Muts zu diskutieren.
Der Fotograf sollte fotografieren.
Deine Fassungslosigkeit erinnert mich an einen Text von Max Goldt, den ich gestern beim Einschlafen las. Es geht um Billigschreiber, die nicht nur für Billigblätter schreiben und daher in anlehung an junk mail besser junk journalists genannt werden:
An sich handelt es sich bei den junk journalists um respektable Allerweltsmenschen. Vor hundert Jahren wären sie Pferdekutscher oder Näherin geworden. Doch sie leben heute und haben daher Abitur und fühlen sich somit für normale Tätigkeiten unumkehrbar überqualifiziert. Sie könnten so wunderbar Kartoffeln schälen, aber sie wollen urteilen und durchschauen, Menschen von vermeintlichen Podesten stoßen, nachweisen, dass alle nur mit Wasser kochen.
Lieber ein Geschwür am After
als ein deutscher Burschenschaftler
hey georg...
als angehende medizinerin muss ich dir sagen, das ein geschwür am after echt nicht lustig ist!
totzdem das bessere Los.
freu mich bei euch zu sein- ihr haut mich immer wieder um.
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